SOZIALES

Gemeinsam wohnen und voneinander lernen

lw; 05.08.2020, 09:00 Uhr
Foto: Lars Weber --- Integrationsfachkraft Sandy Diedrich und Raoul Halding-Hoppenheit wollen Geflüchtete und Gummersbacher zueinander bringen.
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Gemeinsam wohnen und voneinander lernen

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lw; 05.08.2020, 09:00 Uhr
Gummersbach – Projekt möchte Kulturen unter einem Dach zusammenbringen – Viele Chancen für Geflüchtete und Gummersbacher.

Von Lars Weber

 

Die Idee ist eigentlich ganz einfach: Gummersbacher, denen ihr Haus zu groß geworden ist und die Platz haben, können Geflüchteten einen Ort zum Wohnen anbieten. Dafür zahlen diese Miete, wichtiger ist aber, dass Einheimische und die Menschen aus einem anderen Kulturkreis noch anders voneinander profitieren. Indem die neuen Mieter zum Beispiel im Garten mithelfen und die Vermieter beim Lernen der Sprache helfen. Das ist das Projekt „Gummersbacher für Geflüchtete“, das im Frühjahr 2019 an den Start gegangen ist.

 

Mit dem Projekt können gleich mehrere Ansätze auf einmal verfolgt werden, wie Raoul Halding-Hoppenheit, Erster Beigeordneter der Stadt Gummersbach, erklärt.  Zunächst ist „Gummersbacher für Geflüchtete“ eine Möglichkeit, die Integration zu vertiefen und Kulturen zusammenzubringen. „Es gibt aber auch den demografischen Faktor.“ Es gebe viele ältere Menschen, die zum einen viel Platz zu Hause haben, wenn zum Beispiel die Kinder ausgezogen sind. „Da ist ein Interesse an Unterstützung da.“ Wenn es dann noch Interesse an fremden Kulturen gibt und man offen dafür ist, neue Menschen kennenzulernen und sich zu öffnen, sind viele Voraussetzungen für eine Teilnahme am Projekt erfüllt. Außerdem könnte das Angebot noch eine weitere Option auf einem schwierigen Wohnungsmarkt sein, so die Integrationsfachkraft Sandy Diedrich.

 

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Auch bei den geflüchteten Menschen und Familien bestehe Interesse, für sie bedeutet ein eigener Wohnraum ein weiterer Schritt in der Integration und ist emotional wichtig für das Ankommen. Ein Blick auf die Zahlen verrät, dass das Thema weiterhin relevant bleibt. In den von der Stadt gemieteten 106 Wohnungen seien im gesamten Stadtgebiet etwa 300 Geflüchtete untergebracht. Davon haben etwa 100 zwar ein Aufenthaltsrecht, aber noch keine eigene Wohnung gefunden. Außerhalb des Projekts habe es laut Diedrich schon einige Male funktioniert, dass Gummersbacher und Geflüchtete sozusagen eine neue Wohngemeinschaft bilden. „Die Verbindungen sind ganz natürlich gewachsen.“

 

Innerhalb des Projekts gibt es zwar noch kein Beispiel, doch allein daran wird der Erfolg der Idee auch nicht gemessen, zumal die Pandemie „Gummersbacher für Geflüchtete“ zwischenzeitlich zum Stillstand gebracht hatte. „Der Weg ist das Ziel“, sagt Halding-Hoppenheit. Wenn durch das Interesse an dem Projekt Kontakte, Begegnungen oder sogar Freundschaften entstehen – wie dies schon geschehen sei -, dann sei schon viel Gutes passiert. Wenn noch ein Mietverhältnis zustande kommt – umso besser.

 

Leicht ist der Weg dorthin nicht. „Es ist eine sehr private Sache und ein großer Schritt, jemandem anbieten zu wollen, im eigenen Haus zu wohnen. Den Vorgang begleiten wir deshalb detailliert von Anfang an und würden auch weiterhin betreuen, wenn es zu einem Einzug kommt“, sagt Diedrich. Auch bei Interessierten bestehen Vorbehalte und Ängste, weshalb Diedrich und das Team des Projekts auch zunächst für alle Fragen bereitstehen. Wenn es später zu einem Treffen zwischen Menschen kommt, die von den Wünschen und Persönlichkeiten zueinander passen könnten, sei ein Teilziel erreicht. „Es ist wichtig, die Erwartungen genau zu besprechen. Unausgesprochenes sorgt nur für Irritationen.“ Beispielsweise könnten Geflüchtete zwar im Haushalt helfen, aber sie sollten nicht als Pflegekraft fungieren. „Dafür ist das Projekt nicht gedacht.“

 

Obwohl die Integration der Menschen gut liefe, so Halding-Hoppenheit, bliebe das Thema stets relevant, gerade in Zeiten von Corona, wo der Kontakt zu anderen Menschen nicht immer einfach sei und besonderen Regeln unterworfen ist. „Gerade jetzt müssen wir das Zwischenmenschliche im Blick behalten.“

 

Weitere Informationen über "Gummersbacher für Geflüchtete" gibt es hier.

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