Gummersbach – Vor dem Spiel gegen den THW Kiel muss Gudjon Valur Sigurdsson im Training reichlich improvisieren – Mehrere Spieler angeschlagen - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

Zwei Wochen Pause liegen hinter den Handballern des VfL Gummersbach. Zwei Wochen, die das Team von Gudjon Valur Sigurdsson dringend gebraucht hat, wie der VfL-Coach vor dem Kracher beim THW Kiel zugibt. „Wenn wir zwei Spiele gehabt hätten, weiß ich nicht, mit welcher Mannschaft wir diese bestritten hätten“, musste der Isländer im Training zuletzt reichlich improvisieren.

Neben den Langzeitverletzten Mathis Häseler und Nemanja Zelenovic hatten zuletzt auch Dominik Mappes, Stepan Zeman und Tilen Kodrin mit Verletzungen zu kämpfen. Ellidi Vidarsson kehrte erst am Freitag wieder ins Training zurück. Die Blessuren stammen weitgehend aus dem Spiel gegen Flensburg und wurden durch das Derby beim Bergischen HC nur schlimmer. Zurückgreifen konnte Sigurdsson in den vergangenen 14 Tagen aber zumindest auf die Spieler der U23-Mannschaft.

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Die Lust auf den Handballklassiker beim deutschen Rekordmeister, der erst 2007 den Oberbergern den inoffiziellen Titel des Rekordmeisters abgejagt hat, lässt sich Sigurdsson trotzdem nicht nehmen. „Das sind die Spiele, für die wir im vergangenen Jahr so hart gearbeitet haben“, meint er. Er habe selbst das Privileg gehabt, das THW-Trikot tragen zu dürfen und ergänzt: „Es gibt kaum etwas Größeres im Handball. Sie haben immer starke Mannschaften gehabt.“

In Ehrfurcht erstarren will das junge Gummersbacher Team aber nicht. Sigurdsson wäre nicht Sigurdsson, wenn er sein Team nicht mit derselben Akribie wie vor jedem Spiel vorbereitet. „Am Ende spielen Punkte, Qualität und Statistiken keine Rolle. Jedes Spiel geht bei 0:0 los und wir werden unsere Chance suchen, selbst wenn wir nur drei Spieler hätten“, sagt er.

Dass die Wunderino-Arena in Kiel nicht uneinnehmbar ist, bewies der TBV Lemgo Lippe vor drei Wochen, als die Mannschaft von Florian Kehrmann sensationell mit 33:32 in Norddeutschland gewann. „Es passiert nicht oft, dass sich so etwas wiederholt. Das spricht nicht unbedingt für uns“, sagt der VfL-Coach mit einem Augenzwinkern, wohl wissend, dass „verrückte Dinge im Sport an jedem Tag passieren“.

Sportlich muss er über das Kieler Ausnahmeteam ohnehin nur wenige Worte verlieren. Mit Niklas Landin verfügt Trainer Filip Jicha über den besten Torhüter der Welt. Die Deckung des THW zählt Sigurdsson ebenfalls zu den stärksten auf dem Globus. „Sie haben eigentlich jede Position doppelt besetzt und sind, was die taktische Disziplin angeht, einfach eine Nummer größer als andere Mannschaften“, analysiert der Isländer.

In den nächsten Wochen werden die Norddeutschen neben den beiden Langzeitverletzten Sander Sagosen (Sprunggelenk) und Sven Ehrig (Kreuzbandriss) allerdings auf ihren Topshooter Eric Johansson (59 Tore) verzichten müssen. Der 22-jährige Schwede zog sich im Training einen Mittelhandbruch zu. Mit Nikola Bylik, Harald Reinkind, Steffen Weinhold und Karl Wallinius haben die beiden Spielgestalter Domagoj Duvnjak und Miha Zarabec aber weiterhin jede Menge Optionen, die sie einsetzen können.

Zuletzt gewann Kiel nicht nur den Ligagipfel in Magdeburg mit 34:33, sondern holte auch gegen den FC Barcelona am Donnerstag in der Champions League beim 30:30 einen Punkt. Der VfL Gummersbach ist bereits am heutigen Samstag an die Kieler Förde gereist.