ARCHIV
Rechtzeitig reden und dann erst handeln
Gummersbach Die aktuelle Diskussion über Schulpolitik in der Kreisstadt ist sinnvoll, darf aber nicht ausblenden, dass künftig noch erhebliche Veränderungen anstehen. Schulschließungen sind dabei kein Tabu.
Von Bernd VorländerIn Gummersbach wird heftig über Schulpolitik debattiert. Gut so. Schließlich sollen und müssen Eltern und Schüler mitdiskutieren und mitentscheiden, wenn sich in der Schullandschaft Gravierendes ändert. Allerdings die aktuelle Situation ist wieder einmal ein Paradebeispiel dafür, wie man eine solche, mit Emotionen besetzte Thematik verwaltungsseitig falsch anpacken kann. Wer quasi beiläufig die Zusammenlegung zweier Schulen an einem Standort verkündet, muss damit rechnen, dass die Wogen der Entrüstung hoch schlagen. Intensive Gespräche mit den Beteiligten sind nun einmal weit im Vorfeld angezeigt und nicht, wenn Entscheidungen bald anstehen.

Über den Tag hinaus weiß jeder, der sich mit Schulen und deren Zukunft befasst, dass künftig aufgrund der demographischen Entwicklung unangenehme Entscheidungen ins Haus stehen. Doch statt den Tatsachen ins Auge zu sehen und die neue Lage als Chance zu betrachten, verweilt man lieber in seinen ideologisch geprägten Gräben. Dabei steht schon heute fest, dass in 10, 15 Jahren die Schullandschaft in Gummersbach und vielen weiteren oberbergischen Kommunen nicht mehr mit der heutigen vergleichbar ist.
Zur Ehrlichkeit in der Schuldebatte gehört Folgendes: 1.Die Zahl der Grundschulen wird nicht mehr zu halten sein, Schulschließungen sind unvermeidbar. 2. Die Hauptschule ist ein Auslaufmodell. Sie ist in den vergangenen Jahren permanent klein geredet worden. Dieser Imageverlust ist irreparabel. 3. Eine Bestandsgarantie kann und darf niemand mehr aussprechen auch nicht für Gymnasien.
Künftig wird nicht entscheidend sein, welchen Namen eine Schule trägt: Ob sie nun Verbundschule, Gemeinschaftsschule, Gesamtschule, Realschule oder Gymnasium heißt, ist nebensächlich. Entscheidend ist, dass die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen bestmöglich entwickelt und gefördert werden. Und komme niemand mit dem Argument der Wirtschaftlichkeit. Schule kostet Geld, der Rohstoff Bildung ist aber der einzige, den dieses Land besitzt. Die internationalen Pisa-Studien zeigen, dass es in diesem Bereich noch einiges aufzuholen gilt.