LOKALMIX

Für Nachahmer, Naturliebhaber und Faule

ks; 23.09.2024, 20:00 Uhr
Fotos: Katharina Schmitz --- (v.l.) Carola Hoppen (Naturgarten), Florian Schöllnhammer (BSO) und Stephan Hahn (LVR-Freilichtmuseum) haben heute im „Bergischen Naturgarten“ den Moosgarten vorgestellt.
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Für Nachahmer, Naturliebhaber und Faule

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ks; 23.09.2024, 20:00 Uhr
Lindlar – Im LVR-Freilichtmuseum gibt es neuerdings einen rund 500 Quadratmeter großen „Bergischen Naturgarten“.

Am „Hof zum Eigen“ im LVR-Freilichtmuseum Lindlar gibt etwas Neues zu entdecken. Wo einst vor dem Strohballenhaus eine Wiese lag, befindet sich nun der „Bergische Naturgarten“. Durch einen Weidentunnel gelangt man zu den Beeten, entdeckt dabei auf der rechten Seite eine Naschhecke mit essbaren Beeren und auf der linken Seite die sogenannte „Drachenburg“, ein Steinhaufen mit Sand und Totholz für Kleintiere. Viel Blühendes findet man in dem Garten Ende September zwar nicht mehr, trotzdem sind viele Insekten wie Schmetterlinge und Hummeln unterwegs. Der Garten lebt – und zeigt beispielhaft, welche Elemente in einem Naturgarten für eine größere Artenvielfalt sorgen.

 

[Auch nach der Blüte sind die Disteln ein Hingucker.]

 

Von der Planung über das Anlegen und Anpflanzen bis hin zur Pflege: Fast drei Jahre wurde vor dem Strohballenhaus an dem neuen „Bergischen Naturgarten“ gearbeitet. Doch die steigenden Baukosten stellten das Team bestehend aus Biologischer Station Oberberg (BSO), dem Verein Naturgarten und dem Freilichtmuseum vor eine besondere Herausforderung, machten die Teuerungen der ursprünglichen Kalkulation doch einen Strich durch die Rechnung. Durch externe Hilfe habe sich das Team aber zumindest den Boden abziehen und Wege ziehen sowie Pflanzflächen vorbereiten lassen. Ansonsten „haben wir viel selbst gebaut – zum Beispiel die Trockenmauer“, sagte Manuela Thomas von der BSO. Insgesamt standen 30.000 Euro für Bau- und Materialkosten zur Verfügung, außerdem „noch ein paar tausend Euro für Referentenkosten“ wie für die Workshops und die Infotafel.

 

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Zum Abschluss des Projektes wurde der Garten heute im Rahmen eines Pressetermins vorgestellt. Neben einer Totholzhecke, einer Trockenmauer und einer – noch unbewohnten – Eidechsenburg, die in Workshops angelegt wurden, sind in dem Schaugarten auch ein Sandarium, Wildstaudenbeete und sogar eine wechselfeuchte Mulde zu finden. In letzterer sammelt sich nach Regen Wasser. „Hier wachsen schöne hohe Stauden wie Mädesüß, Wasserdost und Blutweiderich“, zeigte Florian Schöllnhammer von der BSO. Auch Baldrian, Kamille und Johanniskraut stehen nahe der Mulde. Insgesamt sind in dem Naturgarten 29 verschiedene Biotope angelegt.

 

[Entstanden ist das Projekt „Bergischer Naturgarten – erleben, lernen, nachahmen“ der BSO im Freilichtmuseum in Kooperation mit dem Verein Naturgarten.]

 

Und das Engagement wurde belohnt: so sei das Projekt kürzlich mit der Gold-Medaille der Kampagne „Tausende Gärten – Tausende Arten“ sowie mit dem ersten Preis in der Kategorie „Vereins- und Gemeinschaftsgärten, Liegenschaften und Sonstige“ der Initiative „Deutschland summt! Wir tun was für Bienen“ gekürt worden. „Der Garten ist für das Museum ein wunderbares Puzzleteil“, sagte Museumsökologe Stephan Hahn. Nicht zuletzt ergänze der Garten die „umweltpädagogische Vermittlungsarbeit“. Außerdem „kann er eine Inspiration für viele unserer Besuchenden sein, vielleicht die ein oder andere Ecke im heimischen Garten ebenfalls naturnah zu gestalten“, so Hahn.

 

[Auch im Herbst finden die Insekten noch etwas Nahrung im Naturgarten.]

 

Dreiviertel aller Bienen sind laut Florian Schöllnhammer Wildbienen, die im Boden leben. Auch wenn Insektenhotels durchaus ihren Sinn haben, „sind Sandlebensräume total entscheidend“, sagte der Experte. Wer so ein Biotop anlegen möchte, dürfe dabei aber keinen Spielkastensand verwenden, sondern solle sich beispielsweise lehmhaltigen Reitsand besorgen.

 

Als Alternative zum recht pflegeintensiven Rasen brachte Carola Hoppen vom Verein Naturgarten Moose ins Spiel: „Moos ist das Beste auf schattigem und feuchtem Boden.“ Und auch „für Faule“, die vielleicht einen versiegelnden Schottergarten ihr Eigen nennen, haben die Experten einen Tipp. So kann in Schotter mit Nullanteil ein Magerbeet angelegt werden – kleiner Unterschied, große Wirkung, weiß Hoppen, denn „von jeder heimischen Pflanze ernähren sich mindestens zehn Insektenarten.“ Mit Blick auf das Insektensterben werden hier also wertvolle Nahrungsquellen geschaffen.

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