SPORTMIX

Die faustdicke Überraschung haarscharf verpasst

pn; 24.09.2024, 11:02 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung ---- Nach sieben Siegen in Folge kassierte Kanak Jha gegen Dimitrij Ovtcharov die erste Saisonniederlage.
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Die faustdicke Überraschung haarscharf verpasst

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pn; 24.09.2024, 11:02 Uhr
Bergneustadt – Der TTC Schwalbe Bergneustadt hat die Star-Truppe aus Fulda am Rande einer Niederlage – Vom Gegner gibt es viel Lob.

Von Peter Notbohm

 

Das größte Lob gab es nach dem Match von Topstar Dimitrij Ovtcharov. „Bergneustadt ist dieses Jahr sehr stark und ausgeglichen besetzt und auf jeden Fall ein Playoff-Contender“, meinte der ehemalige Tischtennis-Weltranglistenerste nach dem knappen 3:2-Erfolg seines TTC RhönSprudel Fulda beim TTC Schwalbe Bergneustadt.

 

Es war das Spitzenspiel des dritten Spieltags der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) und es hielt, was die Tabelle versprach: Erst nach 3 Stunden und 40 Minuten endete ein Krimi, den Hitchcock kaum spannender hätte schreiben können. Oder wie es Ovtcharov ausdrückte: „Wir haben ein schweres Spiel erwartet, wir haben ein schweres Spiel bekommen. Bei 9:9 im fünften Satz im Doppel kann das alle in alle Richtung laufen.“

 

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[Fuldas Coach Qing Yu Meng protestierte schon während dem Match seines Spielers Kao Cheng-Jui gegen Kanak Jha lautstark bei den Schiedsrichtern....]

 

Fulda, das sich im Sommer mit Ovtcharov und dem Taiwaner Kao Cheng-Jui verstärkt hat und Meisterschaftsambitionen hegt, hatte die Aufgabe gegen die ebenfalls ungeschlagenen Bergneustädter absolut ernst genommen und war mit einem starken Kader angereist. Das qualitativ beste Spiel bekamen die Fans in der gut gefüllten Burstenhalle bereits im ersten Match zwischen Kanak Jha und Kao Cheng-Jui zu sehen. Der US-Amerikaner gewann nach einem emotionalen Match knapp mit 3:2, auch wenn Schwalbe-Trainer Frederik Duda im Anschluss befand, dass Jha längst nicht so stark wie in den Vorwochen aufgetreten war. „Irgendwie hatte man das Gefühl, er hat Sand im Getriebe. Den Sieg hat er auch ein wenig geklaut.“

 

[....Auch nach dem Match wollten sich die Verantwortlichen aus Fulda nicht beruhigen. Fanbo Meng musste seinen Vater aus der Situation wegzuzerren.]

 

Der Taiwaner hatte sich von einigen Schiedsrichterentscheidungen aus dem Konzept bringen lassen. Die Unparteiischen monierten mehrere Aufschläge, zudem überstimmte der Oberschiedsrichter den Tischschiedsrichter in einer Entscheidung zugunsten des Bergneustädter. Die Bank der Gäste schäumte vor Wut: Nach dem Spiel musste Trainer Qing Yu Meng von seinem Sohn Fanbo Meng weggezogen werden. „Da ist unser Fokus einfach verrutscht und die Emotionen zu hoch gekocht. Kao war eigentlich auf einem guten Weg, hat sich davon aber rausbringen lassen“, meinte Ovtcharov zu den Protesten.

 

Weniger hitzig ging es anschließend zwischen dem deutschen Nationalspieler und Bergneustadts Adrien Rassenfosse zu, den er mit 3:1 besiegte. „Da hat Adrien trotz eines guten Spiels mal eben die Qualität eines Ovtcharovs zu spüren bekommen“, befand sein Trainer Frederik Duda. Die zeigte im Anschluss aber auch sein Bruder Benedikt Duda: Obwohl der Nationalspieler nach eigener Aussage nach seiner Lebensmittelvergiftung körperlich nur bei maximal 50 Prozent war, fegte er über Fanbo Meng mit 3:0 hinweg und brachte die Gastgeber wieder 2:1 in Führung. „Mein Körper war schwach, aber mental war ich so viel besser als vergangene Woche“, meinte der 30-Jährige.

 

Anschließend kam es zum Spitzenspiel zwischen Jha und Ovtcharov. Es sollte die erste Saisonniederlage für den Bergneustädter werden, der von einem furios aufspielenden Gegner nach allen Regeln der Kunst mit 0:3 zerlegt wurde. Bei 12:12 im zweiten Satz hatte Jha den möglichen Satzball eigentlich auf dem Präsentierteller, doch Ovtcharov zeigte seine absolute Weltklasse und verdiente sich für diesen Ballwechsel sogar den Applaus der Bergneustädter Fans.

 

[Dimitrij Ovtcharov war der überragende Mann am Tisch.]

 

Dramatisch wurde es anschließend auch im Doppel. Fulda führte mit Fanbo Meng und Kao Cheng-Jui bereits 2:0 nach Sätzen, ehe sich Adrien Rassenfosse und Benedikt Duda in das Match zurückkämpften. Am Ende waren es die kleinen Fehler, die den Unterschied ausmachten. Und die Qualität des Gegners, wie Frederik Duda analysierte: „Die Rückhand, die Meng beim 9:9 durchschießt, würden sich nicht viele Spieler trauen.“

 

Bei seinem Bruder Benedikt schlugen anschließend zwei Herzen in der Brust: Auf der einen Seite der Frust über die knappe Niederlage, auf der anderen Seite der Stolz, gegen das derzeit wahrscheinlich beste Teams in Abschlussdoppel gekommen zu sein, was Meister Düsseldorf zuletzt in Liga und Pokal nicht gelungen war. „Wir haben fantastisch gespielt. Jeder hat sein Leben auf dem Tisch gelassen. Wenn wir das jede Woche schaffen, ist mit uns diese Saison zu rechnen. Der Weg stimmt“, so Duda.

 

TTC Schwalbe Bergneustadt – TTC RhönSprudel Fulda Maberzell 2:3

Kanak Jha – Kao Cheng-Jui 3:2 (11:9, 6:11, 8:11, 11:9, 11:5)

Adrien Rassenfosse – Dimitrij Ovtcharov 1:3 (4:11, 10:12, 11:7, 7:11)

Benedikt Duda – Fanbo Meng 3:0 (11:8, 11:7, 11:9)

Kanak Jha - Dimitrij Ovtcharov 0:3 (7:11, 12:14, 4:11)

Benedikt Duda/Adrien Rassenfosse – Fanbo Meng/ Kao Cheng-Jui 2:3 (9:11, 10:12, 11:9, 11:7, 9:11)

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