WIEHL
„Frieden ist leichter zerstört als geschaffen“
Wiehl – Anlässlich des 85. Jahrestags des deutschen Überfalls auf Polen fand am FriedensDenkstein im Wiehlpark eine Gedenkstunde statt.
Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Aus diesem Anlass hatte das Ehepaar Monika und Michael Höhn alle Interessierten zu einer Gedenkstunde am FriedensDenkstein in den Wiehlpark eingeladen. Trotz sengender Hitze folgten mehr als 60 Teilnehmer dem Aufruf
Mit einer Panflöten-Version von „Sag mir wo die Blumen sind“ stimmte Victor Repp das Publikum auf die nachfolgenden Reden von Monika Höhn und Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker ein. Die 1945 geborene Monika Höhn schilderte ihre persönlichen Erfahrungen aus dem Deutschland der Nachkriegszeit, mit Erinnerungen an ein „Erziehungspersonal“ ohne pädagogische Ausbildung, das von altgedienten Nazis geleitet und auch vom Nationalsozialismus geprägt worden sei. Diese und weitere Erlebnisse hätten dazu beigetragen, dass sie und ihr Mann sich zeitlebens vehement für Abrüstung einsetzen würden und Aktionen, die ihrem Motto „Nie wieder Krieg – und auch nie wieder Faschismus“ entsprächen, ins Leben gerufen hätten.
Stücker verwies in seinen Ausführungen auf den benachbarten Kinderspielplatz. Dort spielten täglich Kinder aus den unterschiedlichsten Ländern und Glaubensrichtungen fröhlich und harmonisch miteinander. Er führte aus, dass in den vergangenen Jahrzehnten der Frieden für viele selbstverständlich geworden sei und erst durch die Geschehnisse der jüngsten Zeit vielen Mitbürgern klar geworden sei, wie fragil unser Frieden sei. In Zeiten einer Sensibilisierung der Gesellschaft für das Thema Krieg oder Frieden sehe er die Pflicht und Verantwortung bei jedem Menschen, eine „klare Haltung und Kante für den Friedenserhalt zu zeigen und sich mit Liebe, Optimismus und Zuversicht“ dafür einzusetzen.
Manfred Ekelmann, Pfarrer i.R. der Baptistengemeinde, schlug in seiner Ansprache unter anderem vor, den „Antikriegstag“ in einen „Pro-Friedenstag“ umzubenennen. Bei 77 Millionen Toten im Ersten und Zweiten Weltkrieg wäre das eine Zahl, die der deutschen Gesamtbevölkerung heutzutage (83 Millionen) fast entspräche und mit jedem Toten gehe ein Schicksal einher. Mit den Worten „Frieden ist leichter zerstört als geschaffen“ schloss er seinen Vortrag.
Im Anschluss an ein von der Autorin Monica Buchfeld vorgetragenes Gedicht von Wolfgang Borchert, mit dem Titel „Sag: Nein“, stellte Mechtild Franke ihren neu gegründeten Verein „FriedA/Friedens-Aktionen Nümbrechter Frauen“ vor. So habe der Verein bereits zwei „Friedenswege“ in Nümbrecht durchgeführt, die sich mit dem Artikel 1 der UN-Menschenrechtskonvention beschäftigt hätten. Ihr Verein setzt sich dafür ein, dass Mut, Mitmenschlichkeit und Toleranz das menschliche Handeln prägen sollten.
Judith Wild vom Freundeskreis Nümbrecht/Mateh Yehuda und Judith Dürr-Steinhart als erste Vorsitzende vom Freundeskreis Wiehl/Jokneam berichteten über die aktuelle Situation in Israel. Judith Wild ist es wichtig, Brücken zu bauen und unabhängig vom Glauben Toleranz zu zeigen. Judith Dürr schildert ihr Bestreben und ihr Pflichtgefühl dazu, unsere Welt friedlicher und besser zu machen.
Markus Brandt, Kaplan der katholischen Kirchengemeinde Wiehls, wünscht sich mehr Verständnis und weniger Intoleranz von allen Menschen und analysierte hierzu verschiedene Passagen aus der Bibel. Zahlreiche Musikbeiträge sorgten dafür, dass die besinnliche Atmosphäre auch zwischen den Reden erhalten blieb und als zum Ende alle Teilnehmer gemeinsam „We shall overcome“ sangen, endete eine Gedenkstunde, die so manchem Gast noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
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