Bilder: Michael Gauger --- Das klassische Schmieden eines Hufeisens gehörte, genau wie die historischen Wasserhämmer an der Leppe, zur Nacht der Schmiedefeuer dazu
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Glühendes Metall und klingende Ambosse
Oberberg - An vier bergischen Standorten erklangen im Rahmen der Nacht der Schmiedefeuer wieder die Ambosse - Die Schmiedetechnik aus vergangenen Zeiten und der rotglühende Stahl zogen erneut viele Begeisterte an die flackernden Schmiedefeuer.
Von Michael GaugerVon 19 bis 22 Uhr loderten in diesem Jahr gleich an vier Orten im Bergischen die Schmiedefeuer auf. Neben dem Freudenthaler Sensenhammer in der Nähe von Leverkusen, bei dem an dem Freitagabend das Schmieden von Sicheln und Sensen vorgeführt wurde, fanden sich zahlreiche Besucher im Freilichtmuseum Lindlar, dem Engelskirchener Oelchenshammer und erstmalig auch im Stellershammer auf dem Gelände der Firma Christoph Höver & Sohn in Lindlar-Oberleppe ein.
[Panagiotis Lapanoudis (links) und Engelbert Broich demonstrieren das Schmieden am Amboss.]
Im Lindlarer Freilichtmuseum blickte man dem Hufschmied bei seiner anstrengenden Arbeit in der Dorfschmiede über die Schulter. Neben den klassischen Hufeisen wurden dort früher Dinge für die Landwirtschaft hergestellt. Dazu zählten Pflugscharen, Beschläge oder auch Nägel. An diesem Abend sollten die mächtigen Hufe der Kaltblüter beschlagen werden. Im Oelchenshammer bei Bickenbach hatte man gleich mehrere Eisen im Feuer. Neben dem Hufschmied auf dem Vorplatz war auch der wasserbetriebene Hammer in der Hammerschmiede im lautstarken Einsatz. Wie in alten Zeiten, als hier für die bergischen Betriebe Messer, Sensen und andere hochwertige Werkzeuge hergestellt wurden, bearbeitete der Reckschmied sitzend das glühende Eisen.
Zum ersten Mal wurde hier im Rahmen dieser Veranstaltung auch das Formguss-Verfahren ausgiebig vorgestellt. Dabei wurde eine spezielle Kupferlegierung auf etwa 1000 bis 1050 Grad Celsius erhitzt. Diese wird in vorbereitete Kästen gegossen, in die vorab eine Form in speziellen Sand gedrückt wurde. Mittels eingebrachter Gieß- und Luftkanäle kann so die flüssige Legierung in feinste Verästelungen im Sand fließen. Nach etwa 15 Minuten, die das Metall zum Erstarren benötigt, wird die Form geöffnet und das Werkstück kann zur Nachbearbeitung entnommen werden.
Der Formsand kann direkt für weitere Kastenformen benutzt werden. Etliche Besucher ließen sich den interessanten Gießvorgang mit der glühenden Flüssigkeit nicht entgehen und lauschten den Ausführungen zum Thema. Zu fortgeschrittener Stunde standen bei der Biologischen Station Oberberg, die an diesem Tag erneut mit ihrem Naturmobil hier Halt machte, nicht nur für junge Besucher mit einer Fledermaus-Führung spannende Einblicke in die geheimnisvolle Welt dieser nachtaktiven Tiere am Oelchenshammer auf dem Programm.
[Zum ersten Mal dabei: Der Stellershammer als vierte Station.]
Schmiedetechnik von gestern und heute konnte Harald Höver als Geschäftsführer der Firma Chr. Höver & Sohn in Lindlar-Oberleppe präsentieren. Zum ersten Mal bei dieser Veranstaltung dabei war der Stellershammer, der sich auf dem Firmengelände befindet. Das Objekt wurde nach 1970 in den Jahren 2012/2013 erneut aufwendig renoviert. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der wasserbetriebene Hammer, der ebenfalls durch das Flüsschen Leppe gespeist wird, erstmalig in Betrieb genommen. Mit dem Hammer, der auch heute wieder durch eine vier Tonnen schwere Eichenwelle angetrieben wird, fertigte man seinerzeit Brechstangen, Spitzhacken, Hämmer, Keile und diverse andere Produkte für die umliegende Steinbruchindustrie und die hiesige Landwirtschaft. Nach einigen historischen Schmiedevorführungen führte Harald Höver seine Gäste persönlich in die moderne Werkshalle, um dort die heutige Variante des Schmiedens Dank der an diesem Abend noch laufenden Produktion zu erklären und vorzuführen zu lassen.