LOKALMIX

Abfallverwertung neu denken

lw; 26.02.2021, 14:53 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Hans-Jörg Lieberoth-Leden, Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft, Bodenschutz, Wasserwirtschaft im NRW-Umweltministerium (Mitte), eröffnete symbolisch das neue Forschungszentrum.
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Abfallverwertung neu denken

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lw; 26.02.2021, 14:53 Uhr
Lindlar – Forschungsgemeinschaft Metabolon und NRW-Umweltministerium eröffneten neues thermo-chemisches Zentrum – Nachhaltige Stoffkreisläufe.

Von Lars Weber

 

Abfall und Müll – damit ist mehr zu machen als nur die Entsorgung. Für diesen Denkansatz steht die interdisziplinäre Forschungsgemeinschaft Metabolon, der unter anderem neben dem Bergischen Abfallwirtschaftsverband (BAV) auch die TH Köln mit ihrem Metabolon Institut angehören. „Abfall als Wertstoff begreifen, nur das hilft uns weiter“, sagte Hans-Jörg Lieberoth-Leden, Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft, Bodenschutz, Wasserwirtschaft im NRW-Umweltministerium. Der Ministerialdirigent war heute extra nach Lindlar gekommen, um gemeinsam mit Vertretern der anderen beteiligten Kreise, Einrichtungen und Verbände das neue thermo-chemische Forschungszentrum auf Metabolon zu eröffnen.

 

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Herzstück des neuen Zentrums sind die Pyrolyse- und die Vergasungsanlage. Einfach gesagt ist es mit diesen beiden Anlagen möglich, aus verschiedenen Stoffen zum einen regenerative Energie bereitzustellen und zum anderen werthaltige Materialien zurück zu gewinnen, erklärte Prof. Dr. Christian Malek von der TH Köln. Bei der Pyrolyse geschieht dies bei 400 bis 900 Grad unter Luftabschluss, das heißt es befindet sich kein Sauerstoff in dem Prozess. Stoffe wie Elektroschrott oder Altreifen werden in der Anlage aufgeteilt in Gas (kann zum Heizen solcher Anlagen genutzt werden), Öl (verwertbar in der Industrie), Koks (Sekundärrohstoff) und einen werthaltigen Stoff, bei Elektroschrott zum Beispiel Metall.

 

[Prof. Dr. Christian Malek zeigt, mit welchen Stoffen unter anderem gearbeitet wird. Darunter sind Holzpellets, Laubpellets oder auch Bioabfall.]

 

Bei der Vergasungsanlage gibt es keinen Luftabschluss, so entsteht energiereiches Gas, das zum Beispiel zur Wasserstoffherstellung oder in der Kunststoffherstellung genutzt werden könne. Ein Fokus der Forschung soll auf die Erstellung von Industrierußen liegen. „Bis 2030 gibt es weltweit einen Bedarf an 15 Millionen Tonnen. Bislang wird es aber noch fossil hergestellt“, sagte Prof. Dr. Malek. Industrieruße finden sich in Kosmetikprodukten, Reifen, Kunststoffen aber auch in Batterien. Das Ziel der Forschungen: Die Stoffe, die aus den Abfällen gewonnen werden, wieder in die Kreislaufwirtschaft zurückbringen. Um dieses Ergebnis zu erreichen, müssen für jeden Ausgangsstoff eingehende Forschungen mit den Anlagen erfolgen. Diese seien, im größeren Maßstab, auch in der Industrie denkbar.

 

Landrat Jochen Hagt lobte die Zusammenarbeit des BAV, der Kreise Oberberg, Rhein-Berg, Rhein-Sieg und der TH Köln an diesem Standort. „Dieses Gemeinschaftsprodukt ist ein Erfolgsmodell.“ Er hoffe auf viele zukunftsweisende Ergebnisse von diesem Standort zum Wohle der Gesellschaft. „Und dass es gelingt, die endlichen Rohstoffe zu schonen.“ Auch Prof. Dr. Klaus Becker, Vizepräsident der TH Köln (Foto), zeigte sich begeistert darüber, was in den vergangenen zehn Jahren seit dem ersten Förderbescheid in Lindlar entstanden sei. Durch das neue Zentrum sei die vorhandene Infrastruktur um einen wichtigen Baustein erweitert worden.

 

Im Rahmen des Strukturförderprogramms Regionale 2010 wurde das Entsorgungszentrum Leppe zu einem Forschungs- und Innovationsstandort für nachhaltige Ressourcennutzung und zirkuläre Wertschöpfung neu ausgerichtet. Das seit Mitte 2017 laufende aktuelle Projekt wird mit sieben Millionen Euro gefördert, wovon etwa vier Millionen Euro durch den Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert wurden. Das Land NRW stellt die entsprechende Co-Finanzierung in Höhe von rund drei Millionen Euro zur Verfügung. Am Metabolon Institut der TH Köln arbeiten rund 35 Mitarbeiter.

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