BLAULICHT

Verfahren eingestellt: 27-Jährige wollte nicht, dass ihr Stiefvater bestraft wird

pn; 10.07.2022, 07:00 Uhr
BLAULICHT

Verfahren eingestellt: 27-Jährige wollte nicht, dass ihr Stiefvater bestraft wird

pn; 10.07.2022, 07:00 Uhr
Wipperfürth - 48-Jähriger musste sich am Amtsgericht wegen Körperverletzung und Bedrohung verantworten.

Von Peter Notbohm

 

Weil er seine Stieftochter aus der Wohnung getreten und sie anschließend bedroht haben soll, musste sich am Freitag ein 48-jähriger Mann aus Wipperfürth vor dem Amtsgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, dass er der 27-Jährigen, bei der eine langjährige Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert ist, hinterhergerufen habe, sie umzubringen und zu zerstückeln.

 

Was sich im März des vergangenen Jahres wirklich in der Wohnung abgespielt hat, ließ sich durch das Gericht nicht endgültig aufklären. Nachdem der Angeklagte und die junge Frau ausgesagt hatten, befragte Richter Stefan Krieger zudem die Mutter der 27-Jährigen. Sie berichtete, dass sie eigentlich stolz gewesen sei, dass ihre Tochter, nachdem sie 2019 wieder eingezogen sei, sich über drei Jahre keine Verletzungen zugefügt habe. Doch irgendwann sei die Krankheit wieder ausgebrochen.

 

An jenem Abend habe die junge Frau den Wunsch geäußert auszuziehen. Sie sei aber die einzige gewesen, die permanent geschrien habe. Man habe noch versucht, ihre Betreuerin zu erreichen, aber nur auf den Anrufbeantworter sprechen können. „Dann hat sich die Situation hochgeschaukelt. Mein Verlobter hat sich in die Tür gestellt, weil wir Angst hatten, dass etwas passiert.“ Nachdem ihre Tochter mit Fäusten auf ihn losgegangen sei, habe sie ihm aber nur noch zugerufen, sie gehen zu lassen. Ob der 48-Jährige die junge Frau dann in den Rücken getreten habe, könne sie nicht sagen, da sie in diesem Moment den in die Küche geworfenen Haustürschlüssel gesichert habe. Die Sache vor Gericht gebracht, hatte ein Ordnungsamtsmitarbeiter, dem sich die junge Frau wenige Tage später anvertraut hatte.

 

Krieger stellte das Verfahren anschließend nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft wegen Geringfügigkeit ein. Nicht nur vor dem Hintergrund der psychischen Situation der jungen Frau, sondern auch weil diese gesagt hatte, dass sie nicht wolle, dass ihr Stiefvater - obwohl er sie geschlagen und bedroht habe - bestraft werde: „Ich will einfach nur, dass diese Geschichte aus der Welt geschafft wird und anschließend keinen Kontakt mehr.“ Zumindest Letzteres dürfte sich erfüllen. Der Wipperfürther kündigte an, bereits kommende Woche mit seiner Verlobten aus Wipperfürth wegzuziehen.

WERBUNG