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„Der Spiegel ist mein Pinsel“

nh; 25. Sep 2015, 10:00 Uhr
Bilder: Nils Hühn (1,4), Wolfgang Weiss (2,3, Galerie) --- Auf seinem Grundstück in Gummersbach demonstrierte Wolfgang Weiss, wie es aussieht, wenn er seine Werke macht. Wichtigste Werkzeuge sind seine Kamera und seine selbstgebauten Spiegel.
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„Der Spiegel ist mein Pinsel“

nh; 25. Sep 2015, 10:00 Uhr
Gummersbach - Der Gummersbacher Wolfgang Weiss hat eine neue Art der Fotografie entwickelt - Seine Photo-Qubits sind Abbildungen einer anderen Wirklichkeit und regen durch den Perspektivwechsel zum Nachdenken an.
Von Nils Hühn

Es sieht schon recht merkwürdig aus, wenn Wolfgang Weiss mit seiner Arbeit beginnt: Während jeder Fotograf sich zu seinem Motiv dreht, steht er mit dem Rücken dazu und fokussiert mit seiner Kamera einen Spiegel, der irgendwie verformt ist. „Anfangs habe ich mit glatten Spiegeln experimentiert, aber mit gebogenen ist es spannender“, so der Fotokünstler. Mit viel Hingabe und Akribie verfeinerte er seine Technik, baute verschiede Grundspiegel, mit denen er nun arbeitet. Photo-Qubits taufte Weiss seine Fotos, die nach abstrakter Malerei aussehen und die er schon auf Sylt, in Hamburg, Köln und Gummersbach ausgestellt hat.


[In der Berliner Reichstagskuppel machte Wolfgang Weiss zuletzt Bilder und ...]

„Meine Bilder zeigen eine andere Wirklichkeit. Aber nicht durch Bildbearbeitung. Der Spiegel ist mein Pinsel“, erklärt Weiss, der manchmal bis zu 500 Aufnahmen machen muss, ehe das Werk seinen Vorstellungen entspricht. Dabei sind alle seine Werke Unikate. „Auch wenn ich wollte, könnte ich die Bilder nicht noch einmal so machen“, erklärt der Gummersbacher, dass bereits wenige Millimeter Unterschied bei seinem Standpunkt oder dem des Spiegels ganz andere Bilder ergeben.

[...dabei entstand dieses Kunstwerk.]

Bei seinen Werken handelt es sich um Farbfotografien, die die Wirklichkeit aufbrechen und zum genauen Hinsehen animieren. So können die Betrachter seiner Bilder ganz andere Dinge wahrnehmen. Während manche Besucher in seinem Bild vom Kölner Dom (unten) einen Heißluftballon sehen, entdecken andere eine umgedrehte Moschee. Diese Art von Fotografie ist etwas Neues, das auf großes Interesse stößt. So bekommt der Diplom-Designer Aufträge, um beispielsweise Neubauten oder Firmengebäude mit seiner neuen Technik darzustellen.

[Wolfgang Weiss vor einem Bild der aktuellen Ausstellung am Campus Gummersbach, dass den Kölner Dom zeigt.]

Im kommenden Jahr wird Wolfgang Weiss eine Ausstellung in Berlin machen. Deshalb war er im Juli in der Hauptstadt, um Berliner Mauer, Reichstag, Siegessäule und Co. zu fotografieren. Auch den Pariser Eiffelturm hat er bereits abgelichtet. „Wenn ich nicht dazuschreiben würde, um welches Gebäude es sich handelt, könnte man nicht erkennen, dass es das Wahrzeichen von Paris ist“, so der Künstler. Derzeit sind acht seiner Bilder in der TH Gummersbach zu sehen. Im November wird er dort weitere Werke ausstellen. Weitere Bilder und Informationen gibt es auf der Homepage von Wolfgang Weiss.
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