BERGNEUSTADT

Wandern verbindet - auch weit über Oberbergs Grenzen hinaus

ad; 05.08.2024, 10:34 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- Der letzte Kontrollpunkt vor der Rückkehr zum St. Anna–Heim: Hecke. Hier gab es Getränke und kleine Snacks für große und kleine Teilnehmer.
BERGNEUSTADT

Wandern verbindet - auch weit über Oberbergs Grenzen hinaus

ad; 05.08.2024, 10:34 Uhr
Bergneustadt - Die Wanderabteilung des TuS Belmicke begrüßte rund 500 Gäste beim 36. Wandertag - Teilnehmer aus nah und fern trafen sich am St. Anna–Heim, um die eigene Fitness zu stärken, neue Kontakte zu knüpfen und Panoramablicke in die bergische Landschaft zu genießen.

Von Astrid Deckers

 

Nachdem der Himmel frühmorgens seine Schleusen öffnete und ein heftiger Regen auf das St. Anna-Heim in Belmicke prasselte, sank die von Vorfreude geprägte Stimmung von Jörg Franzel, seines Zeichens Wanderwart des TuS Belmicke und somit seit 21 Jahren Hauptorganisator des Wandertags, erheblich. Nach einer verregneten Veranstaltung im August 2023 hatte er „auf Petrus Unterstützung“ in diesem Jahr gehofft. Die bereits angereisten Wanderer nutzten den Schauer zum ausgiebigen Frühstück im St. Anna-Heim, das als Start- und Zielpunkt diente.

 

Nach dem Regen wurde Franzels Wunsch erfüllt, das Wetter klarte auf und so kamen mehr und mehr Aktive, um die Umgebung von Belmicke zu Fuß und bei angenehmen Temperaturen um die 20 Grad Celsius zu erkunden. Die 6-Kilometer-Strecke führte dabei bis nach Hecke und zurück. Die 10-Kilometer-Wanderer spazierten über Gelslingen und das Blockhaus Eckenhagen. Dort angekommen, wurden sie mit einem wunderbaren Fernblick bis ins Siebengebirge belohnt, bevor es über Hecke zurück nach Belmicke ging. Wer sich für die 20-Kilometer-Route entschieden hatte, lernte zwischen Gelslingen und dem Blockhaus Eckenhagen auch noch die Ortschaft Husten kennen, bevor der Rückweg über Hecke angetreten wurde. Dort angekommen, erhielt man die erbrachte Leistung mit einem Stempel im eigenen Wanderbuch bestätigt.

 

Bereits im Januar hatte Jörg Franzel begonnen, die Strecken auszusuchen. Es galt Feld-, Wald-, Wiesen- und asphaltierte Wege zu finden, die für jede Altersgruppe begehbar sind, öffentlich begangen werden dürfen und zusätzlich ein Sicherheitskonzept für Straßenteilabschnitte zu erstellen, das vom Oberbergischen Kreis genehmigt werden musste. In der Woche vor dem Wandertag wurden Richtungspfeile und Bänder an allen Wegstrecken angebracht, um die Teilnehmer ohne Wanderkarten zu leiten. Bei diesen umfangreichen Vorarbeiten wurde Jörg Franzel von etwa 50 Helferinnen und Helfern unterstützt, die ihm auch im Anschluss an den Wandertag helfen werden, die Strecken zu reinigen.

 

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Ein Ehepaar aus Dillenburg (Hessen) nahm bereits zum wiederholten Mal teil und erzählte mit strahlenden Augen von den „überwältigenden Aussichten“ auf der Strecke. Familie Klein machte sich mit allen Mitgliedern auf die 6-Kilometer-Strecke, nachdem sie tags zuvor erst aus dem Wanderurlaub aus der Schweiz zurückgekehrt war. Mutter Lena ist in Belmicke aufgewachsen und besucht die Wandertage zusammen mit ihrer Familie jedes Jahr aufs Neue. Während Leo (fünf Jahre) die Route komplett zu Fuß zurücklegt, wird Paul (zwei Jahre) teilweise noch im Buggy gefahren. Familienhündin Rosa hatte ebenfalls sichtlich Spaß an dem Ausflug. Hunde sind herzlich willkommen beim Wandertag, müssen jedoch an der Leine geführt werden.

