Bilder: Susan Wolters --- Ein bemühter Bürgermeister versuchte die skeptischen Eltern und Lehrer zu überzeugen.
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Weiter Zoff um Morsbacher Gemeinschaftsschule
Morsbach Bürgermeister Jörg Bukowski ist von den Qualitäten und Vorteilen einer Gemeinschaftsschule überzeugt Eltern und Lehrer wehren sich mit provokanten Fragen.
Ein volles Haus bot sich Bürgermeister Jörg Bukowski und seinen Mitrednern gestern Abend bei der Informationsveranstaltung zur Errichtung einer Gemeinschaftsschule in Morsbach, die im Pädagogischen Zentrum der Hauptschule stattfand. Zusammen mit Vertretern der Bezirksregierung Köln und einer Arbeitsgruppe versuchte Bukowski die erhitzten Gemüter der anwesenden Eltern und Lehrer zu beschwichtigen und ihnen Sinn und Zweck der geplanten Gemeinschaftsschule näher zu bringen. Mit Zahlen und Fakten machte er deutlich, dass die verlangten Mindestanmeldungen an der Realschule sowie der Hauptschule im kritischen Jahr 2014/2015 nicht mehr gewährleistet sind und so auch das Fortbestehen der beiden Schulformen gefährdet ist. Deswegen müssen wir etwas Besseres schaffen, etwas, das auch mengenmäßig mehr Morsbacher Kinder in Morsbach hält.
Nachdem der Versuch, eine Gesamtschule zu errichten, wegen fehlender Anmeldungen gescheitert war, unterzeichnete Bukowski vor Kurzem einen Beschluss des Düsseldorfer Ministeriums für Schule und Weiterbildung zur Sicherung der Sekundarstufe I., der sich auf den Modellversuch Gemeinschaftsschule bezieht. Diese Schulform kann mit nur 69 Anmeldungen pro Jahr - drei Klassen a 23 Schülern, maximal 25 - bestehen. Ich bin überzeugt, dass genug Anmeldungen für eine Gemeinschaftsschule zusammen kommen werden, so Bukowski. Er rechnet mit einer Übergangsquote von 80 Prozent zurzeit sind es 60 Prozent.
Seinen Ausführungen folgte die Vorstellung des pädagogischen Konzeptes an der neuen Schule, das von einer Arbeitsgruppe entwickelt wurde. So findet an der Gemeinschaftsschule zum Beispiel integrierter Ganztagsunterricht statt. Kinder, die den sogenannten Qualitätsvermerk nach der 10. Klasse erhalten, können auch das Abitur machen. Außerdem soll es Selbstlerngruppen, Förder- und Forderkurse, Profilgruppen, die nach Neigung gewählt werden können und Betriebspraktika geben.

[Von Eltern und Lehrern kamen viele provokante Fragen.]
Die Vorbehalte der besorgten und wütenden Eltern bezogen sich im Wesentlichen auf drei Punkte. Zum einen wünschen sie sich kooperativen Unterricht, da sie ein sinkendes Niveau für Kinder mit einer Realschul- beziehungsweise Gymnasialempfehlung befürchten. Aufgrund der kleinen Klassen aber werden leistungsstarke Schüler gefordert und leistungsschwache Schüler nicht vergessen, so Marion Grau vom Dezernat 44 der Bezirksregierung Köln. Außerdem möchten Eltern und Lehrer die Real- sowie Hauptschule lieber attraktiver gestalten und mehr Schüler anlocken, um so die Schließung der beiden Einrichtungen zu verhindern. Der dritte Kritikpunkt konzentriert sich auf die beiden vermeintlich auslaufenden Schulen in Morsbach. Die Lehrer seien dadurch nicht mehr motiviert genug, hieß es, was sich wiederum negativ auf die Kinder auswirke. Laut Grau haben Erfahrungen von anderen Neugründungen aber nichts dergleichen gezeigt. Wiederholt gab es zustimmenden Applaus der Anwesenden für gestellte Fragen oder geäußerte Meinungen, die mit der Zeit immer provokanter wurden. Die Vertreter um Bürgermeister Bukowski hingegen mussten sich mit vereinzeltem Gelächter abfinden.
Um die Neugründung einer Gemeinschaftsschule in Morsbach zu beschließen, muss eine formelle Befragung der Eltern der dritten und vierten Jahrgänge sowie der Schulkonferenzen beider Schulen und der Nachbarkommunen stattfinden. Der endgültige Entschluss fällt schließlich in der Ratssitzung. Der Antrag soll bereits Ende Dezember dem Düsseldorfer Ministerium vorliegen, damit zu Beginn der Anmeldefristen im Februar alles geklärt ist. Es ist besser, jetzt zu handeln und sich auf etwas Neues einzulassen, anstatt die Schließung der weiterführenden Schulen in Morsbach zu riskieren, betonte Bukowski abschließend, Ich möchte, dass wir hier in Zukunft eine weiterführende Schule haben.
