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Gummersbach vor ungewisser Schul-Zukunft

bv; 14. Apr 2010, 13:06 Uhr
Oberberg Aktuell
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Gummersbach vor ungewisser Schul-Zukunft

bv; 14. Apr 2010, 13:06 Uhr
Gummersbach – Rückgang der Schülerzahlen und die Fragezeichen bei der Schulpolitik des Landes sorgen bei Parteien und Verwaltung für zahlreiche Sorgenfalten.
Von Bernd Vorländer

Zahlen sprechen Bände. Jedenfalls wurde auch dem letzten Ausschussmitglied beim gestrigen Gummersbacher Schulausschuss deutlich, dass die Folgen der demografischen Entwicklung keine böse Zukunftsvision sind, sondern Realität. Die Zahl der Grundschulkinder geht kontinuierlich zurück. Eine Entwicklung, die in den kommenden Jahren an Dramatik zunehmen wird.

Der Demographiebericht des Oberbergischen Kreises geht für Gummersbach davon aus, dass es im Jahr 2015 fast 17 Prozent weniger Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren geben wird. Dies dürfte gravierende Folgen, also auch Schulschließungen nach sich ziehen. Letztere schließt Beigeordneter Peter Thome derzeit zwar aus, „aber wenn die Entwicklung so weitergeht, werden wir wohl nicht mehr alle Schulen benötigen“.  Sehr unterschiedlich ist die Entwicklung auch in einzelnen Gebieten der Stadt. Während in der Grundschule Körnerstraße mit 65 angemeldeten Kindern geradezu ein Boom zu verzeichnen ist, sinkt die Zahl in der Grundschule Hülsenbusch immer weiter. Derzeit sind dort gerade einmal 24 Kinder für das nächste Schuljahr angemeldet. Hülsenbusch ist damit die erste Grundschule im Stadtgebiet, die im nächsten Schuljahr nur eine Eingangsklasse stellen wird.

Schwierig ist die Lage auch bei einzelnen weiterführenden Schulen. Bei derzeit 20 Anmeldungen ist Thome zufrieden, dass man in der Hauptschule Strombach auf jeden Fall eine Eingangsklasse im 5. Schuljahr wird bilden können. Alles andere als rosig sieht es dagegen derzeit noch bei der Realschule Hepel mit 78 Anmeldungen (Vorjahr zum selben Zeitpunkt 116), der Realschule Steinberg mit 46 Anmeldungen (60) und im Gymnasium Grotenbach mit 84 Anmeldungen (102) aus. Einen kleinen Anstieg verzeichnet das Gymnasium Moltkestraße mit 67 Anmeldungen (60), während die Gesamtschule Derschlag bei über 200 Anmeldungen und 180 Plätzen nicht den Ansturm bewältigen kann und Absagen schreiben muss, wie das auch die Freie Christliche Bekenntnisschule tut. Dort ist geradezu ein "Run" auf die einzelnen weiterführenden Schulformen zu erkennen. 57 Anmeldungen gab es dort für die Hauptschule (38), von denen aber nur 24 aufgenommen wurden. In der Realschule standen 104 Anmeldungen (65) nur 57 freie Plätze gegenüber, und im gymnasialen Bereich gab es 80 Anmeldungen (54) bei 58 Aufnahmen.

Thome empfahl dem Ausschuss, den Schulentwicklungsplan, der erst 2011 obligatorisch hätte erstellt werden müssen, um ein Jahr vorzuziehen, was eine Mehrheit ähnlich sah. Abwarten müssen Verwaltung und Politik jedoch den 9. Mai. Mit den Landtagswahlen dürfte sich auch in der Schulpolitik des Landes erheblich ändern. Zwar halte die CDU noch am dreigliedrigen Schulsystem fest, doch angesichts der demografischen Entwicklung werde man nicht umhin kommen, über neue Schulformen nachzudenken, so Thome. Dass von den Düsseldorfer Vorgaben viel abhängt, lässt sich leicht vorstellen. So wird auch Gummersbach schon bald die Weichen stellen müssen, um die Zusammenlegung von Schulformen zu forcieren. Mittelbar wird diese Entwicklung auch Auswirkungen auf das Gebäudemanagement haben. Oder anders ausgedrückt: Welche Verwendung finden leer stehenden Schulgebäude in fünf bis zehn Jahren?    
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