Bilder: Fenja Jansen --- Unterricht mit Tablet und App: Lehrer Holger Biermann und Dr. Michael Schuhen, Geschäftsführer des ZöBiS, mit Schülern.
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Tablet statt Schulbuch am HGN
Nümbrecht - Das Homburgische Gymnasium ging heute eine Kooperation mit dem Zentrum für ökonomische Bildung an der Universität Siegen ein Die Schule ist nun die Pilotschule zur Erprobung elektronischer Schulbücher.
Wie sieht die Zukunft des Lernens in Zeiten der Digitalisierung aus? Und können Tablets und Co. das klassische Schulbuch ersetzen? Dies herauszufinden, hat sich das Zentrum für ökonomische Bildung an der Universität Siegen (ZöBiS) auf die Fahnen geschrieben und dazu einen Partner aus dem Oberbergischen gewonnen: das Homburgische Gymnasium Nümbrecht. Im Rahmen eines Feldversuchs haben zwei Sozialwissenschafts-Kurse der Schule das elektronische Schulbuch ECON EBook getestet, welches von Manuel Froitzheim und Dr. Michael Schuhen vom ZöBiS unter der Mitarbeit von Lehrern und Schulbuchautoren inhaltlich und technisch entwickelt wurde. Ein dritter Sowie-Kurs beschäftigte sich in der gleichen Zeit mit denselben Inhalten allerdings auf dem herkömmlichen Weg.[Dank des elektronischen Lehrbuchs können die Schüler miteinander und mit ihrem Lehrer kommunizieren und immer direkt Feedback an die Entwickler von der Uni Siegen geben.]
Wie weit gefächert die Möglichkeiten eines elektronischen Schulbuchs sind, testeten die Schüler für ein halbes Jahr. Gewöhnungsbedürftig war dabei für sie, dass der Lehrer sehen kann, wann sie ihre Hausaufgaben erledigten und wie viele Versuche sie zur Lösung einer Aufgabe brauchten. Schnell die Hausaufgaben morgens im Schulbus abschreiben, ging somit also nicht mehr, erklärte Lehrer Holger Biermann, dass diese Überprüfbarkeit erstmal für Unruhe in seinen Kursen sorgte. In Gesprächen wurde dann geklärt, dass dies auch Vorteile für die Schüler hat: Wenn ich sehe, dass es bei einer Aufgabe bei vielen Schülern Probleme gab, wusste ich, dass es hier noch Erklärungsbedarf gibt, so Biermann.
Auf das ECON EBook griffen die Schüler mithilfe eines Tablets zu. Gut an kam dabei bei den Schülern, dass sie vernetzt waren und so zum Beispiel ihr Wissen bei Quizspielen testen konnten oder in Markt-Simulationen in die Rolle von Anbieter und Nachfrager schlüpfen konnten, um so nachzuvollziehen, wie Angebot und Nachfrage den Markt und seine Preise bestimmen. Auch von Vorteil: Tagesaktuelle Geschehnisse wurden vom ZöBiS umgehend in die App integriert, sodass sie nur kurze Zeit später im Unterricht abrufbar waren. Filme und Experimente kamen natürlich ebenfalls gut an. Am Anfang und Ende des Feldversuchs stand ein Test, in dem das ökonomische Wissen der Schüler abgefragt wurde. Wir müssen alle Daten noch im Detail auswerten, aber ein erster Überblick zeigt, dass die Gruppen, die mit dem EBook gearbeitet haben, größere Lernerfolge erzielte, erklärte Froitzheim, der das Projekt im Rahmen seiner Promotion leitet.
[Schulleiter Thorgai Wilmsmann (li.) und Dr. Michael Schuhen von der Uni Siegen bei der Unterzeichnung der Kooperationsverträge.]
Anhand der Ergebnisse sollen Möglichkeiten und Grenzen des elektronischen Schulbuchs erarbeitet und vielleicht auch eine neue Unterrichtsreihe entwickelt werden. Diese dürfen dann wohl wieder Nümbrechter Schüler testen, denn mit ihrer Unterschrift verabredeten Schulleiter Thorgai Wilmsmann und Dr. Schuhen vom ZöBiS die weitere Zusammenarbeit. Auch für uns sind Erkenntnisse darüber, wie Schule, Lernen und Lehren in Zukunft aussehen, ausgesprochen wertvoll, erklärte dazu Schulleiter Wilmsmann.