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Leserbrief: Realschule als Opferlamm

Red; 11. Oct 2010, 08:08 Uhr
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Leserbrief: Realschule als Opferlamm

Red; 11. Oct 2010, 08:08 Uhr
Gummersbach: OA-Leser Andreas Kinas kritisiert die von der Gummersbacher Stadtverwaltung ins Auge gefasste Verbundschule.
Täusche ich mich oder sind die handelnden Personen in Rat und Verwaltung tatsächlich nicht Willens, auf die berechtigten Einwände gegen die Verbundschule einzugehen? Die Standortfrage einer Verbundschule steht hier und jetzt überhaupt nicht zur Debatte. Einzig und allein die Grundsatzfrage, ob eine Verbundschule aus Haupt- und Realschule in Gummersbach gebildet werden soll, ist von Belang. Falls die von vielen Bürgern abgelehnte Verbundschule tatsächlich kommen sollte, wäre der Standort Strombach in der Tat aus räumlichen und finanziellen Gründen der geeignetere.


Nun aber zurück zur eigentlichen Grundsatzfrage. Die Hauptschulen wurden jahrzehntelang von Politik und Medien in Misskredit gebracht. Dies führte dazu, dass immer weniger Eltern ihre Kinder aus freien Stücken bei den Hauptschulen, so auch in Strombach, anmeldeten. Auf einmal werden nun von Politikern und Medien Krokodilstränen vergossen ob der Tatsache, dass die Zahl der Eingangsschüler nicht mehr für den Betrieb der Hauptschule ausreicht. Da ist guter Rat natürlich teuer.

Die einfachste und wirtschaftlichste Lösung wäre es gewesen, eine interkommunale Hauptschulkooperation mit einer der Nachbargemeinden einzugehen, wo vergleichbare Entwicklungen zu verzeichnen sind. Dies verhindern aber die lokalpolitischen Eitelkeiten der handelnden Personen. Eine Verbundschule mit der Gesamtschule bilden? Nein; die Gesamtschule ist ja das ungeliebte Kind der Stadt Gummersbach, denn sie steht dank der gymnasialen Oberstufe in direkter Konkurrenz zu den lt. Bürgermeister Helmenstein ‚mit Zähnen und Klauen’ zu verteidigenden beiden Gummersbacher Gymnasien, wie auch gegenüber der Hauptschule.

Die Gesamtschule soll aus diesem Grund trotz der jährlich hohen Zahl von abgelehnten Bewerbern einer Eingangsklasse beraubt werden, um einerseits die Anmeldzahlen bei den ‚echten’ Gymnasien und andererseits die Zahl der ‚echten’ Hauptschüler zwangsweise zu erhöhen. Bleibt also nur die Versuchs-Verbundschule zwischen Haupt- und Realschule. Nur, welcher Realschule? Hepel? Geht nicht, weil sie zu groß ist; weil dort zu viele potenzielle Widerständler befürchtet werden. Also wird die Realschule Steinberg als Opferlamm für den Altar der politischen Eitelkeiten auserkoren. Die ist klein, überschaubar und die Gegenargumente der paar Rebellen dort werden einfach ignoriert oder vorsätzlich fehlinterpretiert. So funktioniert Schulpolitik in Gummersbach, zumindest bis zur nächsten Wahl.

Abschließend noch dies für diejenigen, die es immer noch nicht verstehen wollen. Der Widerstand gegen die Verbundschule ist nicht gleichzusetzen mit einer Ablehnung der Hauptschule. Leider sind bisher kaum Stimmen zu vernehmen, welche für den Erhalt der Hauptschule eintreten. Alternativlos auf die Zwangsheirat von Haupt- und Realschule zu setzen, könnte letztendlich am Ziel vorbeiführen.

Andreas Kinas, Gummersbach
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