OBERBERGISCHER KREIS

Inklusiver Chor will trotz Corona weitermachen

Leser, 14.05.2020, 05:25 Uhr
Fotos: HBW GmbH --- Anfang März fand die letzte gemeinsame Probe des inklusiven Projektchores statt.
OBERBERGISCHER KREIS

Inklusiver Chor will trotz Corona weitermachen

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Leser, 14.05.2020, 05:25 Uhr
Oberberg – Das HBW hat einen Projektchor für Sänger mit und ohne Behinderung gegründet, um am Chormusical „Martin Luther King“ teilzunehmen - Corona-bedingte Absage ist nicht das Ende.

Bei der ersten Probe dachte Andreas Lamsfuß, Leiter des Hauses für Menschen mit Behinderung Wiehl (HBW) GmbH, noch: „Das klappt nie“. Besonders ein Kanon machte dem inklusiven Chor, den das HBW ins Leben gerufen hatte, Schwierigkeiten. Mehrstimmig singen, die eigene Stimme halten, den Einsatz treffen und sich dazu noch bewegen – das stellte insbesondere die Chormitglieder mit einer geistigen Behinderung vor Herausforderungen. Einige Wochen später schallte der Kanon jedoch stimmgewaltig durch das evangelische Gemeindehaus in Waldbröl. Die rund 50 Sänger um Chorleiterin Anne Schmidt hatten die Hürde gemeistert. Doch dann kam der nächste große Paukenschlag: Die Corona-Krise machte alle weiteren Proben und auch dem großen Finale, einer Musicalaufführung in Wetzlar, einen Strich durch die Rechnung.

 

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Den inklusiven Projektchor hatte das HBW im vergangenen Jahr gegründet, um am Chorprojekt „Martin Luther King“ der Stiftung „Creative Kirche“ aus Witten teilzunehmen. Das Besondere an dem musikalischen Großprojekt ist, dass lediglich die Hauptdarsteller des Musicals professionelle Sänger sind. Der Großchor bildet sich für jede Aufführung neu. Zur Umsetzung des Projektes suchte die Creative Kirchen als Sänger beziehungsweise ganze Chöre, die das Musical gemeinsam auf die Bühne bringen wollen. Als einziges inklusives Ensemble überhaupt war der HBW-Projektchor mit von der Partie. Er sollte die Aufführung in Wetzlar unterstützen.

 

Bei den Proben für den großen Auftritt waren die Sänger mit einer geistigen Behinderung teils auf Assistenzkräfte angewiesen. Sie halfen, die Notenblätter umzuschlagen, oder zeigten den richtigen Einsatz durch einen Händedruck an. Diese Assistenzkräfte konnten den Chormitgliedern dank einer Förderung der Aktion Mensch an die Seite gestellt werden.

 

Stephanus, der im HBW-Haus „Haus Am Konradsberg“ lebt, lernte die Texte des kompletten Musicals  mithilfe einer CD auswendig, sodass er trotz starker Sehschwäche dabei sein konnte. „Musik bedeutet unseren Bewohnerinnen und Bewohnern sehr viel“, weiß Lamsfuß. „Eines unserer Chormitglieder hat anfangs nur zugehört und gelächelt. Es war ein toller Moment, als sie plötzlich begann, mitzusingen“, erinnert er sich. Solche einzigartigen Erlebnisse gab es auch für Chorleiterin Anne Schmidt: „Ich kann nur staunen, bis wohin wir es geschafft haben. Wir sind gemeinsam gewachsen, stimmlich und menschlich.“

 

Sobald es gefahrlos möglich ist, werden die Proben wiederaufgenommen, um am Nachholtermin Ende des Jahres in Wetzlar das Beste geben zu können. Und auch über die Aufführung hinaus könnte der Chor Bestand haben. „Hier ist etwas sehr Wertvolles entstanden, eine Fortführung könnte sich lohnen“, schmiedet Lamsfuß bereits Pläne für die Zukunft. „Diese stimmgewaltige Gemeinschaft, die im Rahmen eines Musicalprojekts gewachsen ist, ist wertvoll für die Menschen. Darum wird sie auch Bestand haben – trotz Absagen und Corona-Krise."

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