BERGNEUSTADT

"Wir dürfen uns nicht zurücklehnen"

mkj; 09.03.2025, 10:20 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- Die Bergneustädter Wehr ehrt verdiente Kameradinnen und Kameraden.
BERGNEUSTADT

"Wir dürfen uns nicht zurücklehnen"

mkj; 09.03.2025, 10:20 Uhr
Bergneustadt – Auf der Dienstbesprechung blickte Bergneustadts Feuerwehrchef Michael Stricker auf das Einsatzgeschehen im vergangenen Jahr zurück - Größere Unwetterlagen blieben 2024 aus.

Gestern Nachmittag traf sich die Bergneustädter Feuerwehr zu ihrer Jahresdienstbesprechung im Neustädter Krawinkelsaal. Dabei ging Michael Stricker als Leiter der Neustädter Wehr gleich zu Beginn seines Jahresberichtes auf das relativ ruhige vergangene Jahr ein.

 

[Wehrführer Michael Stricker.]

 

„Ich möchte heute auf die Einsatz- und Personalzahlen etwas genauer eingehen als in den Jahren zuvor, denn an diesen Zahlen werden wir gemessen und diese sind Grundlage zur weiteren Ausrichtung unserer Feuerwehr“, so Stricker. Das Einsatzgeschehen im Jahr 2024 selbst sei als normal zu bezeichnen. Aufgegliedert werden die 139 (2023: 208) Einsätze in 29 (54) Brandeinsätze, 72 (125) Hilfeleistungseinsätze, 31 (24) Fehlalarme, 5 (5) Sicherheitsdienste und 2 (0) ABC-Einsätze. Die Anzahl der Unfälle, bei denen sich Menschen in Notlagen befanden, hat im Berichtsraum zugenommen. Dazu zählten Unfälle im privaten Bereich bis hin zu Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen.

 

Von größeren Unwetterlagen verschont, hat die Feuerwehr rund ein Viertel weniger Hilfeleistungseinsätze abgearbeitet als im Jahr 2023. Bemerkenswert im Vergleich zu den Vorjahren ist der Rückgang der Brandeinsätze: So wenige gab es laut Stricker zuletzt im Jahr 2008. Insgesamt summierten sich die Einsatzstunden aller abgearbeiteten Einsätze auf 1.953 Stunden - etwa 2.000 weniger als im Vorjahr.

 

„Festzustellen ist, dass die Feuerwehr sich nicht zurücklehnen kann, wenn ein Einsatzgeschehen mal länger nicht aufgetreten ist“, erläutert Stricker. „Aus- und Weiterbildung gehören nach wie vor zu den wichtigsten Diensten unserer Wehr." Schwerpunkte sollten auch in der Erste-Hilfe-Ausbildung gesetzt werden, um auf Stand zu bleiben oder sich zu verbessern.

 

Im vergangenen Jahr konnte die Wehr sieben Quereinsteiger für die Einsatzabteilung gewinnen. Des Weiteren wurde Lina Schulz aus der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung überstellt. Weitere Neulinge aus der Kinderfeuerwehr stehen mit Malin Opitz und Luisa Stricker schon in den Startlöchern. Derzeit kümmern sich elf Kameraden und zwei Kameradinnen um die Betreuung der Kinder und Jugendlichen.

 

[Andreas Cardzck (v.li.) wurde zum Löschzugführer des Löschzugs I und Sebastian Henninger zum Einheitsführer IUK (Information und Kommunikation) ernannt.]

 

Als größte technische Anschaffung wurde Mitte vergangenen Jahres die neue Drehleiter in Empfang genommen. Fast zwei Jahre hatte die Feuerwehr auf die Auslieferung gewartet. „Mit allen Drehleitern konnten wir in der Vergangenheit viele Menschenleben retten. Auch in jüngster Zeit wird dieses Einsatzmittel zunehmend zur Unterstützung des Rettungsdienstes eingesetzt“, so Stricker. Eine bedeutende Erfahrung war auch die gemeinsame Übung Mitte November in einem Brandsimulationstrainer. Zusammen mit der Feuerwehr Drolshagen absolvierten die Atemschutzgeräteträger  die Ausbildung. Insgesamt nahmen 37 Mitglieder der Feuerwehr Bergneustadt daran teil – und das mit durchweg positiver Resonanz.

 

Mitgliederstand und geleistete Stunden

 

Der Mitgliederstand der Einsatzabteilung belief sich zum 31. Dezember 2024 auf 147. Insgesamt zählt die Feuerwehr Bergneustadt einen Gesamtmitgliederstand von 288 Personen.

