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Mannschaften der Stunde unter sich
Gummersbach Der VfL Gummersbach steht am morgigen Mittwoch (20:15 Uhr) gegen die SG Flensburg-Handewitt vor einer sehr schwierigen Heimaufgabe.
Die SG Flensburg ist der neue erste "Verfolger" des THW Kiel. Nach dem 28:25 (12:17) gegen die Füchse Berlin am vergangenen Spieltag haben die Norddeutschen Rang zwei in der Tabelle erobert. Vom Angriff auf den ersten Platz redet man bei der SG trotzdem nicht. Dafür ist der Abstand zum überragenden norddeutschen Dauerrivalen THW Kiel einfach zu groß. Und so ist es nicht die mangelnde Aussicht auf den Meistertitel, die bei der SG vor dem Gastspiel in Gummersbach für etwas Unruhe sorgt, sondern der Ausfall von Nationalspieler Holger Glandorf und der möglicherweise bevorstehende Abschied von Geschäftsführer Holger Kaiser zum Ligaverband.Im Streit um die Behandlung von Nationalspieler Holger Glandorf, für den die Saison nach einer Operation an der Ferse bereits beendet ist, hat die SG die Attacken auf den Deutschen Handball-Bund (DHB) verschärft und mittlerweile sogar einen Anwalt eingeschaltet. "Die medizinische Abteilung des DHB ist eine Katastrophe. Da müssen wir einfach professioneller werden und Strukturen schaffen, die nicht aus dem Mittelalter stammen. Ich werde dafür plädieren, dass es ganz klar einen Mannschaftsarzt für die Nationalmannschaft gibt, der ganz eng mit den Ligaärzten zusammenarbeitet, forderte SG-Geschäftsführer Holger Kaiser und droht: "Ansonsten müssen die Klubs daraus lernen und sagen: Wir entsenden keine Spieler mehr." Holger Glandorf war vor den Freundschaftsspielen gegen Europameister Dänemark eine Cortison-Spritze verabreicht worden, die eine Infektion und hohes Fieber auslöste.

[VfL-Coach Emir Kurtagic will mit seinem Team dem favoriten Paroli bieten.]
Rein sportlich läuft es bei der SG Flensburg-Handewitt hingegen bestens. Und das lag nicht nur an den Glückwünschen von Jahrhundert-Welthandballer Magnus Wislander, der nach dem Sieg über Berlin via Facebook «Herzlichen Glückwunsch» an seinen schwedischen Landsmann Ljubomir Vranjes schrieb. Der Trainer der SG Flensburg-Handewitt war völlig begeistert über den Auftritt seiner Mannschaft gegen die Füchse Berlin.
Ohne Nationalspieler Holger Glandorf lag Flensburg zu Beginn der zweiten Halbzeit mit 12:19 hinten. Danach aber drehte der Gastgeber auf. Im Schatten des Meisters HSV Hamburg, des Triumphzuges der Kieler und des glamourösen Hauptstadtclubs haben sich die Flensburger, zum Abschluss der letzten Saison noch Tabellensechster, wieder zu einem Top-Team entwickelt: Platz zwei in der Liga, Final Four und Halbfinale im Europapokal der Pokalsieger. "Wir steuern auf ein tolles Saisonfinale zu", so Geschäftsführer Holger Kaiser. Die Mannschaft habe sich in allen Bereichen toll entwickelt.
Gleiches gilt für den VfL Gummersbach, der von Platz 17 aus in das Jahr 2012 startete und nach sieben Siegen sowie einem Unentschieden am Wochenende in Hüttenberg, mittlerweile auf Rang zehn steht. In der Eugen-Haas-Halle treffen also die "Mannschaften der Stunde" aufeinander. Flensburg sei in einer Top-Verfassung und habe gegen Berlin eine beeindruckende Leistung gezeigt, so Trainer Emir Kurtagic. Seine Spieler forderte er auf, "einfach befreit aufzuspielen." Die Anspannung und der Druck, unbedingt gewinnen zu müssen, seien in den letzten Wochen enorm gewesen. "Und natürlich wollen wir nach Möglichkeit auch Flensburg in der Eugen-Haas-Halle Punkte abnehmen. Aber gegen den Tabellenzweiten haben wir nichts zu verlieren". Dieses durchaus befreiende Gefühl habe sich seine Mannschaft in den letzten Wochen hart erarbeitet.