BLAULICHT

Starker Tobak: Angeklagter wirft Opfern vorgetäuschten Raub und Versicherungsbetrug vor

pn; 11.08.2022, 18:00 Uhr
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Foto: Peter Notbohm ---- Drei weitere Verhandlungstage wurden im Prozess gegen einen 49-jährigen Russen am Kölner Landgericht angesetzt.
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Starker Tobak: Angeklagter wirft Opfern vorgetäuschten Raub und Versicherungsbetrug vor

pn; 11.08.2022, 18:00 Uhr
Engelskirchen - Kein Urteil am letzten Verhandlungstag im Prozess um Engelskirchener Raubüberfall - 24. Große Strafkammer des Kölner Landgerichts lädt weitere Zeugen nach einem Antrag des mutmaßlichen Täters.

Von Peter Notbohm

 

Geplant waren am 10. Verhandlungstag im Prozess um den spektakulären Raub in Engelskirchen-Hollenberg eigentlich die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung, auch das Urteil der 24. Großen Strafkammer am Kölner Landgericht war für heute erwartet worden. Zunächst hieß im Prozess gegen Anatoli J. (Anm.d.Red.: Name geändert) aber vor allem warten. Der 49-jährige Russe, der mit zwei weiteren Männern als Hermes-Boten verkleidet ein Engelskirchener Ehepaar brutal überfallen haben soll, stellte in Absprache mit seinen beiden Anwälten einen eigenen Antrag, der die Kammer um die Vorsitzende Richterin Bettina Schattow für mehrere Stunden beschäftigen sollte.

 

Anatoli J. bezog sich in seinem Antrag vor allem auf die Angaben des Sachverständigen, der den Wert der erbeuteten Uhren, des Schmucks und der Goldbarren bewertet hatte. Dieser hätte sich dabei auf die Aussagen eines Zeugen gestützt, ohne dass es hierfür Kaufbelege gegeben habe. War in der Anklage ursprünglich noch von einer Beute in Höhe von 66.800 Euro die Rede, hatte die 55-jährige überfallene Engelskirchenerin am dritten Verhandlungstag ausgesagt, dass ihre Versicherung den doppelten Wert errechnet habe.

 

 „Für viele dieser Dinge gibt es keine Kaufbelege und sie müssen kritisch überprüft werden“, hieß es in dem handschriftlichen Papier des Russen, das durch die Richterin verlesen wurde. Auch, dass man das gestohlene Bargeld anstandslos ohne Beweise in die Anklage übernommen habe, kritisierte der 49-Jährige – insgesamt spreche man über einen Wert von 29.000 Euro, der nicht belegt sei. Doch damit nicht genug: Im Weiteren warf er dem zuvor genannten Zeugen, einem Freund des überfallenen Ehepaars, Versicherungsbetrug vor und sprach im Zusammenhang des Raubes von einer vorgetäuschten Straftat. Daher beantragte er sowohl den Zeugen als auch den Sachverständigen durch das Gericht vernehmen zu lassen.

 

Nach etwa 45 Minuten Beratungszeit kam die Kammer um Richterin Schattow zurück und wies zunächst einen Antrag der Verteidigung vom vorangegangenen Verhandlungstag zurück, die Zeugenaussage einer Sozialarbeiterin aus dem Gefängnis, in dem Anatoli J. eine frühere Haftstrafe abgesessen hatte, nicht zuzulassen, nur um kurz darauf zu erklären, dass man für den neuen Antrag noch weitere Beratungszeit benötige. Erst nach zweieinhalb Stunden teilte sie mit, dass man die beiden Zeugen laden werde: „Zur abschließenden Frage der Schadenshöhe.“

 

Fortgesetzt wird der Prozess Anfang September.

 

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