HANDBALL
Zittersieg: 53 Minuten Perfektion und sieben Minuten Chaos
Oberberg - Nümbrecht verspielt im Spitzenspiel gegen Langenfeld fast eine 28:21-Führung - Löwen mit Befreiungsschlag - Die Handball-Oberliga wird präsentiert von ‚Sportsbar Lutter‘ (AKTUALISIERT).
SSV Nümbrecht – SG Langenfeld 29:28 (17:14).
Mit der Schlusssirene kannten die Emotionen in der GWN-Arena keine Grenzen mehr. Nümbrechts Handballer rannten auf „Balldieb“ Tobias Schröter zu, gaben sich ihrer Ekstase hin und schrien ihre Euphorie in Richtung der nicht weniger enthemmten Menschenmenge in der ausverkauften Nümbrechter Sporthalle entgegen. Man hätte meinen können, die Oberberger hätten gerade den Titel in der Oberliga gewonnen, dabei war das Spitzenspiel gegen die SG Langenfeld maximal ein erster Fingerzeig im Rennen um den Aufstieg.
[Benedikt Opitz ging keinem Zweikampf aus dem Weg.]
Auch Nümbrechts Coach Manuel Seinsche fiel es angesichts einer dramatischen Schlussphase schwer, das gerade Gesehene sofort in analytische Worte zu verpacken. „Ich glaube, dieses Spiel werde ich erst morgen verarbeiten. Was heute zählt, sind die zwei Punkte. Einfach geil und die Jungs können feiern!“, fand der Handballlehrer dann doch einige Worte.
Dass es überhaupt noch einmal dramatisch wurde, damit hatte nur wenige Minuten zuvor eigentlich niemand mehr gerechnet. 28:21 hieß es sechs Minuten und 20 Sekunden vor dem Ende. Nümbrecht hatte bis hierhin eine nahezu perfekte Leistung gegen den Regionalligaabsteiger und Titelmitfavoriten gezeigt. „Wir hatten einen klaren Plan, waren total diszipliniert und haben uns leidenschaftlich in jede Aktion geworfen“, meinte auch Seinsche.
Trotzdem hieß es zittern bis zum Schluss. Langenfeld stellte auf eine offensive Manndeckung um. Eigentlich ein gefundenes Fressen für die pfeilschnellen Oberberger, die aber plötzlich Fehler machten. „Fehler, die wahrscheinlich nur einmal in zehn Jahren passieren und eigentlich für drei Spiele reichen“, befand der SSV-Coach. Zwei weggeworfene Bälle, drei nicht angekommene Pässe und zwei nicht genutzte klare Chancen später stand es plötzlich 29:27 (59.).
[Tim Hartmann drückte der Partie vor allem in der Anfangsphase seinen Stempel auf, war aber früh durch zwei Zeitstrafen gehandicapt. Ärgerlich: Die Schiedsrichter hatten bei ersten Mal mit ihm den falschen Spieler bestraft.]
Doch damit nicht genug: Zunächst sieht Langenfelds bester Spieler Michel Sorg eine Zeitstrafe. Die Gäste erobern trotzdem den Ball und laufen im Gegenstoß auf Nümbrechts Keeper Tom Rydzewski zu. Der reagiert mit einer spektakulären Parade. Die Vorentscheidung? Mitnichten! Die angestauten Emotionen lässt der 31-Jährige in einem Jubelschrei am gegnerischen Schützen aus. Die Konsequenz: Eine berechtigte Zeitstrafe und Ballbesitz für die Gäste, die durch Nils Raschke nun sogar zum 29:28-Anschlusstreffer kommen.
[Torhüter Tom Rydzewski lieferte seine beste Saisonleistung ab, wurde in der Schlussphase aber beinahe zur tragischen Figur.]
Wieder hat Nümbrecht die Chance, das Spiel endlich zu entscheiden. Doch Dag Dissmann scheitert am Torhüter. Langenfeld bekommt einen letzten Angriff. Den unterbindet Schröter aber mit einem Geniestreich, der Rest ist grenzenloser Jubel. „So ein Spiel erleben wir wahrscheinlich kein zweites Mal, aber wir waren auch gewarnt, dass Langenfeld nie aufgibt. Am Ende sind das zwei Punkte gegen einen unheimlich starken Gegner. Wir waren 53 Minuten lang die bessere Mannschaft, aber ein Spiel hat nun einmal 60 Minuten“, so Seinsche.
