BERGNEUSTADT

Ärztemangel: Bergneustadts Politik will sich zunächst Kreis-Pläne anhören

pn; 02.07.2024, 08:00 Uhr
Symbolfoto: jennycepeda auf Pixabay
BERGNEUSTADT

Ärztemangel: Bergneustadts Politik will sich zunächst Kreis-Pläne anhören

  • 2
pn; 02.07.2024, 08:00 Uhr
Bergneustadt – SPD-Antrag auf Bildung eines Projektausschusses „Medizinisches Versorgungszentrum Bergneustadt“ in den Sozialausschuss verwiesen - Dort sollen Kreisvertreter ihre Pläne für die MVZ Oberberg GmbH vorstellen.

Von Peter Notbohm

 

Dass Bergneustadt beim Thema Hausärzte auf eine dramatische Situation zusteuert, ist inzwischen hinlänglich bekannt (OA berichtete). Wie die Stadt dem begegnen will, soll nun intensiv beraten werden. Das ist das Ergebnis der jüngsten Sitzung des Stadtrats. Dieser verwies auf Vorschlag von Bürgermeister Matthias Thul einstimmig einen SPD-Antrag auf Bildung eines Projektausschusses „Medizinisches Versorgungszentrum Bergneustadt“ in den Sozialausschuss.

 

„Unsere Hausärzte werden nicht mehr, sondern weniger. Wir laufen in eine katastrophale Situation hinein, die wir hier mit unserer Ärzteschaft nicht lösen können“, so Thul. Die von der SPD vorgeschlagene Gründung eines kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) sei aus seiner Sicht zwar der richtige Schluss, allerdings wandte das Stadtoberhaupt ein, dass auch der Kreis inzwischen laut einem Pressebericht 49 Prozent der MVZ Oberberg GmbH erworben habe und eigene Pläne verfolge. Diese sollte sich Bergneustadts Politik zunächst im Detail erläutern lassen. Die Situation in Bergneustadt sei dabei auch nicht mit der in Nümbrecht zu vergleichen (OA berichtete), „da es sich hier um einen anderen KV-Bezirk handelt und ein Investor involviert ist“.

 

WERBUNG

Damit wolle er die SPD-Pläne keineswegs bremsen, „aber die Gründung eines MVZ durch uns halte ich für ambitioniert. Deshalb sollten wir uns zumindest anhören, was Vertreter des Kreises und des Klinikums vorhaben“. Eine Idee, wo ein MVZ entstehen könne, brachte der Bürgermeister aber bereits ein: „Dort, wo die neue Rettungswache gebaut wird, könnte man ein erstes oder zweites Obergeschoss draufsatteln oder satteln lassen, um es dann zu betreiben.“

 

Auch die Ratsmitglieder äußerten im Anschluss noch weiteren Beratungsbedarf. Reinhard Schulte (CDU) sprach von vielen offenen Fragen. Der SPD-Antrag sei der Union dabei schon zu konkret gefasst: „Wir sind grundsätzlich bereit, uns an einer Projektgruppe zu beteiligen, um an einer Steigerung der Attraktivität Bergneustadts für Ärzte zu arbeiten, aber diese konkrete Trägerschaft in Form eines kommunalen MVZ ist uns zu früh. Das wäre der zweite Schritt vor dem ersten.“

 

Mehmet Pektas (FWGB) nannte das Thema angesichts des systemischen Problems eine „überparteiliche Angelegenheit“:  Das darf finanztechnisch nicht an unserer Kommune hängen bleiben.“ Axel Krieger (Grüne) warb dafür Bedenken zurückzustellen, warnte gleichzeitig aber auch davor, dass in Bergneustadt die Bevölkerungsstruktur ein wesentlicher Faktor sei: „Wir haben hier nicht wie in St.Augustin oder Siegburg über 50 Prozent an Privatpatienten.“ Sven Oliver Rüsche (UWG) nannte den SPD-Vorschlag einen „wertvollen Antrag“: „Mit der medizinischen Versorgung der Zukunft kommt was auf uns zu. Da sollten wir uns unbedingt Expertise reinholen.“

 

Daniel Grütz (SPD) sprach von einer konstruktiven Diskussion. Gleichzeitig mahnte er aber auch, den Fuß nicht vom Gaspedal zu nehmen: „Die Zeit drängt. Ein MVZ ist ein klares Ziel, damit wir wissen, worum es geht. Es wäre schön, wenn wir uns im Herbst an die Arbeit machen.“

KOMMENTARE

1

Zur Aussage von Bürgermeister Thul „aber die Gründung eines MVZ durch uns halte ich für ambitioniert": Wie ist diese Aussage einzuordnen in Zusammenhang mit den Plänen der Stadt Bergneustadt eigene Stadtwerke zu gründen (siehe OA-Bericht vom 26.09.2023 "Ein erster Schritt Richtung eigene Stadtwerke Bergneustadt") ..... ist das weniger ambitioniert??? Sollte man hier nicht alle Ambitionen und Kräfte auf die medizinische Versorgung der Bürger legen? Ich meine: Ja!

Michael K., 02.07.2024, 09:13 Uhr
2

"über 50 Prozent an Privatpatienten"
ein MVZ will und muss Geld einbringen, also werden die immer wieder gerne in Richtung Privat Patienten gehen oder wie soll Ich dieses Verstehen ?
Dann hätte der einfache Bürger wieder das Nachsehen, vielleicht sollte das Ganze Gesundheitssystem umgebaut werden. Und wir Bürger wegen jeden kleinem leiden nicht zu X Ärzten laufen. Vor allem wenn einem die Diagnose nicht passt....

Torsten, 02.07.2024, 15:27 Uhr
0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG