MEINUNG

Erleichterung oder Experiment?

bv; 13.07.2021, 18:30 Uhr
MEINUNG

Erleichterung oder Experiment?

bv; 13.07.2021, 18:30 Uhr
Oberberg – Die Pandemie ist derzeit in den Hintergrund getreten – Was erwartet uns demnächst und wird entsprechend Vorsorge getroffen?

Dieser Sommer hat etwas von „easy going“. Na gut, das Wetter könnte besser sein, aber zumindest für die kommende Woche hat der Wetterfrosch ja sommerliche Temperaturen und Sonne angesagt. Wir empfinden in jedem Fall sommerlich – und sind erleichtert. Die Schrecken der Pandemie liegen gefühlt weit hinter uns. Geschäfte und Restaurants sind wieder geöffnet, ebenso Sportstätten wie  Fitnesscenter. Und auch ein Urlaub ist wieder drin. Aber ist das nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm, vor einer vierten Welle, die uns im kommenden Herbst und Winter blühen könnte? Manche Parallelen zum vergangenen Jahr sind offensichtlich, anderes lässt hoffen.

 

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Was in deutschen Nachbarländern zu beobachten ist, könnte bald auch bei uns wieder drohen: Hohe Inzidenzzahlen. In den Niederlanden oder Spanien steigen die Werte drastisch an, da ist es nur eine Frage der Zeit, wann auch in hiesigen Gefilden die Kurve nach oben geht. Nur – was sagt eine Inzidenzzahl aus, wenn immer mehr Menschen geimpft sind? Entscheidend wird die Zahl der Menschen auf den Intensivstationen sein, wie auch derer, die das Virus nicht überleben, um die Pandemie einzuordnen. Die große Frage ist, ob unser Leben trotz der absehbaren vierten Welle im Normalmodus weiterlaufen kann? Oder ganz konkret: Bleiben Schulen, Kitas, Kneipen und Geschäfte offen? Dafür müsste in diesem Sommer Vorsorge getroffen werden, und eben das geschieht viel zu wenig.

 

In Schulen und Kitas wäre etwa der Einbau von Lüftungssystemen dringend erforderlich, um einen erneuten Distanzunterricht zu vermeiden. Es ist aber absehbar, dass es in diesem Punkt auch in Oberberg Mängel gibt. Finanzierungsprogramme greifen zu spät, Handwerker sind kaum zu bekommen. Und in rund vier Wochen sind die Ferien schon vorüber. Darüber hinaus bräuchte es kreative Konzepte für alle Bereiche, in denen sich Menschen treffen, um nicht den zweiten fatalen Corona-Winter zu erleben. Werden hierfür entsprechend Vorkehrungen getroffen? Um manche Fragen drücken sich die Verantwortlichen derzeit noch herum: Muss man geimpft oder genesen sein, um gemeinsam Sport zu treiben, zu feiern oder einzukaufen? Das wäre eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, die sich niemand wünschen kann.

 

Bei allen Unwägbarkeiten steht jetzt schon fest, dass uns Tests, Masken und Abstand auch im kommenden Winter begleiten werden. Das mag in manchen Lebensbereichen noch funktionieren. Wie aber sollen Veranstalter etwa für die Karnevalszeit planen? Halbvolle Säle und Zelte, in denen mit Maske geschunkelt und gesungen wird? Einerseits unvorstellbar, andererseits das (auch finanzielle) Damoklesschwert über der fünften Jahreszeit. Den zweiten Komplettausfall, den die Schützenvereine 2021 schon erlebt haben, kann man auch für den Fastelovend nicht ausschließen.

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