In denen war Nümbrecht nach ausgeglichener Anfangsphase (6:6/11.) bis zum 13:10 (24.) in einem schnellen Spiel das etwas clevere Team. Dann zwang die zweite Zeitstrafe von Tim Hartmann die Gastgeber aber zum Umbauen. Doch weil nahezu jeder Wechsel passte, bauten die Oberberger ihre Führung über 20:15 (39.) und 25:19 (51.) kontinuierlich aus. Auch Langenfelds Coach Dan Lingenberg sprach nach dem Match von einem verdienten Sieg des SSV und prangerte die „dusseligen Minuten“ seiner Mannschaft nach der Pause an.
Aus seinem Team wollte Seinsche niemanden hervorheben, hatte dafür aber ein Sonderlob für die Fans: „Jeder Spieler hat heute seinen Beitrag zu diesem Sieg beigetragen. Aber was unsere Zuschauer abgerissen haben, war einfach phänomenal und hat uns enorm gepusht.“ Von einem Fingerzeig im Meisterschaftsrennen wollte er trotz des 12:0-Traumstarts nicht sprechen: „Darüber können wir im März reden. Die Saison ist noch lang, die Liga völlig unberechenbar und wir müssen unsere Hausaufgaben machen.“ (pn)
Nümbrecht: Harry Roth (5/2), Benedikt Opitz, Fabian Benger, Tim Hartmann (je 4), Dag Dissman (4/2), Marcel Miebach (3), Torben Lang, Dominik Donath (je 2), Tobias Schröter (1).
[Dag Dissmann (22) sucht Fabian Benger (4) am Kreis.]
HBD Löwen Oberberg - TuS 82 Opladen II 26:19 (15:8).
Die Löwen feierten gegen den Tabellenletzten der Oberliga einen überraschend souveränen Sieg. Und das, obwohl die Mannschaft von Trainer Maik Thiele personell auf dem letzten Loch pfiff. „Ich hatte acht verletzte Spieler. Das ist mehr als die Hälfte der Mannschaft. Sowas hatte ich noch nie. Soll mir keiner mehr einen vorjammern, wenn er mal zwei Ausfälle hat“, meinte Thiele mit einem Augenzwinkern.
Die Löwen begannen engagiert, spielten sich in den ersten Minuten gute Chancen heraus, blieben vor dem Tor aber glücklos. 2:0 führte der Gast (5.), ehe die Gastgeber das Zielfernrohr justiert hatten und nun auch das Tor trafen. Über 7:4 (16.) ging es mit 15:8 in die Pause. „Wir haben uns nach und nach ins Spiel gebissen. Opladen hat mit einer 5:1-Deckung begonnen und später auf eine 6:0-Abwehr umgestellt. Das hatte ich in den Videos vor dem Spiel schon gesehen und wir haben die richtigen Lösungsansätze dagegen gefunden“, erklärte Thiele, dessen Team auch nach dem Seitenwechsel den Druck hoch hielt.
Beim 19:9 (36.) war die Messe fast schon gelesen. Die Löwen kontrollierten die Begegnung nun und hielten den Gegner auf Distanz. Beim Stand von 24:14 (50.) waren auch die letzten Zweifel, ob der dezimierten Truppe am Ende noch die Luft ausgehen könnte, beseitigt. Ein Sonderlob vom Trainer erhielten Dennis Hermann, der kurzfristig reaktiviert wurde und sich sofort ins Kollektiv einfügte. Fünf Tore bei sieben Versuchen waren die Ausbeute. Zudem lieferten laut Thiele der erst 17-jährige Tobias Damm ebenso wie Torwart Alen Caber mit 15 Paraden eine Topleistung ab.
„Der Sieg war für uns super wichtig. Ich hatte richtig Angst vor dem Spiel. Bei einer Niederlage hätten wir mit 2:8-Punkten tief im Keller gestanden und mit Wuppertal und Nümbrecht haben wir jetzt zwei Aufgaben vor uns, bei denen wir uns nichts erwarten.“ (thg)
HBD Löwen Oberberg: Luis Villgrattner (8/2), Anthony Hudak-Domokos (6/1), Dennis Hermann (5), Fabio Brogno (3), Marco Köster, Nils Welke (je 2).
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