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Neue Aussichten für den Bürgersaal

js; 25. Nov 2014, 22:43 Uhr
Bilder: Jessica Schöler --- Der SPD-Stadtverordnete Detlef Kämmerer (v.l.), Bürgermeister Wilfried Holberg, Johannes Drexler (Allgemeiner Vertreter des Bürgermeister), Stadtkämmerer Bernd Knabe und Claudia Adolfs (Fachbereichsleiterin Bildung, Soziales und Ordnung) bestritten die zweite Bürgerversammlung.
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Neue Aussichten für den Bürgersaal

js; 25. Nov 2014, 22:43 Uhr
Bergneustadt - Stadt will den Umbau des Bürgerhauses Neuenothe zur Flüchtlingsunterkunft hinten anstellen - Kirche hat die örtliche Kapelle als Ausweichquartier angeboten, ein Umbau ist der Stadt aber zu teuer.
Viele Othetaler sind der Einladung des SPD-Stadtverordneten Detlef Kämmerer gefolgt, um am Abend über die Zukunft ihres Bürgerhauses zu sprechen. Auch bei der zweiten Versammlung füllten die Interessierten alle Stuhlreihen des Saals, auf dem Flur musste heute aber niemand stehen. Obwohl der Besucherstrom geringer ausfiel, mangelte es auch heute nicht an Wortmeldungen zur Zukunft des Bürgerhauses und seiner möglichen Neubestimmung als Flüchtlingsunterkunft. Verließ man die erste, abgebrochene Versammlung (OA berichtete) noch mit allerhand Fragen, ging man heute mit präzisieren Auskünften nach Hause.


[Der SPD-Stadtverordnete Detlef Kämmerer und Bürgermeister Wilfried Holberg.]


Vor zwei Wochen waren zahlreiche Einwände gegen die Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft im oberen Gebäudeteil des Bürgerhauses vorgetragen worden. „Es wurden zahlreiche Beurteilungen, Emotionen, sachliche und weniger sachliche Wortmeldungen vorgebracht. Das hat mich zum deutlichen Überlegen gebracht. Ich habe mir intensiv die Frage gestellt, ob das, was wir vorhaben, richtig ist und ob es im richtigen Verhältnis steht“, so der Bürgermeister mit Blick auf die Dorfgemeinschaft und die Flüchtlingssituation. Er sei zur Erkenntnis gelangt, dass man Neuenothe bei der dezentralen Unterbringung von Flüchtlingen in allen Stadtteilen nicht ausschließen könne. Dennoch stellte er heute eine Lösung vor, die die Umwandlung des Bürgerhauses hinauszögern, wenn nicht sogar wegfallen lassen könnte.



Um die zukünftig zugeteilten Flüchtlinge beherbergen zu können, will man diese laut Holberg zunächst in einer stadteigenen Wohnung am Wüllenweber-Gymnasium unterbringen. Danach sollen Wohnungen gemietet werden. Das Bürgerhaus soll erst im dritten Schritt der Unterbringungsmöglichkeiten berücksichtigt werden. „Wir wollen Neuenothe ganz hinten anstellen. Versprechen kann ich aber nichts“, so der Bürgermeister.

Ob und wann das Bürgerhaus an die Reihe kommt, konnte er nicht benennen: „Es geht nicht, weil es schlichtweg eine Kapazitätsfrage ist.“ Wann und wie viele Flüchtlinge nach Bergneustadt kommen, erfahre man kurzfristig; binnen 48 Stunden müsse dann Wohnraum zur Verfügung stehen. Es sei also nicht absehbar, wann die vorgesehenen Kapazitäten ausgereizt sind und wann das Bürgerhaus zum Einsatz kommen könnte. „Lassen sie uns doch einfach abwarten. Alles andere wäre wirklich ein Blick in die Glaskugel“, sagte Holberg.


[Pfarrer Michael Kalisch.]


Nach diesen Ausführungen stellte der Bürgermeister ein Angebot der Evangelischen Kirchengemeinde Wiedenest vor. Die Kirche ist Besitzer der ungenutzten Kapelle Neuenothe und hat das Gebäude als mögliche Ausweichunterkunft angeboten. Die Stadt hat diese Möglichkeit überprüft und den Umbau als zu teuer eingestuft. Bauvorschriften und nötige Fluchtwege würden eine Heizungs-Umverlegung in der oberen Etage nötig machen. Außerdem müssten Duschräume geschaffen werden. „Der Kapellenumbau für acht bis zehn Personen würde in die Zehntausende gehen - ohne Rückbau“, so Holberg. Der Umbau der oberen Bürgerhaus-Etage belaufe sich auf 10.000 € bis 15.000 €. Der Bürgermeister merkte an, dass die Kapelle für die Belange der Othetaler als Versammlungsort ideal sei, ruderte aber zurück, als Pfarrer Michael Kalisch erklärte, dass man über solch eine Nutzungsart nicht dezidiert gesprochen habe.


Zeigten sich die Bürger zunächst durch die Rückstellung im Vergabeprozess möglicher Flüchtlingsherbergen beruhigt und spendeten Beifall, wurde die Diskussion schließlich weitergeführt. Nachdem feststand, dass die Kapelle vermutlich nicht als neuer Versammlungsort infrage kommt, wurde der Kauf des Bürgerhauses erneut thematisiert. Im Rahmen des Konsolidierungsplans der Stadt Bergneustadt steht das Gebäude seit längerem zum Verkauf, bisher aber ohne Abnehmer. Gab es vor zwei Wochen keine genauen Angaben, legte Kämmerer Bernd Knabe, heute entsprechende Zahlen auf den Tisch. Die vorher veranschlagte Summe von 650.000 € könnte zum Jahresende auf 600.000 € sinken, so Knabe. Er erklärte, dass es sich dabei um den Buchwert handelt. Der Verkehrswert belaufe sich nach Abzug des Verlustwerts auf ungefähr 300.000 € netto. Bei erfolgreichem Verkauf würde die Stadt Miete für die Freiwillige Feuerwehr enrichten müssen, deren Verbleib im unteren Gebäudeteil ist nämlich an den Verkauf geknüpft.


Der SPD-Stadtverordnete Kämmerer rief dazu auf, über die Gründung einer Betreiber- oder Interessengemeinschaft nachzudenken. Unabhängig vom Umbau zum Flüchtlingsheim könnte das Bürgerhaus so im Sinne der Othetaler weiter bestehen und würde nicht, wie beim Verkauf an andere mögliche Interessenten, als Sport- und Versammlungsstätte wegfallen. Diese Idee wurde auch vom Bürgermeister begrüßt: „Das wäre die wunderbarste Lösung, die ich mir vorstellen könnte.“




Zu Beginn der Veranstaltung informierte Gastgeber Kämmerer über den Gesundheitszustand von Werner Vogel. Der ehemalige SPD-Stadtverordnete war vor zwei Wochen auf der ersten Bürgerversammlung mit einem Herzstillstand zusammengebrochen. Laut Kämmerer befindet sich Vogel inzwischen auf dem Weg der Besserung: „Es sind mehrere glückliche Faktoren zusammengekommen. Die anwesenden Helfer haben ihm vermutlich das Leben gerettet.“ Gemeinsam mit dem Bürgermeister bedankte sich Kämmerer bei den Ersthelfern.
  
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