FUSSBALL
Der Zirkus geht weiter – Spielercasting in Düren
Lindlar – Eintracht Hohkeppel erwartet bei Fortuna Köln eine schwere Aufgabe – Der 1. FC Düren veranstaltet nach der Kündigung fast aller Spieler ein Casting.
Von Thomas Giesen
SC Fortuna Köln – Eintracht Hohkeppel (Samstag, 14 Uhr).
Hinspiel: 3:1.
Es fehlen: Leon Pesch, Dominic Duncan, Aldin Dervisevic, Dino Bisanovic.
Der Zirkus in der Regionalliga geht weiter. Nach dem Rückzug von Türkspor Dortmund und den beiden Meldungen über eingeleitete Insolvenzverfahren beim KFC Uerdingen und dem 1. FC Düren sorgt nun eine weitere Nachricht für Kopfschütteln. Bei den Dürenern, die sich Westkampfbahn als Regionalligaspielstätte mit Eintracht Hohkeppel teilen, hatten in der vergangenen Woche fast alle Spieler ihre Kündigung eingereicht. Die folgende Begegnung mit dem Wuppertaler SV ging 1:4 verloren. Kein Wunder, denn angetreten war der FCD mit einer Mannschaft, die hauptsächlich aus der Landesligareserve rekrutiert wurde. Schon am Samstag beim Heimspiel gegen den Tabellenführer MSV Duisburg könnte das Gesicht der Truppe aber wieder ein völlig anderes sein.
Die Dürener wollen offenbar mit allen Mitteln versuchen, die Saison zu Ende zu spielen und haben sich eine kreative Lösung ausgedacht. Unter Mithilfe des Fußball-Influencers Bilal Kamarieh, ein Ex-Profi mit rund 180.000 Followern auf Instagram, veranstaltete der Klub am Dienstag ein Spielercasting. Bewerben konnte sich jeder Kicker, der seit sechs Monaten keinen offiziellen Einsatz mehr hatte. Fast 1000 Interessenten hatten sich bei Kamarieh angeblich gemeldet – 30 Spieler wurden zu dem Sichtungstraining eingeladen. Zehn Spieler wollte eine eigens zusammengestellte Jury um Kamarieh auswählen, die – ohne Bezahlung wohlgemerkt – die verbleibenden Spiele der Regionalligasaison absolvieren sollen. Für jeden beschäftigungslosen Kicker sicher eine Chance, sich auf Wettkampfebene ins Schaufenster zu stellen.
Bei Hohkeppels Trainer Iraklis Metaxas sorgt die Aktion für Unverständnis. „Mich erinnert das an eine Kirmesveranstaltung“, kommentiert der Coach die Vorgänge, wundert sich aber grundsätzlich darüber, wie es dazu kommen konnte, denn das Lizensierungsverfahren, um in der Regionalliga antreten zu können, ist klar abgesteckt. „Da werden Zahlen von vier Millionen Euro Schulden genannt. Ich verstehe nicht, wie man auf solch eine Summe kommt. Das müsste doch abgesichert werden“, sagt er, will sich damit aber auch nicht weiter beschäftigen und bleibt bei seiner bisherigen Haltung. „Wir können nicht beeinflussen, was da passiert. Dass diese Dinge, egal wie sie ausgehen, die Tabelle immer beeinflussen, ist klar. Das ist nie für irgendjemanden schön. Aber wir müssen uns auf das konzentrieren, was unsere Aufgabe ist“, so Metaxas.
[Hohkeppels Trainer Iraklis Metaxas bezeichnet die Vorgänge beim 1. FC Düren als "Kirmesveranstaltung".]
Hohkeppels Herausforderung ist das Erreichen des Klassenerhalts. Den könnte man unter Umständen sogar beinahe geschenkt bekommen, sollten die Dürener und Krefelder doch noch die Segel streichen. Solange dies aber nicht sicher ist, heißt es: Punkte sammeln. In den vergangenen drei Spielen reichte es nur zu insgesamt zwei Zählern und in der Kölner Südstadt dürften die Trauben wieder hoch hängen. Beim aktuellen Tabellensechsten unterlagen die Hohkeppeler erst Anfang März im Viertelfinale des Mittelrheinpokals mit 0:1. Seitdem fuhr die Fortuna aus vier Ligaspielen nur zwei Zähler ein. „Es ist zwar noch nicht lange her, dass wir gegen sie gespielt haben, aber wir wissen dennoch nicht genau, was wir zu erwarten haben. Klar, wir kennen die Spieler und deren Spielstil, aber sie haben taktisch einiges verändert. Wir tun gut daran, uns auf unser Spiel zu konzentrieren und, wie schon im letzten Spiel gegen Fortuna Düsseldorf, hinten die Null zu halten und hoffen, ein Tor mehr zu schießen, als der Gegner“, so Metaxas.
Die Personaldecke ist derweil noch einmal dünner geworden. Zwar sind Jose-Pierre Vunguidica nach einer leichten Verletzung und Cenk Durgun nach Gelbsperre wieder zurück im Team, mit Dominic Duncan, Leon Pesch, Aldin Dervisevic und Dino Bisanovic gibt es jedoch weiterhin vier längerfristige Ausfälle. Hinzu kommt die Demission von Ömer Tokac, einem der letzten verbliebenen Aufstiegshelden der Eintracht, und Arthur Ekallé, die Anfang der Woche aus disziplinarischen Gründen suspendiert wurden und nicht mehr für den Klub auflaufen werden.
ARTIKEL TEILEN