 

Mitglieder der fünf technischen Einheiten: 147

Mitglieder der Jugendfeuerwehr: 38

Mitglieder der Kinderfeuerwehr: 22

Mitglieder des Musikzuges: 35

Mitglieder der Ehrenabteilung: 42

Mitglieder der Unterstützungseinheit: 4

 

Insgesamt wurden 35.563 Stunden abgeleistet. Darin enthalten sind 15.493 Stunden für Aus-, Weiter- und Fortbildungen sowie Übungen und Unterweisungen. Jedes Feuerwehrmitglied der Einsatzabteilung hat durchschnittlich 203 Stunden oder fast 8,5 Tage (24 Stunden) im Jahr 2024 bei der Feuerwehr verbracht.

 

„Das genannte Zahlenwerk und die damit verbundenen Kosten wie Sachschäden, welche entstanden und sicherlich auch durch das frühzeitige Eingreifen unserer Feuerwehr verhindert wurden, kann man messen. Jedoch ist der Wert der geretteten Menschen, nämlich 14 im Berichtsjahr, nicht in finanziellen Werten auszudrücken“, erklärte Stricker.

 

[Ernst-Albrecht Lenz, Ehrenabteilung der Einheit Hackenberg (3.v.re.), wurde für 70 Jahre Mitgliedschaft in der Feuerwehr geehrt (Foto oben). Arno Röttger, Löschzug Dörspetal (v.li.), und Uwe Flick, Löschzug Bergneustadt, für 50 Jahre (Foto unten).]

 

Der Feuerwehrchef gab auch einen Ausblick auf das laufende Jahr und freut sich, dass endlich die Sanierungspläne für die Feuerwache Talstraße vorankommen, nachdem die Erweiterung der Rettungswache an dem Standort kein Thema mehr ist. Ferner sollen zwei Mannschaftstransportfahrzeuge angeschaft werden (MTF), deren Auslieferung im dritten Quartal geplant ist. Der Förderverein bezuschusst diese Fahrzeuge mit 25.000 Euro.

 

Am 13. September feiert die Kinderfeuerwehr das zehnjährige Bestehen. Mit dem 750. Stadtgeburtstag und dem 150-jährigen Bestehen des Löschzugs I stehen weitere Jubiläum an.

 

Bürgermeister Matthias Thul blickte in seinen Grußworten auf bewegte Jahre mit der Feuerwehr zurück: Seine Amtszeit begann mitten in der Corona-Pandemie, eine Herausforderung für die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr. Doch er habe erlebt, wie die Einsatzkräfte jede Krise meisterten – ob Pandemie, Energiekrise oder extreme Wetterlagen wie Waldbrände und Hochwasser.

 

Besonders beeindruckt habe ihn der unermüdliche Einsatz der Feuerwehrleute, selbst an Weihnachten, als ein Großeinsatz im Steinbruch notwendig wurde. „Keiner hat gesagt: ‚Ich will aber nach Hause‘. Das ist alles andere als selbstverständlich.“ Auch die Unterstützung der Familien und die enge Kameradschaft hob er hervor. Abschließend betonte er, dass Stadt und Politik ihre Anerkennung nicht nur in Worten, sondern auch in guter Ausstattung und fairen Entschädigungsmodellen zeige.

 

[Jugendfeuerwehrwart Jan Rothkamm ist stolz auf seine Schützlinge.]

 

Einen Einblick in die Arbeit der Nachwuchskräfte gab Jugendfeuerwehrwart Jan Rothkamm. Die 38 Mitglieder (28 Jungen, 10 Mädchen) absolvierten im vergangenen Jahr 32 Veranstaltungen mit insgesamt 4.406 geleisteten Stunden. Neben zahlreichen Übungsabenden fanden besondere Aktionen statt: die Weihnachtsbaumaktion, die Besichtigung der Leitstelle des Oberbergischen Kreises, die erstmalige Ernennung zweier Gruppenführerinnen, die Vorbereitung und Teilnahme an der Leistungsspangenabnahme sowie das Kreisjugendfeuerwehrzeltlager in Radevormwald.

 

Weitere Highlights waren der 24-Stunden-Berufsfeuerwehrtag mit realistischen Einsatzszenarien, die Unterstützung von Feuerwehrfesten oder ein neues Ferienprogramm mit Ausflügen. Das Jahr endete mit der traditionellen Jahresabschlussübung, bei der ein Verkehrsunfall realistisch simuliert wurde.

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