Bilder: Fabian Nitschmann --- Hans Peter Lindlar (li.), Ulrike Klatt und Jürgen Greis führten eine sachliche Diskussion zum Thema Gesamtschule, bei der es um Finanzkraft, rückläufige Schülerzahlen und das Image der Hauptschule ging.
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RP sieht keine Chance für Gesamtschule
Morsbach Hans Peter Lindlar besuchte Haupt- und Realschule in Morsbach und machte sich ein Bild von der Lehrsituation Regierungspräsident sprach sich für Verbundschule aus.
Von Fabian NitschmannAm heutigen Vormittag konnten die Schulleiterin der Realschule, Ulrike Klatt, und ihr Kollege von der Hauptschule, Jürgen Greis, den Regierungspräsidenten, Hans Peter Lindlar, an ihren Einrichtungen begrüßen. Lindlar hatte sich nach Morsbach aufgemacht, um sich die bestehenden Schulen anzuschauen und die im Raum stehende Gesamtschule erneut zu thematisieren.
Dabei gab Lindlar unter anderem an, dass die Bezirksregierung nicht geplant habe, die Schullandschaft in Morsbach umzugestalten, und dass dieses Thema ausschließlich von der Verwaltung der Gemeinde angestrebt worden sei. Hauptschulrektor Greis kritisierte diese Haltung der Regierung, die scheinbar keinen Handlungsbedarf in Morsbach erkenne und erklärte, dass er keine Perspektiven für eine einzügige Hauptschule in Morsbach sehe. Ich bin mit Leib und Seele Hauptschullehrer. Aber in diesem Fall wäre eine Gesamtschule die bessere Wahl, sagte der Schulleiter.

[Regierungspräsident Lindlar kann sich mit einer Gesamtschule in Morsbach nicht anfreuden.]
In seinen Ausführungen, in denen er die bestehenden Schulformen verteidigte und sich im Falle der Existenzfrage der Einrichtungen klar für eine Verbundschule aussprach, nannte Lindlar unter anderem die Finanzkraft der Gemeinde und die fehlende Zusammenarbeit zwischen den Nachbarkommunen als Gründe für die Bedenken der Bezirksregierung. Wenn ich lese, dass die Gemeinde Morsbach direkt in den Nothaushalt rutscht, frage ich mich, wie sie die freiwilligen Ausgaben bei den Schülerfahrtskosten tragen will, machte der Regierungspräsident klar. Außerdem war er überzeugt, dass die meisten der abgelehnten Schüler an Gesamtschulen in Waldbröl und Reichshof potentielle Hauptschüler sein müssten, die man aufgrund der Leistungsheterogenität nicht alle in Morsbach aufnehmen könne.
Wenn die abgelehnten Schüler alle potentielle Hauptschüler wären, sähen die Anmeldezahlen an dieser Schulform anders aus, entgegnete Greis auf die Aussage Lindlars und stellte außerdem die repräsentative Aussagekraft des aktuell laufenden Anmeldeverfahrens in Frage: Die Eltern sind sehr verunsichert. Wäre ich an deren Stelle gewesen, hätte ich mein Kind bei so vielen Unklarheiten auch nicht in Morsbach angemeldet.
Ein Grund für diese Verunsicherung ist auch die offene Frage der Ganztagssituation an einer möglichen Gesamtschule in Morsbach, die ebenfalls angesprochen wurde und bei der die drei Gesprächspartner keine einhellige Meinung zeigten. Auch dies ist ein finanzieller Faktor: Durch den Ganztag müssen etwa 30 Prozent mehr Lehrer an einer Schule eingestellt werden, erläuterte der Vertreter der Bezirksregierung, die sich in Morsbach allerdings schon einmal für die Bewilligung einer Ganztagsstelle an der Realschule, parallel zu der laufenden Stelle an der Hauptschule, ausgesprochen hatte.
Welche Schulform zukünftig in Morsbach angeboten wird, klärt sich voraussichtlich Ende der kommenden Woche, wenn das Anmeldeverfahren der drei möglichen Schulen beendet ist. Während an der Hauptschule bisher 21 Anmeldungen eingegangen sind, ließ Bürgermeister Jörg Bukowski vor einigen Tagen verlauten, dass an der Gesamtschule noch weit weniger als 112 Kinder angemeldet wurden.