Bilder: Daniel Beer --- Klare Mehrheit für die Verbundschule.
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Bürgermeister im Büßerhemd
Gummersbach Stadtrat verabschiedete mehrheitlich Verbundvarianten bei den Dieringhausener Grundschulen sowie der Hauptschule Strombach und der Realschule Steinberg.
Diese Entscheidungen waren keine Überraschung mehr nicht für die Stadtverordneten im Gummersbacher Rat und auch nicht für die zahlreichen Zuschauer. Längst hatte sich im Vorfeld eine klare Mehrheit dafür abgezeichnet, dass die Gemeinschaftsgrundschule Dieringhausen und die katholische Grundschule als Teilstandort fusionieren sollten. Und gleiches galt im Prinzip auch für die Realschule Steinberg und die Hauptschule Strombach. Und weil die Mehrheiten klar waren, nutzten die Vertreter der Parteien ihre Wortbeiträge für Spiegelfechtereien. CDU und FDP bekundeten ihre Wertschätzung der Hauptschule, die zu Unrecht in der Öffentlichkeit in Misskredit geraten sei, und nutzten die Gunst der Stunde, nochmals zu verdeutlichen, dass sie eine Gemeinschaftsschule scheuten wie der Teufel das Weihwasser.[Konrad Gerards äußerte seine Bedenken.]
Diese Schulform wird von SPD und Grünen bevorzugt. SPD-Vertreter Thorsten Konzelmann bekundete, dass sich seine Fraktion mit dem Verbund der beiden weiterführenden Schulen schwer tue, letztlich jedoch zustimmen werde. Nachdrücklich wehrte sich Konzelmann gegen Angriffe aus den reihen der Christdemokraten gegen seine Amtsführung als Schulausschussvorsitzender. Sachlich sei dies nicht gerechtfertigt gewesen, und in der Form unverschämt. Mit dieser Form von Politik werde das gute Arbeitsklima im Rat nachhaltig gestört, meinte der Sozialdemokrat und kündigte eine schärfere Gangart seiner Fraktion an, sollte die CDU diesen Stil beibehalten.
Konrad Gerards lehnte wortreich, aber letztlich von den anderen Fraktionen ungehört den Verbund ab, weil dies weder sachlich geboten sei noch finanziert werden könne. Eine Hauptschule ist völlig fehl am Platz. Ich weiß gar nicht, warum diese Schulform noch existiert, meinte der Grüne, was ihm böse Blicke und Zurufe der Zuhörer eintrug. Die Linke schließlich fand für den Verbund der beiden weiterführenden Schulen dieselben Argumente wie CDU und FDP was viele bemerkenswert fanden.
[Schüler und Eltern verfolgten die Ratssitzung.]
Beigeordneter Peter Thome hatte zuvor die Dramatik der Situation deutlich gemacht. Ohne einen Verbund seien weder die Hauptschule Strombach noch die Realschule Steinberg auf Dauer überlebensfähig und müssten mittelfristig geschlossen werden. Doch vor dem Verbundmodell bedarf es ausreichender Anmeldezahlen. Mindestens 72 Schüler müssen sich im kommenden Frühjahr für Real- und Hauptschule anmelden - sonst bleibt die Verbundschule eine Vision. Die Verringerung der Zügigkeit der Gesamtschule Derschlag auf jetzt nur noch fünf Züge soll dem Verbund neue Schüler bringen.
Bürgermeister Frank Helmenstein war zu Beginn der Aussprache ins Büßerhemd geschlüpft und hatte Versäumnisse bei der Kommunikation mit Schulen und Eltern eingeräumt. Wir haben nicht frühzeitig und nicht angemessen informiert, lautete das kleinlaute Eingeständnis. In Zukunft werde man am Anfang entsprechender Diskussionen das Gespräch suchen. Hätte ich gewusst, dass die Dinge so aus dem Ruder laufen, würden, hätte ich anders gehandelt.