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Ausschuss votiert für Kaiserstraße der Extraklasse

nh; 24. Jan 2018, 11:45 Uhr
Visualisierungen: Stadt Waldbröl, Planergemeinschaft ASS Hamerla, Gruß-Rinck, Wegmann und Partner sowie Ingenieursbüro Donner und Marenbach --- Zwei breite Gehwege dominieren die neue Kaiserstraße, die von 44 Bäumen gesäumt wird.
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Ausschuss votiert für Kaiserstraße der Extraklasse

nh; 24. Jan 2018, 11:45 Uhr
Waldbröl - Ab Sommer 2019 soll die Kaiserstraße zwischen Brölbahnkreisverkehr und Friedensstraße zur Einbahnstraße umgebaut werden und viel Aufenthaltsqualität unter 44 Bäumen bieten - Bürgerinformation im Februar.
Von Nils Hühn

Es ist ein schöner Sommertag im August 2021. Über Waldbröl lacht die Sonne und mit dem Fahrrad fahre ich durch den Brölbahnkreisverkehr und biege bergauf auf die Kaiserstraße ab. Links und rechts der Fahrbahn machen mich zwei große Fahnen darauf aufmerksam, dass ich mich nun auf Waldbröls Hauptgeschäftsstraße befinde. Zahlreiche Bäume säumen die Einbahnstraße, auf der ich mit meinem Rad einen eigenen Schutzstreifen habe. Viele Menschen kreuzen die Fahrbahn oder flanieren auf den sehr breiten Gehwegen, auf denen viele Geschäfte ihre Waren anbieten oder Cafés mit ihrer Außengastronomie zum Verweilen einladen.

Immer wieder komme ich auf dem gut einen Kilometer langen Stück an kleineren Plätzen vorbei, wo Menschen unter den schattenspendenden Bäumen sitzen. Für mein Fahrrad gibt es viele Abstellmöglichkeiten und ich sehe nur vereinzelt Lieferwagen in den Ladezonen. Dafür gibt es schöne Aufgänge, die die Kaiserstraße mit den anderen Straßen verbindet. Am Ende des Boulevards gibt es kein Merkurgebäude mehr, sondern eine nette Einkaufspassage und wieder erscheinen zwei übergroße Fahnen, die mir signalisieren, dass ich das Ende von Waldbröls neuer Mitte erreicht habe.


[Am Brölbahnkreisverkehr könnte ein Platz mit hoher Aufenthaltsqualität entstehen.]  

So oder so ähnlich könnte es in Waldbröl ab Sommer 2021 aussehen. „Ich kann es mir bereits gut vorstellen“, meinte gestern Abend Claudia Hein, Grünen-Mitglied des Ausschusses für Bauen und Verkehr. Gerade hatte Joachim Hamerla vom Planungsbüro ASS den Vorentwurfsplan zur Umgestaltung der Kaiserstraße vorgestellt. Der neue Plan sieht vor, dass die Hauptgeschäftsstraße deutlich an Aufenthaltsqualität gewinnt. Eine Aufwertung des Zentrums entlang dieser wichtigen Achse sei eine Schlüsselmaßnahme, so Hamerla. Zur Erreichung des Ziels, die Stadt zukunftsfähig und attraktiv zu machen, ist der Plan aus seiner Sicht notwendig und gesamtwirtschaftlich sinnvoll.

Gelingen soll dies durch sehr breite Gehwege, die an der schmalsten Stelle mindestens 2,50 Meter breit sind (bisher 1,50 Meter), aber auch bis zu fünf Meter breit sein können und damit Raum für Aufenthalt, Außengastronomie und Flanieren bieten sollen. Geprägt wird die 1.200 Meter lange Einbahnstraße zwischen Brölbahnkreisverkehr und Friedensstraße von 44 Bäumen, die eine Allee bilden. Bergauf gibt es einen 1,50 Meter breiten Schutzstreifen auf der insgesamt nur noch 4,50 Meter breiten Fahrbahn, die zuvor über elf Meter breit war. In der Gegenrichtung teilen sich Fußgänger und Radfahrer den Bürgersteig.


„Die Gestaltung muss hochwertig sein“, erklärte Hamerla, dass die Materialen von Möblierung und Beleuchtung hohe Qualität haben werden. Parkplätze sind in dem Entwurf nicht vorgesehen, diese wären auch nicht förderfähig. Es sind aber acht Ladezonen eingeplant, die außerhalb des Lieferverkehr-Zeitfensters als Parkraum genutzt werden könnten. An den Einmündungen zur Nümbrechter- und Friedensstraße werden Ampeln installiert. Ansonsten wird es keine Querungshilfen geben. Da die Fahrbahn nun deutlich schmaler ist und nur aus einer Richtung Verkehr kommt, sollen diese auch nicht benötigt werden.

