Bilder: Jessica Schöler --- Der rote Schienenbus an der stillgelegten Bahntrasse ist Teil des Wasserquintett-Projekts 'Bahnlandschaften' und wurde im Rahmen der Regionale 2010 durchgeführt.
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Roter Brummer erinnert an Ära des Schienenverkehrs
Wipperfürth - Auf dem ehemaligen Bahngelände entführt ein roter Schienenbus in die Vergangenheit - Bei der Einweihung des Regionale-2010-Projekts erinnerte man an die Ära des Schienenverkehrs.
Da kommt Nostalgie auf, stellte Bürgermeister Michael von Rekowski beim Blick auf den frisch renovierten Schienenbus auf dem ehemaligen Wipperfürther Bahngelände fest. Zwei Jahre lang haben Mitglieder des "Film Club 86 Wipperfürth" an dem über 50 Jahre alten Vehikel gearbeitet. Sie haben unzählige Stunden mit der Sanierung und Renovierung von Karosserie und Innenraum verbracht. Die Stadt hat den roten Brummer im Jahr 2013 angeschafft. Im Rahmen der Regionale 2010 sollte der Bus zum Hingucker des Wasserquintett-Projekts Bahnlandschaften werden.Inzwischen erstrahlt das Gefährt aus dem Jahr 1958 in neuem Glanz. Der Schienenbus soll künftig mit Ausstellungen, Filmvorführungen und Vermietungen wieder Leben auf das Areal bringen, dass derzeit hauptsächlich von zahlreichen Fahrradfahrern über den Bahntrassenweg frequentiert wird. Bei der heutigen Einweihung schauten die Beteiligten in die Vergangenheit. Mit dem Bus, der mit einem entsprechenden Rundum-Graffiti versehen ist, soll nämlich an die Geschichte des Wipperfürther Schienenverkehrs erinnert werden, der mit dem Einrollen des ersten Güterzugs im Jahr 1876 eingeläutet wurde.
Ein Jahr später fuhr der erste Personenzug im Wipperfürther Bahnhof ein. Nach der wachsenden Industrie, die von der neuen Transportinfrastruktur profitierte, konnten nun auch die Bürger der Hansestadt auf die Wippertalbahn zurückgreifen und per Zug in die angeschlossenen Kommunen reisen. Im Jahr 1952 eröffnete sich mit der Einführung von Schienenbussen eine weitere Forstbewegungsmöglichkeit. Bis 1980 konnte so zwischen Marienheide, Wipperfürth und Hückeswagen verkehrt werden. Die Eisenbahnstrecke wurde nach Schließung einzelner Linien 1995 ebenfalls komplett eingestellt.
Nach 110 Jahren endete die Ära des Schienenverkehrs an die nun mit neu verlegter alter Gleise, einem wieder aufgestellten Prellbock, einem Signalmasten und dem roten Bus erinnert wird. Das Projekt soll allerdings nicht nur auf die Historie des Bahn- und Busverkehrs hinweisen, sondern auch auf das ehemalige Hauptdurchgangslager für Flüchtlinge am Bahnhof aufmerksam machen. Es wurde Ende 1945 von der britischen Militärregierung eingerichtet und sollte dem Zweck der 'Rheinländerrückführung' dienen, berichtete Erich Kahl vom Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth.
Die steigende Zahl von Flüchtlingen aus den Ostgebieten veränderte den Zweck des wachsenden Lagers, das eigentlich nur für Kurzaufenthalte geplant worden war. Man sprach auch vom Rangierbahnhof der Heimatlosen. Etwa eine Millionen Menschen wurden bis 1960 durch das Lager geschleust, so Kahl. Eine Holztafel auf den Gleisen weist die Besucher ab sofort auf das Flüchtlingslager hin. Ein weiteres Schild wurde heute enthüllt. Die Bahntrassenradler werden nun auf die Ankunft in der Hansestadt hingewiesen.