BLAULICHT

Totes Baby aus Eckenhagen: Cold Case aufgerollt

ks; 26.10.2023, 14:30 Uhr
Fotos: Polizei Köln.
BLAULICHT

Totes Baby aus Eckenhagen: Cold Case aufgerollt

ks; 26.10.2023, 14:30 Uhr
Reichshof – Auch 20 Jahre nach dem tragischen Tod eines Säuglings ist der Fall noch immer ungelöst – Kriminalpolizei bittet um Mithilfe.

Vor 20 Jahren kam es kurz vor dem dritten Adventswochenende in der Reichshofer Ortschaft Eckenhagen zu einem tragischen Ereignis. Eingewickelt in eine bunte Babydecke wurde am Freitag, 12. Dezember, vor dem Eingang eines Hauses auf dem Höher Weg ein Neugeborenes abgelegt. Der kleine Junge wurde nicht rechtzeitig gefunden, war stark unterkühlt und starb wenige Stunden nach seiner Geburt. Bis heute ist ein Ermittlerteam der Kölner Kriminalpolizei mit dem Fall betraut – und wendet sich nun an die Öffentlichkeit.

 

Bislang sei es den Ermittlern sehr daran gelegen gewesen, Erkenntnisse über die Mutter des Kindes zu gewinnen. „Aber da gehören ja immer zwei zu. Was ist also mit dem Vater?“, sagte Kerstin Nolte heute auf Nachfrage von OA. Die Ermittlerin ist davon überzeugt, dass das Kind gefunden werden sollte. „Wir müssen das annehmen, denn die Mutter hat an der Haustür geklingelt“, erzählte Nolte. Bestätigt wurde dies durch DNA der Frau, die an der Klingel gesichert werden konnte.

 

Im Haus lebte damals eine 97 Jahre alte Frau, die das Klingeln zwar gehört hatte, es aber nur noch bis zu einem Fenster und nicht bis zur Haustür schaffte. „Die Dame war pflegebedürftig und allein. Vielleicht wusste die Mutter das nicht“, so Nolte. Mehrmals täglich sei die betagte Dame von einer Zugehfrau aufgesucht worden, die sich um die 97-Jährige gekümmert hat. „Vielleicht wusste die Mutter das. Aber gefunden wurde das Kind erst etwa ein bis eineinhalb Stunden später.“

 

In ihrem Aufruf schreibt die Kölner Polizei, dass die Frau, die die ältere Dame regelmäßig besucht hatte, sofort den Notruf gewählt habe: Doch alle Rettungsversuche waren vergebens, nur wenige Stunden später starb das stark unterkühlte Kind in einem Krankenhaus. Auch wenn die Mutter laut Nolte gute Absichten gehabt habe, habe sie das Neugeborene an dem Winterabend nicht ausreichend vor der Kälte geschützt: „Die Temperaturen waren niedrig, es lag Schnee. Dafür war das Kind zu leicht bekleidet.“

 

 

Im Februar 2004 haben die Ermittler eine DNA-Reihenuntersuchung durchgeführt. Alle Eckenhagener Frauen im Alter zwischen 14 und 50 Jahren wurden damals dazu aufgerufen, an einem freiwilligen DNA-Test teilzunehmen. „Ganz viele sind damals erschienen. Einige haben einen Nachweis erbracht, dass sie noch nie schwanger gewesen sind“, so Nolte. Über die Jahre hinweg seien nahezu alle Frauen, die in das damalige Raster passten, ermittelt worden. Eine Frau sei sogar noch in diesem Jahr ermittelt worden. Doch eine Übereinstimmung habe es in keinem der Fälle gegeben.

 

Das Ermittlerteam hofft nach wie vor auf Angaben zu einer Frau, die damals schwanger war, vielleicht überfordert war, aber kein Kind vorweisen konnte oder aus der Ortschaft weggezogen ist. Darüber hinaus werde auch nach dem Vater gesucht, dessen DNA zum Teil rekonstruiert werden konnte. „Möglicherweise gibt es auch Männer, die damals eine Beziehung geführt haben, aus der womöglich eine Schwangerschaft entstanden ist.“

 

Für die Ermittler ist das kein gewöhnlicher Fall. „Es geht uns um das Kind, das nie wirklich einen Namen bekommen hat, das keine Möglichkeit hatte, richtig ins Leben zu starten“, so Nolte. Damit der Junge nicht anonym auf seine letzte Reise geht, wurde er auf den Namen Dominik „getauft“. Einige Tage nach seinem Tod wurde Dominik auf einem Kindergräberfeld auf dem Gummersbacher Westfriedhof beerdigt. Die Babyklappe am Gummersbacher Kreiskrankenhaus gab es damals noch nicht, sie wurde erst nach diesem tragischen Ereignis 2004 eingerichtet.

 

Hinweise nimmt das Kriminalkommissariat 11, Walter-Pauli-Ring 2-6, 51103 Köln, unter Tel.: 0221/229-0 oder per Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de entgegen.

 

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