BLAULICHT

„Noch so'n Spruch, Kieferbruch“

ls; 28.03.2024, 10:00 Uhr
Foto: Leif Schmittgen.
BLAULICHT

„Noch so'n Spruch, Kieferbruch“

ls; 28.03.2024, 10:00 Uhr
Waldbröl - Tätliche Auseinandersetzung wurde gestern vor dem Amtsgericht verhandelt - Einiges blieb im Dunkeln.

Von Leif Schmittgen

 

Ob bei einer Schlägerei in Nümbrecht-Elsenroth im Oktober 2021 die Androhung „Noch so'n Spruch, Kieferbruch“ tatsächlich zur Anwendung kam, konnte auch von Richterin Laura Lax nicht geklärt werden. Überhaupt blieben bei der Verhandlung am Amtsgericht Waldbröl einige Umstände ungeklärt. So viel war aber unstrittig: Der Abend endete für den Geschädigten Vladimir K. (Anm. d. Red.: alle Namen geändert) schmerzhaft. Eine dreifache Fraktur seines Kiefers hatte am nächsten Tag ein Arzt diagnostiziert, die Folge war ein siebentägiger Krankenhausaufenthalt inklusive diverser Operationen. Ebenso eindeutig war, dass der Angeklagte Adrian P. ihm diese Verletzungen zugefügt hatte. Den Vorwurf räumte er ohne Umschweife ein.

 

Gemeinsam mit Freunden hatte der aus Moldau stammende Rumäne ein Partylokal an der Jägerhofstraße gemietet, um dort mit Landsleuten zu feiern. Gegen etwa 22:30 Uhr war dann Vladimir K. mit zwei Kumpels vorgefahren, um nach der Ex-Freundin eines Freundes zu suchen. „Das Mädchen war überhaupt nicht da und die waren nicht eingeladen“, betonte der Angeklagte vor Gericht. Der heute 25-jährige Kölner war ohne Verteidiger erschienen.

 

Auf die Frage, was er und seine Freunde in dem Lokal zu suchen hätten, verweigerte P. die Antwort, ein kurzes Wortgefecht folgte.  Daraufhin - und ab diesem Zeitpunkt gingen die Schilderungen auseinander - hatte Vladimir K. den Angeklagten an den Hals gefasst. „Ich ging daraufhin zwei Schritte zurück und als er erneut auf mich zukam, habe ich mich gewehrt und ihm ins Gesicht geschlagen." K. ging nach dem Fausthieb zu Boden. Gegenüber der Polizei erklärte er später, dass andere Partygäste verhindert hätten, dass Adrian P. ihn am Boden liegend weiter malträtiert hätte. Einen Würgegriff habe es außerdem nie gegeben. Der Angeklagte sowie sein Bruder im Zeugenstand hingegen betonten, dass man dem Opfer sogar beim Aufstehen hätte helfen wollen, anstatt es zu treten.

 

Eine Frau, die ebenfalls auf der Feier war, hatte die Ereignisse aus ihrem Auto heraus beobachtet, als sie von einer zwischenzeitlichen Fahrt zu einer Tankstelle zurückgekehrt war. „Wenn ihr nicht aufhört, rufe ich die Polizei“, hatte sie zu den Kontrahenten gesagt. Die ungebetenen Gäste hatten sich daraufhin von dannen gemacht. Kurios und nicht eindeutig geklärt blieb auch die Frage, warum Vladimir K.  die Ereignisse erst gut eine Woche später angezeigt hatte.

 

Diese und die weiteren Schilderungen waren Richterin Lax wohl zu dünn. Ein Zeuge hätte mehr Licht ins Dunkel der Ereignisse bringen können, war jedoch nicht erschienen. Nach Rücksprache mit dem Staatsanwalt wurde das Verfahren gegen Adrian P. eingestellt.

WERBUNG