Bilder: Bernd Vorländer --- Sie wollen ihre Schule erhalten: Die Schüler der Realschule Steinberg.
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Schulstreit in GM: Das war ganz schlechter Stil
Gummersbach Auseinandersetzungen über Zukunft der Realschule Steinberg Eltern werfen Bürgermeister Bevorzugung der Gymnasien vor Verwaltung versichert, dass es keine rasche Entscheidung gibt (AKTUALISIERT).
Von Bernd VorländerGummersbach rühmte sich in der jüngeren Vergangenheit damit, gerade in der Schulpolitik alle Entscheidungen im Konsens zu treffen. Diese Zeiten scheinen jetzt vorbei zu sein, nachdem Bürgermeister Frank Helmenstein in der Öffentlichkeit einen Schulverbund zwischen der Hauptschule Strombach und der Realschule Steinberg am Standort Strombach ins Spiel brachte. Das war ganz schlechter Stil, ist der stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende der Realschule Steinberg, Günter Berges, erbost. Mit keinem Wort habe der Rathauschef oder ein anderes Mitglied der Verwaltung auf eine derartige Entwicklung im Vorfeld hingewiesen. Selbst der Schulleiter war nicht informiert, so Karin Judt, Lehrerratsvorsitzende an der Schule.
Bürgermeister Helmenstein wies die Vorwürfe zurück, die Schule habe im Vorfeld keine Kenntnis von den Entwicklungen gehabt. "Ich hatte den Schulleiter der Realschule Steinberg persönlich zu einem Gespräch am 16. September mit dem Schulleiter der Hauptschule Strombach eingeladen, indes ist ersterer dieser Zusammenkunft ferngeblieben. Da kann sich jeder seinen eigenen Reim drauf machen", so Helmenstein. Zudem sei in einer Schulleiterkonferenz bereits weit vorher auf die Thematik aufmerksam gemacht worden.
Die Aufregung und Empörung an der Schule, bei Eltern und Schülern ist jedenfalls riesig. An geordneten Unterricht ist derzeit gar nicht zu denken, weil die Schüler die Entwicklung der vergangenen Tage sehr betroffen gemacht hat, berichtet Günter Berges. Hinnehmen will man jedenfalls eine Entscheidung gegen den Steinberg nicht und alle Möglichkeiten nutzen, den Protest auch in die Öffentlichkeit zu tragen. Dabei ist man überzeugt, gute Argumente zu besitzen. So habe der Steuerzahler in den vergangenen Jahren mehrere Millionen Euro in die Schule, etwa in eine neue Mensa gesteckt. Viele Eltern entschieden sich zudem bewusst für den Standort Steinberg, weil die dortige pädagogische Struktur mit verlängerten Schulstunden, einem auf die Bedürfnisse der Schüler abgestimmten Lehrer-Raum-Konzept, zahlreichen Arbeitsgemeinschaften und Förderkursen den Anspruch nach guter Bildung erfüllten.
[Sind verärgert über die Gummersbacher Verwaltung: Karin Judt und Günter Berges.]
Nur der Bürgermeister hat dies offenbar nicht im Blick, denn er setzt eine Meldung in die Welt, ohne unsere Schule wirklich zu kennen, so Günter Berges. Dass die Realschule Steinberg nicht nur mit anderen Schulen konkurrieren könne, sondern einen Spitzenplatz belege, zeigten die Übergänge in die Oberstufe. Im Schnitt schaffen 62 Prozent eines Jahrgangs bei uns den so genannten Q-Vermerk nach der Klasse 10, verdeutlicht Karin Judt.
Genug Gründe für Eltern und Schüler, ihre zudem naturnahe Schule mit aller Macht erhalten zu wollen. Unser pädagogisches Konzept wäre in Strombach nicht durchführbar, meint Karin Judt. Gedanken macht man sich auf dem Steinberg über die Gründe für die Helmenstein-Äußerungen und hegt einen bösen Verdacht. Dass der Rathaus-Chef für die beiden Gymnasien eine Bestandsgarantie ausgesprochen habe, müsse einen stutzig machen. Er kennt offenbar die Qualität der Steinberg-Schüler und möchte mit ihnen die von ihm unterstützten Gymnasien frühzeitig füllen, mutmaßt Günter Berges. Schließlich sei damit zu rechnen, dass bei einem Verbund mit der Hauptschule Strombach viele Eltern ihre Kinder abmelden würden. Deshalb brauchen wir ein schnelles Bekenntnis zum Steinberg, denn eine längere Hängepartie setzt sich in den Köpfen der Eltern fest und zeigt sich dann in geringeren Anmeldezahlen, ist Karin Judt überzeugt
Weitere Gerüchte machen bei den Eltern derzeit die Runde. So habe man bereits im vergangenen Jahr von Käufern erfahren, die das Gebäude in der Waldstraße auch in Augenschein genommen hätten.
Jedenfalls wollen die Steinberg-Eltern und die Schüler für den Erhalt ihrer Schule kämpfen. Unter der Überschrift Falsche Zahlen Falsches Spiel sammelt man Unterschriften, plant eine Menschenkette und wird sich auch die nächste Sitzung des Schulausschusses wohl nicht entgehen lassen. Und wenn uns ehemalige Schüler unterstützen wollen, würden wir uns sehr freuen, so Günter Berges.
In der Verwaltung der Stadt Gummersbach kann man die Aufregung nur bedingt nachvollziehen. Schließlich gebe es für den nächsten Schulausschuss keinen Beschlussvorschlag, der die Realschule Steinberg betreffe, und es bestehe auch keine Notwendigkeit, sofort eine Entscheidung zu treffen. Allerdings müsse man ergebnisoffen die Zukunft der Schulstadt Gummersbach diskutieren, um auch künftig ein Netz von leistungsfähigen Schulen zu erhalten, heißt es aus dem Rathaus.