BLAULICHT

Romantische Gefühle für Betrug eiskalt ausgenutzt?

lw; 26.06.2023, 15:16 Uhr
Symbolfoto: OA.
BLAULICHT

Romantische Gefühle für Betrug eiskalt ausgenutzt?

lw; 26.06.2023, 15:16 Uhr
Waldbröl – 28-Jähriger soll Teil einer Bande sein, die auf Love-Scamming spezialisiert ist – Morsbacherin gab 1.500 Euro, dann wurde sie misstrauisch.

Von Lars Weber

 

Die Einsamkeit und die Sehnsucht nach Nähe und Liebe ausnutzen und damit Geld machen: Das ist das Geschäftsprinzip von Banden, die Love-Scamming betreiben. Meist über das Internet wird ein Kontakt zu dem Opfer aufgebaut, Interesse an einer Beziehung vorgegaukelt, bevor dann unter Vorspiegelung falscher Tatsachen versucht wird, an etwas Zählbares zu kommen. So ähnlich soll es auch bei einem Fall in Morsbach gewesen sein. Am Waldbröler Amtsgericht musste sich heute deshalb Bobby N. (Anm.d.Red.: Alle Namen geändert) aus Witten vor dem Schöffengericht unter dem Vorsitzenden Richter Carsten Becker verantworten. Der 28-Jährige wird beschuldigt, als Mitglied einer Bande gewerbsmäßigen Betrug begangen zu haben. Er soll als Abholer tätig gewesen sein. Weit kam das Gericht bei der Verhandlung aber nicht.

 

Laut der Anklage der Staatsanwaltschaft soll sich Bobby N. der Bande, die zu großen Teilen in Nigeria sitzen soll, vor dem 13. Mai 2020 angeschlossen haben. Am 28. Oktober 2020 habe die Bande mit dem Betrugsversuch bei Ute O. aus Morsbach begonnen, indem sie eine Nachricht über die sozialen Netzwerke erhielt. Ein vermeintlicher US-Soldat meldete sich bei ihr, der gerade in Pakistan stationiert sei. Schnell gewannen sie das Vertrauen der Frau. Am 16. November kündigten sie an, ein Paket schicken zu wollen: Einen ganzen Tresor voll mit Geld, Handys und anderem wertvollen Inhalt. Allerdings würden Einfuhrsteuern von mehr als 11.000 Euro anfallen, die Ute O. übernehmen müsste. Sie willigte ein, könne aber nur 1.500 Euro bezahlen.

 

Über eine falsche internationale Spedition sollte am 17. November schon das Geld geholt werden. Dies soll Bobby N. übernommen haben. Da 1.500 Euro zu wenig seien, solle die Morsbacherin doch ein Darlehen aufnehmen, um den Restbetrag aufzubringen. Nun kamen der Frau doch Zweifel. Sie schaltete die Polizei ein und spielte beim Betrug weiter mit. Am 1. Dezember sollte der nächste Übergabetermin stattfinden, bei dem Bobby N. von der Polizei vorläufig festgenommen wurde.  Als Beute rechnet die Staatsanwaltschaft momentan mit 1.500 Euro aus diesem Fall und mit weiteren rund 6.000 Euro, die der 28-Jährige in dieser Zeit auf sein Konto einzahlte und die aus illegalen Geschäften stammen sollen.

 

Bei der anschließenden Vernehmung wird schnell deutlich: Es ist sehr schwer, den Angeklagten zu verstehen. Bobby N. kommt selbst aus Nigeria und ist sei acht Jahren in Deutschland, spricht die Sprache nur gebrochen. So gut es geht, versuchen ihm alle Beteiligten zu folgen. Demnach habe ein Mann aus seinem Heimatland ihn gebeten, etwas abzuholen und an einen anderen Mann am Dortmunder Hauptbahnhof zu übergeben. Um was es wirklich ging, möchte Bobby N. nicht gewusst haben. Etwas bekommen habe er für seine Dienste auch nicht. Erst beim zweiten Mal habe er Spritgeld eingefordert. Dabei habe ihn der Mann erneut überredet, etwas bei der Frau abzuholen, in diesem Fall soll es laut dem 28-Jährigen um eine Spielekonsole gegangen sein. Diese sollte anschließend nach Nigeria geschickt werden.

 

Es gestaltete sich zunehmend schwierig, mit dem Angeklagten ins Detail zu gehen, sodass Richter Carsten Becker nach Austausch mit der Staatsanwaltschaft die Verhandlung abbricht. Nach den Sommerferien soll der Prozess neu starten. Dafür soll ein Dolmetscher bestellt werden, um den Angeklagten ordentlich befragen zu können.

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