GUMMERSBACH

Seit 60 Jahren nah am Menschen

us; 30.06.2019, 18:08 Uhr
Fotos: Ute Sommer --- Im Beisein vieler Amtskollegen und zahlreicher Gemeindeglieder feierte Pfarrer Günter Rindermann (Mitte) heute sein Diamantenes Priesterjubiläum.
GUMMERSBACH

Seit 60 Jahren nah am Menschen

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us; 30.06.2019, 18:08 Uhr
Gummersbach - Mit einer Festmesse in der Herz Jesu Kirche Dieringhausen begingen die Gemeindeglieder des Seelsorgebereichs Oberberg-Mitte das Diamantene Priesterjubiläum ihres Pfarrers Günter Rindermann.

Von Ute Sommer

 

Eine feierliche Prozession bei strahlendem Himmel, eine große Gottesdienst-Gemeinde und ein stimmgewaltiger, vereinigter Festchor aus dem Seelsorgebereich Oberberg Mitte. Als Anlass der seltenen 60-jährigen Priesterweihe wurden alle Komponenten zusammengetragen, die für einen unvergesslichen Feiertag zu Ehren von Pfarrer Günter Rindermann notwendig waren.

 

[In seiner Festansprache bekräftigte der Pfarrer, Sportler und Familienmensch Rindermann sein festes Vertrauen in die Treue Gottes.]

 

In Gummersbach als einziger Sohn eines Gärtnereibesitzers geboren, empfing der eigentlich designierte Betriebsnachfolger am 2. Juli 1959 im Hohen Dom zu Köln seine Priesterweihe. Nach Kaplanstellen in Brüggen, Kierdorf, Düsseldorf-Gerresheim, Nippes und Kettwig wechselte er am 27. Oktober 1968 ins Amt des Gemeindepriesters nach Dieringhausen, wo er bis zu seinem Ruhesstand 2007 auf vielen Ebenen prägenden Gemeindeaufbau leistete. „Man hat mich zum Rückblick verdonnert, mal sehen, ob mir das in 60 Minuten gelingt", schickte Rindermann heute augenzwinkernd seiner Festansprache in der Herz Jesu Kirche voraus und hatte mit dieser, seinem launigen Naturell entsprechenden Bemerkung, schon zu Beginn der Messe die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer gewonnen.

 

Mit großer Erzählbegabung, gewürzt mit Schalk und mit feinem Gespür für Ironie, rekapitulierte der heute 88-Jährige sein Werden und Wirken während der vergangenen 60 Jahre. Bedeutendste Bezugsperson war und ist bis heute Schwester Maxi, die seinerzeit, zehn Jahre nach seiner eigenen Geburt, Günters Einzelkind-Dasein beendete. "Sie und ihre große Nachkommenschaft standen Tag für Tag und Jahr für Jahr an meiner Seite", unterstrich der Familienmensch Rindermann seine tiefe Verwurzelung in dieser Lebensgemeinschaft.

 

Als "kühl" bezeichnete er seinen Berufseinstieg 1968 in Dieringhausen, wo man sich gefragt habe, was denn aus Gummersbach schon Gutes kommen könnte? Rindermann arrangierte sich für drei Jahre mit den desolaten Wohnumständen im alten Pfarrhaus, setzte den Neubau der Kirche ins Werk, was ihm im Volksmund den Beinamen des "katholischen Poliers von Dieringhausen" einbrachte. Mit unterhaltsamen Anekdoten veranschaulichte der Pfarrer seinen Full-Time Job in Gemeinde, Altenheimen, Krankenhäusern und Schulen. So hätte ihn eine Diakonisse des alten Gummersbacher Krankenhauses an der Brückenstraße diskret gebeten, den Patienten doch keine Witze zu erzählen. Seine Antwort "Liebe Schwester, mit einem Tropfen Honig fängt man mehr Fliegen, als mit einem Fass Essig", ließ dann keine weiteren Anfragen aufkommen.

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Selbstironisch kommentierte er seine nachlassende Sehkraft: "Meine Augen sind so schlecht, dass ich nicht mehr erkenne, was auf dem Teller liegt, aber Hauptsache, es liegt überhaupt was darauf". In diesem Sinne fanden manche legendären Rindermann-Zitate Eingang in die Dieringhausener Annalen. Auch als vielseitig interessierter Sportler war Rindermann mit Personen unterschiedlichster Prägungen unterwegs, hatte das Ohr dabei immer dicht an den Menschen. „Was wollen die Menschen von ihren Seelsorgern? Sie wollen in Ruhe gelassen werden", konstatierte er in seiner Ansprache. Vielmehr sei es die eigentliche Aufgabe von Geistlichen, tiefer zu schauen, sich den Kernfragen der Menschen nach dem "Woher komme ich", "Wozu bin ich" und dem "Wohin gehe ich" zu nähern. „Eine lebenslange Aufgabe mit geringen Erfolgsaussichten".

 

In tiefer Dankbarkeit gegenüber vielen Wegbegleitern blicke er in Ruhe und mit Freude auf 60 Jahre seiner Berufstätigkeit zurück. "Ich mache mir keine Sorgen um die Kirche", versicherte er, denn so wie Christus in den vergangenen 2.000 Jahren für sie gesorgt habe, werde er ihr auch künftig zur Seite stehen. Allerdings mache er sich angesichts der überbordenden Aufgabenfülle Sorgen um Kreisdechant Christoph Bersch. "Lieber Christoph, geh mit deinen Kräften sorgsam um, wir brauchen dich noch ein bisschen", empfahl er dem Amtsbruder unter dem Applaus der vielen Gottesdienstbesucher abschließend.

 

Mit Hinweis auf die anwesenden Vertreter von Schützenvereinen, Kolpingfamilien und der Feuerwehr dankte der Angesprochene seinerseits dem Diamant-Priester für die sichtbar gewordenen Früchte seines Handelns und wünschte ihm Gottes Segen im weiteren "Unruhestand". Als Vorsitzender des Dieringhausener Kirchenvorstandes gratulierte Hans-Gerd Remerscheidt und beschrieb den langjährigen Weggefährten als lebendigen Vermittler des christlichen Glaubens, der seine Überzeugung natürlicherweise im Alltag praktiziert habe. Für den Gemeinderat des Seelsorgebereichs Oberberg-Mitte überbrachte dessen Vorsitzender Stephan Juhász die Glückwünsche und schloss mit einem bekannten Rindermann Zitat, das dessen Unerschütterlichkeit angesichts der Wechselfälle des Lebens zum Ausdruck bringt: „Die anderen können machen, was sie wollen - wir bleiben katholisch".

KOMMENTARE

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Für dich bin Vicky.

Klaus , 01.07.2019, 07:53 Uhr
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