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Forscher ergründen Oberbergs Unterwelt

vk; 24. Nov 2011, 13:25 Uhr
Bilder: AKKH/M.Schnadwinkel.
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Forscher ergründen Oberbergs Unterwelt

vk; 24. Nov 2011, 13:25 Uhr
Engelskirchen - Weitere Gänge und Hallen im Wallefelder „Hülloch“ entdeckt - Größter bisher bekannter oberbergischer Hohlraum soll weiter erkundet werden.
Von Veronique Koch

Gestern fanden sich im Engelskirchener Rathaus Vertreter unserer Region, des Arbeitskreises Kluterthöhle und der Biologischen Station Oberberg bei Bürgermeister Dr. Gero Karhaus ein, um über die bisherigen Forschungsergebnisse der Wallefelder Höhle zu berichten und weitere Pläne zu besprechen.

Vergangenen Frühling hat der Arbeitskreis Kluterthöhle dem Remerscheider Grundeigentümer das sogenannte „Hülloch“ abgekauft und mit der Sanierung begonnen. Dabei entdeckten die Höhlenforscher zahlreiche Gänge, von denen einer 150 Meter lang ist. Die Haupthalle der Höhle ist zehn Meter hoch, 25 Meter lang und zehn Meter breit und damit der größte bisher bekannte Hohlraum im Oberbergischen. Die zweite Halle umfasst einen Raum von 12x8x4 Metern. Die Hallen der Höhle sind überwiegend natürlich, allerdings ist zu erkennen, dass sie teilweise durch den Erzabbau der Bergarbeiter vor einigen Jahrhunderten verändert wurden.

Das Wallefelder „Hülloch“ taucht in historischen Dokumenten erstmals 1755 auf. Höhlenforscher fanden Spuren, die auf mittelalterlichen Bergbau hindeuten, und stellten zudem fest, dass die Höhle 1879 von einer Brauerei als Bierkeller benutzt wurde. Ab 1978 wurde das Hülloch mit aller Art Schutt  und Müll zugekippt. Seit 2000 steht die Wallefelder Höhle nach dem "Natura 2000" Programm der EU zur Bewahrung des Lebensraumes von bestimmten Tieren und Pflanzen unter besonderem Schutz. Sie ist damit als einzige Naturhöhle des Bergischen Landes ein FFH-Schutzgebiet. Bewahrt werden sollen dadurch vor allem die seltenen Fledermausarten, die das Hülloch als Winterquartier nutzen. Die Höhle bietet unter anderem der Teichfledermaus, der Wasserfledermaus, dem großen Mausohr, der kleinen Bartfledermaus und der Fransenfledermaus ein Zuhause und gilt unter Biologen als bedeutendstes Fledermaus-Winterquartier im Bergischen Land.

„Rund 50 Fledermäuse habe ich in der Höhle entdeckt, so viele auf einmal, dass kenne ich sonst nur aus Ländern mit wärmerem Klima“, bemerkte der Leiter des Arbeitskreises Kluterthöhle und Träger des deutschen Landschaftspflegepreises Stefan Voigt. Obwohl es unter Naturschutz steht, wurde das Hülloch immer weiter vermüllt und für “Saufgelage“ missbraucht, so dass die Gemeinde Engelskirchen beschloss, die Höhle verschließen zu lassen. Diesen Herbst wurde der Eingangsbereich dann mit Hilfe der Biologischen Station Oberberg durch ein Schutztor gesichert sowie renaturiert. Finanziert wurde das Projekt vom Oberbergischen Kreis, NRW und der EU mit Fördermitteln für Maßnahmen zum Schutz von Lebensräumen und Arten.

Alle Beteiligten gehen davon aus, dass die Höhle noch um einiges größer ist und planen, sie weiter zu erkunden und freizulegen. „Es bleibt weiter spannend in der Oberbergischen Unterwelt“, verkündete Bürgermeister Dr. Gero Karthaus. Zudem sollen die Bergbauspuren genauer untersucht  und der Schutt, vor allem das verfaulende Holz, welches schädlich für die Fledermäuse ist, weiter beseitigt werden. Der Arbeitskreis ruft interessierte Bürger zur Mithilfe auf und wäre dankbar, wenn jemand weitere historische Informationen zu der Höhle liefern könnte. „Wir können uns als Gemeinde glücklich schätzen, ein so engagiertes Forschungs-Team zu haben und wollen dieses auch so weit wie möglich unterstützen“, so Karthaus.


[Bild: Veronique Koch --- Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus, Vorsitzender des Arbeitskreises Kluterthöhle Stefan Voigt, Vorsitzender der Biologischen Station Oberberg Frank Herhaus und Mitarbeiter des Oberbergischen Kreises Volker Scheffels-von Scheidt (v.l.) freuen sich auf weitere Entdeckungen im Hülloch.]


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