FUSSBALL
Wiehler Rasselbande vor Bewährungsprobe
Wiehl - Mit einem stark verjüngten Kader geht der FV Wiehl in die neue Landesliga-Saison - 14 Spieler verließen den Klub - Großes Vertrauen in die Eigengewächse.
Kommen und Gehen
Der FV Wiehl verzeichnete in diesem Sommer ein gewaltiges Stühlerücken. Nicht weniger als 14 Akteure, die fast alle ein fester Bestandteil des Aufgebots waren, haben der Eichhardt den Rücken gekehrt. Dafür steht nun der eigene Nachwuchs im Rampenlicht: Zehn bisherige A-Junioren erhalten das Vertrauen. Mit Torjäger Jan Peters, der nach einem Jahr beim Westfalen-Oberligisten Sportfreunde Siegen wieder in der Heimat angeheuert hat, sowie Torwart Matteo Tessarolo stoßen zwei höherklassig erfahrene Rückkehrer hinzu. Zudem wurde Routinier Dominik Knotte reaktiviert.
Bereits im Frühjahr hatte der Klub sich dazu entschlossen, den Generations-Cut zu vollziehen. „Alle waren sich einig, dass der Schnitt kommen muss, weil die Schere zwischen Alt und Jung zu groß geworden war“, spricht Trainer Wolfgang Martens von einem gewollten Umbruch. „Der FV Wiehl leistet eine großartige Jugendarbeit bis in die unteren Jahrgänge hinein. Die U19 hat in der vergangenen Saison eine herausragende Rolle in der Mittelrheinliga gespielt. Davon soll der Verein noch stärker profitieren.“
Während den zumeist älteren Kickern bei ihren Wechseln keine Steine in den Weg gelegt wurden, hatten die Verantwortlichen den Abgang von Ansgar Pflüger zum westfälischen Oberligisten RSV Meinerzhagen nicht auf der Rechnung. „Dass er gegangen ist, tut uns weh“, hätte Martens den hochveranlagten 20-Jährigen gerne gehalten. Ende August wird nach einer beruflichen Pause mit Ozan Taskiran ein weiterer Spieler einsteigen, der sich in der Landesliga auskennt und flexibel einsetzbar ist. In der Warteschleife befindet sich Sebastian Schiepe nach einer Schlüsselbein-OP. Alexander Ulrich (Knieverletzung) und Arlind Mimini (Bänderriss im Sprunggelenk) setzen zurzeit ebenfalls aus.
[Trainer Wolfgang Martens arbeitet künftig mit vielen blutjungen Fußballern zusammen.]
Mannschaft, Spielsystem, Taktik
Martens muss nach den unzähligen Personalrochaden eine neue Einheit formen. Die Jungspunde verfügen ohne Frage über jede Menge Talent und Qualität, doch an die Gepflogenheiten im Seniorenfußball werden sie sich noch gewöhnen müssen. Kopfzerbrechen bereitet Martens diese Situation nicht. „Als Trainer kann man sich über solch eine spannende Herausforderung nur freuen. Das Training macht einen Riesenspaß und die Jungs sind top engagiert. Was uns natürlich fehlt, sind die Erfahrungswerte. Aber daran arbeiten wir intensiv.“ Unnötigen Druck baut der Coach nicht auf. „Gerade den Jungen gestehe ich Fehler zu. Das Wichtige ist, dass sie daraus lernen und versuchen, die Defizite abzustellen.“
Dabei will der Trainer den jugendlichen Elan gar nicht zügeln, aber in geordnete Bahnen lenken. „Als Ausbildungsverein haben wir den Auftrag, die Spieler in die Wettkampftauglichkeit zu bringen und ihnen zu zeigen, dass letztlich auch die Ergebnisse wichtig sind.“ Auf ein taktisches Korsett legt Martens sich seit jeher nicht fest. Es gilt, die Stärken und Potenziale des vorhandenen Spielermaterials optimal zu nutzen. Aggressives Anlaufen, Ballgewinne und überfallartiges Umschalten nach vorne bestimmen die Spielweise nach wie vor. „Es geht darum, die offensiven Räume zügig zu besetzen, damit wir in den gegnerischen Reihen für Unordnung sorgen und sich Torchancen für uns ergeben“, sagt Martens.
