Archiv

Ein weiterer Leserbrief zur Gesamtschule Morsbach

Red; 2. Feb 2010, 10:57 Uhr
Oberberg Aktuell
ARCHIV

Ein weiterer Leserbrief zur Gesamtschule Morsbach

Red; 2. Feb 2010, 10:57 Uhr
Morsbach – Ferdi Wagener wundert sich in der Diskussion um die Gesamtschule über fehlendes Niveau und mangelnde Sachkenntnis.
Mit Erschrecken und Verwunderung verfolge ich die Leserbriefe und Kommentare zum Thema Gesamtschule Morsbach. Es ist beschämend, auf welch niedrigem Niveau und teilweise von keinerlei Sachkenntnis getrübt, über ein sehr wichtiges Thema geschrieben wird. Andersdenkende werden dabei häufig diffamiert und beschimpft. Ich unterstelle jedem, egal ob er Befürworter oder Kritiker der Gesamtschule ist, dass er aus seiner Sicht das Beste für Morsbach und unsere Schullandschaft will. Zur Demokratie gehört es, dass man andere Meinungen respektiert. Man kann und soll sich sachlich auseinandersetzen. Dabei kann es auch mal hart zur Sache gehen. Persönliche Angriffe und Diffamierungen sind jedoch nicht tolerierbar. Auch die oft unsachlichen Angriffe auf die Bezirks- und Landesregierung, sowie auf Politiker sind teilweise unerträglich.

Nimmt beispielsweise die Bezirksregierung die gleichen Rechte in Anspruch wie die Gemeinde Morsbach, nämlich die Anrufung eines Gerichtes, ist dies Behördenwillkür, Missachtung des Elternwillens, vorsätzliche Verwirrungs- und Verzögerungstaktik, Schikane usw.. Ist die Inanspruchnahme von Rechtsmitteln nur dann gut, wenn sie den eigenen Interessen dient? Ein fragwürdiges Rechtsverständnis.

Ein Blick in das Schulgesetz NRW wäre hier sehr hilfreich, um die Vorgehensweise der Bezirksregierung zu verstehen. Insbesondere die Paragrafen 80 und 82 schreiben die Verfahrensweise vor. Im Genehmigungsverfahren für die Gesamtschule Morsbach werden die gleichen Maßstäbe angelegt, wie für jeden anderen Antrag auf Genehmigung einer neuen Schule. Die Bezirksregierung als Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde ist verpflichtet, entsprechend den Vorgaben des Gesetzes zu verfahren. Bedingung für die Genehmigung einer Gesamtschule ist beispielsweise eine Mindestschülerzahl, deren Bestand auf mindestens fünf Jahre gesichert sein muss. Ist diese Mindestschülerzahl nur mit Schülern aus Nachbargemeinden zu erreichen, ist ein gemeinsames Schulentwicklungskonzept mit den Nachbargemeinden vorgeschrieben.

Gerade diese Mindestschülerzahl ist für eine Gesamtschule sehr wichtig, damit ihr pädagogisches Konzept, nämlich das Angebot alle Schulabschlüsse bis zum Abitur anzubieten, umzusetzen. Wenn beispielsweise die gymnasiale Oberstufe auf Grund zu geringer Schülerzahlen mit Empfehlung für diese Oberstufe nicht eingerichtet werden kann, ist dieses Konzept nicht umsetzbar. Im Übrigen sind diese gesetzlichen Vorgaben keine Erfindung der jetzigen schwarz/gelben Landesregierung, sondern wurden von der rot/grünen Vorgängerregierung geschaffen. Sie sind auch sehr sinnvoll, weil sie den Bestand dieser Schulen sichern und Konkurrenzsituationen mit Nachbargemeinden verhindern sollen.

Es wäre absolut verhängnisvoll, wenn eine Gesamtschule eingerichtet wird und man nach einigen Jahren feststellt, dass sie z.B. auf Grund der demografischen Entwicklung, nicht bestandsfähig ist bzw. nicht mehr alle Schulabschlüsse anbieten kann. Die Tatsache, dass eine zukünftige Gesamtschule höchstwahrscheinlich keine Ganztagsschule sein wird, war vielen Initiatoren der Gesamtschule schon länger bekannt. Darüber wurden die Eltern aber nicht informiert. Fast alle Eltern sind davon ausgegangen, dass diese Gesamtschule eine Ganztagsschule sein wird. Das sie es vermutlich nicht wird, bezeichnet man auch sehr schnell wieder als Willkür und Verhinderungstaktik.

Es scheint kaum bekannt zu sein, dass die jetzige Landesregierung eine Schulreform beschlossen hat, die vielfältige Maßnahmen beinhaltet. Danach sollen beispielsweise alle Schulen, unabhängig von der Schulform, Ganztagsschulen werden. Diese Reform wird Zug um Zug umgesetzt. Der Gemeinderat der Gemeinde Morsbach hat im vergangenen Jahr ein entsprechendes Angebot der Landesregierung für unsere Schulen mehrheitlich abgelehnt. Damit wurden auf 200 000,-€ Landeszuschuss für bauliche Maßnahmen, z.B. Bau einer Mensa, und auf ca. 30 Prozent mehr Lehrer verzichtet. Man befürchtete nämlich, dass sich dadurch die Chancen für die Gesamtschul verschlechtern würden.

Der Vorwurf, der häufig erhoben wird, die Landes- bzw. Bezirksregierung wolle Gesamtschulen aus ideologischen Gründen verhindern, lässt sich leicht widerlegen. Die rot/grüne Landesregierung hat in ihrer letzten Legislaturperiode eine Gesamtschule in NRW genehmigt, während die jetzige bereits sieben Gesamtschulen genehmigt hat. Drei Anträge befinden sich in der Genehmigungsphase. Die Bildungsministerin, Frau Sommer, hat eindeutig erklärt, dass Gesamtschulen wichtig für unsere Schullandschaft sind. Ihrer Meinung nach brauchen wir beide Schulsysteme. Im Einzelfall ist zu entscheiden, welche Schulform für den jeweiligen Standort am besten geeignet ist. Um nichts anderes geht es.

Ferdi Wagener, Morsbach

Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die unserer Leser. Die Redaktion behält sich vor, beleidigende, verleumderische, diskriminierende oder unwahre Passagen zu entfernen, Texte zu kürzen und gegebenenfalls nicht zu veröffentlichen.     
WERBUNG
MoDiMiDoFrSaSo
2829301234567891011121314151617181920212223242526272829303112345678
MoDiMiDoFrSaSo
2829301234567891011121314151617181920212223242526272829303112345678