Um für mehr Sicherheit auf dem Abschnitt zu sorgen, wünschen sich die Ausschussmitglieder Tempo 30. Da die Kaiserstraße aber Bundesstraße bleibt, kann der Stadtrat dies nicht entscheiden. Bei den zuständigen Behörden soll jedoch vorgefühlt werden, ob ein Tempolimit möglich ist. Bis auf Reinhard Grüber von der FDP waren die anderen Ausschussmitglieder überzeugt von dem Entwurf, der von ASS gemeinsam mit der Verwaltung und dem Oberwiehler Ingenieursbüro Donner und Marenbach erarbeitet wurde. Grüber freue sich zwar über die Aufwertung der Kaiserstraße, kritisierte jedoch, dass dies auf Kosten der Anwohner von Bahnhofs- und Vennstraße gehe, wo er selbst wohnt.


[Die Einmündung der Friedensstraße in die Kaiserstraße bildet das zweite Tor zur Hauptgeschäftsstraße und soll, beispielsweise durch zwei Fahnen beiderseits der Fahrbahn, als solches gekennzeichnet werden.]  

Im Grundförderantrag von 2013 wurden die Kosten für die Nebenanlagen (Gehsteig etc.) mit 870.000 € eingeplant, wovon 702.000 € Fördermittel wären und 140.000 € Eigenanteil der Stadt. Hinzu wären 168.000 € der Anlieger gekommen, die sich im Rahmen des Kommunalabgabengesetzes beteiligen müssen. Zusätzlich wären für sie Kosten für Parkplätze entstanden, die damals noch nicht berücksichtigt wurden. Die aktuelle Kostenschätzung beläuft sich auf 1,7 Millionen Euro für die Nebenanlagen, wovon die Städtebauförderung des Landes 1,2 Millionen Euro übernimmt. Der Eigenanteil der Stadt liegt bei 247.000 € und von den Anliegern müssten 516.000 € bezahlt werden. Das sind rund 215 € pro Meter.

Joachim Hamerla machte dabei noch einmal deutlich, dass der Rat mit seiner Entscheidung im Jahr 2015 für eine Entlastung der Anlieger gesorgt hätte, als beschlossen wurde, dass sich die Anlieger statt mit vorher 80 Prozent nur noch mit 50 Prozent beteiligen müssen. Außerdem wurde beschlossen, dass der KAG-Beitrag nur für eine Gehwegbreite bis 2,5 Meter gezahlt werden muss. Die höheren Baukosten können derweil im Rahmen der Finanzierung der Gesamtfördermaßnahme abgebildet werden, ohne dass das Gesamtbudget überschritten wird. Mit einer Gegenstimme von Reinhard Grüber votierte der Ausschuss mehrheitlich dafür, dass der Vorentwurfsplan „Kaiserstraße mit hoher Aufenthaltsqualität“ in einer Bürgerversammlung vorgestellt wird.


[Nicht mehr das Auto, sondern der Mensch soll Vorrang auf der Kaiserstraße haben. Die Fahrbahn soll sich von 11,50 Meter auf 4,50 Meter verkleinern und Platz für breite Gehwege schaffen.]

Diese soll bereits im kommenden Monat stattfinden. Hamerla versprach, dass jeder Anlieger in diesem Sommer persönlich kontaktiert werde, um die Pläne zu besprechen und auch die Kosten zu erklären. Die Ausgaben für die neue Fahrbahn trägt Straßen.NRW derweil komplett und den Kanalbau übernimmt das Abwasserwerk der Stadt. Nach der Bürgerversammlung soll der Entwurfsplan erarbeitet werden und im Herbst ein Beschluss gefasst werden, damit die Förderanträge rechtzeitig gestellt werden können. Im August 2019 könnten dann die Bauarbeiten beginnen, die bis Sommer 2021 andauern würden.

Ein früherer Start der Maßnahme ist nicht möglich, da erst die anderen Straßen fertiggestellt werden müssen. Parallel zur Entwicklung der Kaiserstraße läuft die Entscheidung zum Merkurkomplex, bei dem im diesen Sommer Klarheit herrschen soll, was genau passiert. Bis es soweit ist, kann man sich schon einmal gedanklich auf eine Reise über Waldbröls Boulevard machen.
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