Mit dem gegenwärtigen Leistungsstand ist er zufrieden, die Auftritte in den Testbegegnungen waren größtenteils manierlich. „Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie ein enormes Tempo an den Tag legen kann und die nötige Robustheit mitbringt. Ich bin überzeugt, dass die jungen Spieler in körperlicher Hinsicht keine Probleme haben werden.“ Nach Erfolgen gegen die A-Ligisten Hützemert (8:2) und Wipperfürth (3:0) verlor Wiehl aufgrund eines zehnminütigen Blackouts nach der Pause gegen den TuS Lindlar (Kreisliga A) mit 2:3. Eine formidable Vorstellung bescheinigte Martens seiner Elf beim 4:4 gegen den FSV Gerlingen (Westfalenliga). „In der zweiten Halbzeit haben wir sie förmlich überrannt. Das war ein Schritt in die richtige Richtung.“ Zuletzt gab’s ein 2:2 gegen den Bezirksligisten SV Altenberg.
Saisonziel, Einschätzungen zur Liga
Ein neu sortierter Kader, die Corona-Unterbrechung, viele Landesliga-Debütanten und der Verlust von Routine - die nächste Saison hält einige Unwägbarkeiten bereit. Daher ist Martens mit einer Prognose vorsichtig. „Es wäre das falsche Signal, den Spielern eine zu hohe Erwartungshaltung aufzubürden“, so der Übungsleiter. „Wir müssen es schaffen, gegen die Konkurrenten, die mit uns auf Augenhöhe sind, zu punkten, und einen Puffer zu den Abstiegsplätzen aufbauen.“
Das Auftaktprogramm könnte anspruchsvoller nicht sein: Der FV Wiehl trifft zu Beginn auf den SV Schlebusch, den SSV Merten und den 1. FC Spich - drei Klubs, denen Martens - zusammen mit Eintracht Hohkeppel - den Gewinn der Meisterschaft zutraut. Ein ganz dickes Brett, wobei dem Coach der Hammerstart gar nicht mal ungelegen kommt. „Ich bin froh, dass wir direkt gegen drei Titelfavoriten antreten. Mehr lernen als in den ersten Wochen kann meine Mannschaft gar nicht – egal, wie die Resultate lauten.“
Rückschläge sind also einkalkuliert. Die entscheidende Frage ist, wie lange es dauert, bis das junge Team eventuelle Negativerlebnisse verdaut hat. An dieser Stelle ist Martens‘ psychologisches Geschick gefordert. Und das Umfeld sollte sich in Geduld üben. „Ich denke, dass wir im November wissen, in welche Richtung es für uns geht. Die A-Jugendlichen haben sich das Erlebnis ‚Landesliga‘ verdient, die etablierten Spieler haben die Aufgabe, sie anzuleiten und zu unterstützen“, erläutert Martens. Gelingt es, die Youngster schnell zu integrieren und an das fußballerische und physische Niveau in der Liga heranzuführen, ist eine Position im gesicherten Tabellenterrain absolut im Bereich des Möglichen.
[Der Coach mit den Neuzugängen.]
Zugänge
Jan Peters (Sportfreunde Siegen), Matteo Tessarolo (FC Hennef 05), Julian Birk, Fidel Delibalta, Meikel Harder, Ardit Mimini, Arlind Mimini, Adin Music, Filipp Rosenthal, Niels Smuda, Alexander Ulrich, Nico Lieder (alle eigene Jugend), Dominik Knotte (reaktiviert), Ozan Taskiran (nach Pause)
Abgänge
Julian Bauer (1. FC Kleve II), Jonathan Noß (SV Schönenbach), Markus Wagner (SV Schönenbach), Alexander Hettich (SV Schönenbach), Davin Dresbach (SV Schönenbach), Kerem Kargin (SV Schönenbach), Mathias Hartwig (SV Ottfingen), Pesan Yonis (SV Ottfingen), Alexander Tomm (spielender Co-Trainer Sportfreunde Asbachtal), Christopher Lieblang (Spielertrainer TSV Ründeroth), Luca Everding (TuS Marialinden), Jannis Everding (TuS Marialinden), Ansgar Pflüger (RSV Meinerzhagen), Max Uhlenbrock (hört auf)
Der Kader
Tor
Florent Ruhani, Matteo Tessarolo, Filipp Rosenthal, Nico Lieder
Abwehr
Waldemar Kilb, Kevin Derksen, Tim Heimbruch, Julian Birk, Meikel Harder, Dominik Knotte, Arlind Mimini, Ozan Taskiran
Mittelfeld
Kevin Ufer, Michael Möller, Jordi Scherbaum, Vinzent Stoffel, Sebastian Schiepe, Harutyun Garinyan, Ardit Mimini, Adin Music, Niels Smuda, Alexander Ulrich
Angriff
Jan Peters, Jan Derksen, Triantafilos Vlachos, Fidel Delibalta
Trainer
Wolfgang Martens
Teammanager
Michael Krestel
Betreuer
Sebastian Menning
Physiotherapeutin
Anna Küsters
Sportlicher Leiter
Ingo Haselbach
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