 

„Kommst Du zu mir, komm ich zu Dir“

 

Aribert Grytzan, erweitertes Vorstandsmitglied des Deutschen Volkssportverbands NRW aus Datteln, freute sich mit den Organisatoren über die hohe Teilnehmerzahl. Dies ist allerdings eher eine Ausnahme: Während vor 20 Jahren noch circa 120 Wanderverbände in Nordrhein-Westfalen aktiv gewesen wären, sei die aktuelle Anzahl mit knapp 20 Gruppen erheblich gesunken. Diesen Umstand bedauerten alle Aktiven zutiefst, sei der Wandersport doch davon gekennzeichnet, dass es keine Gewinner und Verlierer gebe, sondern ausschließlich Gewinner. Neben dem gesundheitlichen Aspekt würde auch der Erwerb deutschlandweiter Kontakte im Vordergrund stehen. So gebe es unter den Wandergruppen das ungeschriebene Gesetz: „Kommst Du zu mir, komm ich zu Dir.“ Wandergruppen besuchen sich gegenseitig an ihren Wandertagen und reisen teils mit eigens gemieteten Bussen an.

 

Das Ehepaar Nick aus Wiehl-Marienhagen wandert knapp 2.500 Kilometer im Jahr und hat vergangene Woche spontan das befreundete Ehepaar Schneider von einer Teilnahme überzeugt. Sie äußerten sich begeistert von der „super Organisation“, den „sehr guten Wegstreckenmarkierungen“ und der „Liebenswürdigkeit der Helferinnen und Helfer vom Verein“. Nur Paulina, mit sieben Jahren eine der jüngsten Teilnehmerinnen auf den zehn Kilometern, hatte ein wenig Pech. Obwohl sie bereits zum dritten Mal mit dabei war, musste sie sich mit ihrer Mutter am letzten Treffpunkt vor dem Ziel im Auto abholen lassen, nachdem sie sich Blasen gelaufen hatte. Während der Papa mit den beiden Geschwistern die Wanderung beendete, will sie im nächsten Jahr einen erneuten Anlauf starten.

 

 [Ob Familie oder Freunde, alle hatten sichtlich Freude.]

 

Am Zielpunkt angekommen, konnten sich alle Teilnehmer mit Warm- und Kaltgetränken erfrischen und mit Currywurst, Pommes, Salaten oder Kuchen stärken. Um 13 Uhr und somit zum Schluss der Startmöglichkeit betrat Rainer Tomasetti, 1. Vorsitzender TuS Belmicke, die Bühne im gut gefüllten St. Anna–Heim. Er dankte den zahlreichen Ehrenamtlichen für die Unterstützung und hob Jörg Franzels Engagement bei der Organisation besonders hervor. Rund 500 Wanderer waren in diesem Jahr gekommen – deutlich mehr als bei der verregneten Auflage im Sommer 2023. Tomasetti zog aus Veranstaltersicht ein positives Fazit: „Wenn Wanderer und Helfer zufrieden sind, was will man mehr?“

 

Einem Belmicker Brauch entsprechend, ehrte Franzel die teilnehmerstärksten Wandergruppen und überreichte diesen ein 5-Liter-Fässchen Krombacher. Mit 28 Teilnehmern holte sich der SGV Homburger Land den ersten Platz, gefolgt von der Polizeisportgemeinschaft Siegen, die mit 15 Wanderern angetreten war. Mit den Einricher Wanderfreunden Allendorf aus Hessen und ihren 14 Teilnehmern belegte die Gruppe mit der weitesten Anreise den dritten Rang. Die nachfolgenden Plätze erreichten die Wanderfreunde Dieringhausen (zwölf Teilnehmer) und die Reservistenkameradschaft Gummersbach/Bergneustadt (zehn).

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