BLAULICHT

Schlägerei in Wiehl: Prozess ist geplatzt

lw; 09.02.2023, 13:00 Uhr
Foto: OA.
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Schlägerei in Wiehl: Prozess ist geplatzt

lw; 09.02.2023, 13:00 Uhr
Gummersbach – Drei Männer aus Nümbrecht standen wegen versuchter Erpressung und gefährlicher Körperverletzung vor Gericht – Nun konnten gerichtliche Fristen nicht eingehalten werden – Beweisaufnahme muss von vorne beginnen.

Von Lars Weber

 

Viele Stunden hatten das Schöffengericht um den Vorsitzenden Richter Ulrich Neef, Staatsanwaltschaft, Verteidiger und die drei Angeklagten schon an zwei Verhandlungstagen miteinander verbracht. Die bislang letzte Sitzung vor drei Wochen dauerte allein rund sieben Stunden. Am Amtsgericht Gummersbach mussten sich drei Männer aus Nümbrecht (47, 44, 31 Jahre) wegen versuchter Erpressung und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, einen Wiehler Ende Januar 2021 minutenlang mit Fäusten, einem Ast, einer Wasserwaage sowie einem Krückstock zusammengeschlagen zu haben.

 

Nun ist klar: Die ganze Arbeit war erstmal umsonst. Weil ein Schöffe erkrankte, musste der für heute angesetzte dritte Verhandlungstag kurzfristig aufgehoben werden. Der Austausch eines Schöffen ist rechtlich nicht möglich. Zudem müssen Strafprozesse innerhalb einer Drei-Wochen-Frist fortgesetzt werden. Geschieht dies nicht, ist der Prozess geplatzt. Dies ist hier der Fall. „Wir müssen nochmal von vorne anfangen“, bestätigte Richter Ulrich Neef auf Nachfrage.

 

Dabei hatte Neef beim Verhandlungstermin vor drei Wochen die Beweisaufnahme fast schon geschlossen und es wäre Zeit für die Plädoyers gewesen – aber eben nur fast. Denn dann verlas einer der Rechtsanwälte noch ein Statement, in dem er die Ermittlungsarbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft scharf kritisierte, vor allem, dass im gesamten Verfahren immer von sechs potenziellen Tätern die Rede gewesen sei, zwei von diesen aber nie ermittelt wurden. Dass es sich bei den beiden Unbekannten um zwei weitere Brüder des 44-jährigen Hauptangeklagten Adrian K. (Anm.d.Red.: Alle Namen geändert) gehandelt habe, sei aber ein offenes Geheimnis gewesen. Und die Brüder könnten bestätigen, dass die beiden Mitangeklagten versucht hatten, die Streitenden auseinanderzuhalten – und nicht alle gemeinsam auf das Opfer Youssef D. in der Wiehler Friedhofstraße eingeprügelt hätten.

 

Das Schöffengericht entschied, dem Antrag, beide Männer als Zeugen zu laden, stattzugeben und terminierte den dritten Prozesstag auf den heutigen Donnerstag. Die Durchführung hat die Krankheit des Schöffen nun nicht möglich gemacht. Wann der Neustart des Prozesses erfolgt, stand heute noch nicht fest, wie Richter Neef mitteilte. Zunächst müsse mit den drei Angeklagten und den drei Verteidigern neue Termine gefunden werden.

 

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