LOKALMIX

Aus purer Fleischeslust

ls; 24.02.2024, 10:00 Uhr
Fotos: Leif Schmittgen - Die Freunde und Nachbarn um Torben Platz (vo. li.) haben sich bei ihren wöchentlichen Treffen auf lokale Unternehmen spezialisiert - Momentan ist Fleischkäse auf dem Prüfstand.
LOKALMIX

Aus purer Fleischeslust

ls; 24.02.2024, 10:00 Uhr
Gummersbach - Die „Wursttester Oberberg“ schauen lokalen Metzgern genau auf die Finger und haben bei ihren wöchentlichen Stichproben teils enorme Qualitätsunterschiede festgestellt.

Von Leif Schmittgen

 

Am Anfang war die Wurst! So könnte man die Ursprünge einer Idee bezeichnen, die Torben Platz und seinem Kumpel Udo in den Sinn gekommen ist. Udo ist gelernter Metzger, kennt sich in der Fleischproduktion bestens aus und weiß, worauf es ankommt. Dieses Wissen gab er anhand verschiedener Fleischwürste an seinen Kumpel weiter. „Je lockerer die Wurst ist, desto mehr Fett und Wasser ist in ihr enthalten“, weiß Udo und weckte damit das Interesse weiterer Freunde und Nachbarn in Gummersbach-Strombach, sich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Neben den Erstgenannten bilden seither Wolfgang, Ela, Mariska, Sven und Tünde die „Wursttester Oberberg“, die ihr eigens entwickeltes Verfahren bei wöchentlichen Treffen weiter perfektioniert haben.

 

 

Insgesamt 14 lokale Metzgereien haben sich die Enthusiasten ausgesucht. „In Radevormwald waren wir noch nicht, aber in Kierspe und auf Overather Gebiet schauen wir regelmäßig vorbei“, berichtet Gruppensprecher Torben Platz von dem Einzugsgebiet, das knapp über die Kreisgrenzen hinausreicht. Die übrigen Fleischer befinden sich auf heimischem Terrain und verteilen sich von Morsbach bis Wipperfürth.

 

An diesem Abend trifft sich die Gruppe in Udos Gartenhütte zur Fleischkäsetestung. In fleischrosafarbigen Hemden mit Aufdruck „Im Auftrag der Wurst“ hat man sich ein Bierchen aufgemacht und wartet auf den idealen Garpunkt zweier großer Laibe Fleischkäse aus unterschiedlicher Fabrikation, die alsbald von den inzwischen geschulten Gaumen getestet und in unterschiedlichen Kategorien per Notensystem von eins bis sechs begutachtet werden.

 

 

Geschmack (50 Prozent), Konsistenz (20) und je zehn Prozent Fettgehalt, Geruch und Optik fließen nach der jeweiligen Verkostung in eine Excel-Tabelle ein und ergeben am Ende die Gesamtnote. Seit etlichen Wochen steht bei den Testern die Spezialität bayerischen Ursprungs auf dem wöchentlichen Speiseplan. Als die „heiße Ware“ schließlich in die Gartenhütte gebracht wird, ist das Augenleuchten groß. „Die Produkte werden immer mit den gleichen Brötchen und identischem Bier ausprobiert, um gleiche Rahmenbedingungen zu gewährleisten“, berichtet Wolfgang mit einem Schmunzeln.

 

Trotz aller Geselligkeit nimmt man den Job aber auch ein Stück weit ernst. An diesem Abend liegt der Metzger aus Kierspe knapp vor seinem Mitbewerber aus dem Gummersbacher Stadtgebiet. Unter dem Strich schmeckte die westfälische Variante den meisten am besten und auch der Fleischgehalt war höher. „Das könnte ein Kandidat für die best of five werden“, meint Torben Platz und erhält sogleich die Zustimmung der Runde.

 

Die letzte Leberkäse-Challenge steht nächste Woche an, dann wird der Sieger unter den fünf Finalisten mit einer Urkunde gekürt. Zudem gibt es manchmal auch einen Preis-Leistungssieger, wenn die Qualität stimmt und der Kilopreis deutlich unter dem des Gesamtsiegers liegt. „Danach werden wir uns auf die Krakauer spezialisieren“, sagt Platz. In der Vergangenheit probierte man unter anderem schon Nacken- und Lummersteaks für den Grill, Rostbratwürste oder auch frisches Mett. Dabei haben sich im Laufe der Jahre zwei Favoriten bei den Fleischliebhabern herausgestellt: Die Produkte von Zunftvertretern aus Marienheide und Wipperfürth landen überdurchschnittlich oft auf den vorderen Plätzen. „Dafür haben wir auch schon mal einen Pokal überreicht“, verrät Torben Platz. Besagter Metzger aus Wipperfürth hat eigens ein Regal im Ladenlokal positioniert, wo er die erhaltenen Trophäen der Wursttester ausstellt.

 

Dabei kennt längst nicht jeder Getestete die Gruppe - und das teils aus gutem Grund: „In einem Fleischkäse haben wir kürzlich Salamireste gefunden“, berichtet Wolfgang von leider auch miserabler Produktqualität auch bei nicht industriell hergestellter Ware - und dabei handelte es sich nicht etwa um eine durchaus gängige Pizzavariante des beliebten Bräts. „Wir testen ausschließlich das von der Masse konsumierte  Produkt und keine Nischenware“, so Platz. Ebenso tabu sind für Tests Produkte großer Fleischverarbeiter, Supermärkte oder Discounter. Die finale Frage, ob sich auch vegetarische oder gar vegane Produkte der Kritik stellen, beantworten alle Beteiligten mit einem demonstrativen Schweigen. Alle handeln aus purer Fleischeslust. „Metzger strengt Euch weiter an“, heißt die Devise von Udo. Auch wenn man die Ergebnisse nirgends öffentlich präsentiert oder gar Namen nennt. Die beste Werbung sei am Ende immer noch die von Mund zu Mund. Und diese ist bei den Betrieben schon jetzt gleichermaßen gefürchtet und beliebt.

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