BLAULICHT

Auf einen Cappuccino mit dem Innenminister

lw; 21.08.2024, 16:42 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Patrick Pusch (Polizeiwache Gummersbach), NRW-Innenminister Herbert Reul, Elke Laegner (Bezirksdienstbeamtin in Wiehl) und Landrat Jochen Hagt im Gespräch.
BLAULICHT

Auf einen Cappuccino mit dem Innenminister

lw; 21.08.2024, 16:42 Uhr
Gummersbach – Herbert Reul schaute bei der Polizeiaktion „Coffee with a Cop“ vorbei – Idee aus Amerika – Minister plädiert für Messerverbotszonen.

Von Lars Weber

 

Entspannte Atmosphäre, Sonnenschein und dazu einen Kaffee gratis obendrauf: Zum zweiten Mal hat heute am Lindenplatz im Gummersbacher Zentrum die Polizeiaktion „Coffee with a Cop“ stattgefunden. Das Ziel der zahlreich erschienenen Vertreter von Polizei, Ordnungsamt und Bezirksdienst: Mit den Bürgern zwanglos ins Gespräch kommen. Heute Mittag schaute zudem NRW-Innenminister Herbert Reul vorbei und mischte sich unter die Anwesenden. In der Gummersbacher Fußgängerzone ging es nach den Vorfällen mit einem Toten am Busbahnhof und den Schüssen der Polizei gegen einen Messer-Angreifer im November 2023 unvermeidlich auch um Reuls Haltung dazu, wie solche Taten künftig besser zu vermeiden sind.

 

 

Der 72-Jährige ließ es sich nach seiner Ankunft nicht nehmen, zunächst alle Anwesenden vor dem Oldtimer-Kaffeemobil per Handschlag zu begrüßen. Darunter Landrat Jochen Hagt, Polizeidirektor Sascha Himmel, vor allem aber natürlich Vertreter der Polizeibehörde und Bürger. Dann schnappte sich Reul geschwind den für ihn bereiten Cappuccino– und legte los. „Die Idee ist simpel“, so der Christdemokrat, der die Aktion landesweit bei jeder Kreispolizeibehörde einmal besuchen möchte. „Das Umsonst-Getränk weckt Interesse, die Leute kommen näher und treten mit den Beamten in Kontakt.“ Abgeschaut habe man sich das Format in den USA. „Das funktioniert sensationell. Wir bekommen Sachen erzählt, die wir sonst nicht erfahren würden, dazu gehören gute Ratschläge, Ideen, aber auch Hinweise.“

 

Dies konnte vor allem vor und nach der Ankunft des hochrangigen Politikers beobachtet werden. Bei bestem Wetter war einiges los in der Fußgängerzone, und bei einem leckeren Kaffee, Tee oder Kakao sagen viele Passanten auch nicht Nein. Vor Ort waren Einstellungsberater, um für die Polizei als Arbeitgeber zu werben, Vertreter der Verkehrskommission Vorbeugung und Beamten der Kriminalpolizei für Opferschutz und Prävention. Nicht nur Erwachsenen, sondern auch jungen Besuchern wurden Fragen beantwortet. Aber nur die Jüngsten durften sich auch mal in ein Polizeiauto setzen – ohne Getränk natürlich.

 

 

Nadine Kreißl (Foto) von der Kriminalpolizei habe in den ersten Stunden der Aktion schon zahlreiche Gespräche geführt. „Manche Menschen bedanken sich einfach für die Arbeit, die wir leisten, einige wollten aber auch erfahren, was ich eigentlich in meinem Alltag alles mache. Da freue ich mich drüber.“ Es sei aber auch ganz spezifisch um verschiedene Themen gegangen – um Cybercrime, vor allem auch den Umgang mit den Sozialen Medien, aber auch die Sicherheit in der Stadt sei angesprochen worden.

 

Ein Thema, das Innenminister Reul natürlich besonders umtreibt, nicht speziell in der Kreisstadt, sondern in ganz NRW. Besonders über die steigende Zahl an Messerangriffen wird aktuell in ganz Deutschland diskutiert.  Den Vorstoß seiner Kollegin im Bund, Innenministerin Nancy Faeser (SPD), das Waffenrecht weiter zu verschärfen - unter anderem sollen in der Öffentlichkeit demnach nur noch Messer bis zu einer Klingenlänge von sechs Zentimetern statt bisher zwölf Zentimetern mitgeführt werden dürfen - kritisierte Reul im Pressegespräch. „Ich habe Sorge, dass das nur Symbolpolitik ist. Warum sollten weniger als sechs Zentimeter Klinge weniger tödlich sein?“ Zudem sei ein Verbot, was kaum kontrolliert werden könne, „Quatsch“.

 

[Reul nahm sich Zeit für jeden, der an ihn herantrat.]

 

Deshalb findet er Messer- beziehungsweise Waffenverbotszonen zweckdienlicher. „Diese abgesteckten Zonen können scharf kontrolliert werden.“ Noch wichtiger als das sei ihm aber, sich um die Menschen zu kümmern, die diese Taten begehen. „Es laufen gerade Analysen, um herauszufinden: Wer sind die Menschen, wo kommen sie her, wo leben sie?“ Pauschal irgendwelche Maßnahmen zu erlassen, bringe nichts.

 

Rund eine Stunde blieb Reul am Lindenplatz, bevor er wieder in sein Düsseldorfer Büro musste. In dieser Zeit suchten vor allem die anwesenden Beamten, Sicherheitskräfte und lokale Politiker die Nähe zum Innenminister. Die Menschentraube um ihn war groß, sodass in der Kürze der Zeit nur wenige Passanten zu ihm durchkamen, doch auch für diese nahm sich Reul so viel Zeit, wie nötig war.

 

[Die Bürger suchten das Gespräch mit den Polizisten.]

 

Sascha Himmel, Direktor der Oberbergischen Polizeibehörde, zeigte sich sehr zufrieden mit dem Format. „Es waren viele Bürger bei uns, das zeigt, dass das Bedürfnis da ist.“ Die Passanten hätten Zeit mitgebracht, ebenso wie die Polizisten. „Man kommt einfach ganz anders miteinander ins Gespräch, als wenn gerade ein Einsatz läuft.“

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