BERGNEUSTADT
Warum Bergneustadts Hauptschule eine Sonderrolle in der oberbergischen Schullandschaft einnimmt
Bergneustadt - Schulentwicklungsplan im Bergneustädter Schulausschuss vorgestellt - Biregio empfiehlt, den katholischen Zweig an der Sonnenschule aufzulösen.
Von Peter Notbohm
Die Hauptschule Bergneustadt ist seit der Grundsanierung 2009 Bergneustadts modernste und ansprechendste Schule. Sie nimmt in der Region eine wichtige Rolle als Stabilisator im noch dreigliedrigen Schulsystem ein. Das ist eine der Aussagen des neuen Schulentwicklungsplans für die kommenden Schuljahre bis 2029/30, der Bergneustadts Politik im Schulausschuss vorgestellt wurde.
„Es gibt in der Region kaum noch Hauptschulen. Viele Kinder landen deshalb zunächst auf anderen Schulformen und werden aufgrund von Leistungsmängeln und Sortierungsmechanismen dazu gebracht, diese wieder zu verlassen – viele davon kommen nach Bergneustadt“, sagt David Rupp, Experte von der Projektgruppe Bildung in der Region (biregio).
Ein Beleg für diese Zahlen: Startete das Schuljahr 2020/21 noch mit 23 Schülern in der Jahrgangsstufe 5, ist dieselbe Jahrgangsstufe bis zum Schuljahr 2024/25 durch Rückläufer – auch aus anderen Städten und Gemeinden - auf 81 Schüler angewachsen. Ein Wachstum von über 300 Prozent. Fahrzeiten von teilweise über einer Stunde seien für die Schüler nicht unüblich. „Das ist in dieser Ausprägung äußerst selten. Sie tun hier nicht ihrer Stadt etwas Gutes, aber dem Umland“, sagt auch Rupp, der die Schule als räumlich großzügig ausgestattet sieht.
Im Raumprogramm verfügt die Hauptschule demnach über ein Plus von neun großen Räumen. „Das klingt überdimensioniert, allerdings übernimmt die Hauptschule viele Aufgaben, die nicht originär zu ihr gehören“, so Rupp. Auch Bürgermeister Matthias Thul (CDU) lobt die Arbeit an der Hauptschule: „Auf das, was hier geleistet wird, können wir sehr stolz sein – und das unter schwierigeren Umständen als an einer halbprivaten Schule in Gummersbach. Die Hauptschule ist ein echter Schatz, den wir haben. Hier wird sehr viel richtig gemacht.“
Auch die Realschule Bergneustadt wird laut Schulentwicklungsplan sehr gut angenommen. Trotz Verlusten an die Gesamtschulen in Gummersbach und Reichshof sorgten Einpendler aus den beiden Nachbarkommunen für eine erstmals positive Bilanz. Noch geht man bei biregio von einem möglichen Ausreißerjahr aus. Bleibt der Zuwachs aber stabil, müsste man die Schule dauerhaft vierzügig planen, was angesichts der fehlenden räumlichen Gegebenheiten aber nicht möglich ist. Dies müsste dann durch Ablehnungen von auswärtigen Kindern kompensiert werden.
Das Gymnasium Bergneustadt arbeitet stabil dreizügig und lebt von vielen Einpendlern. Hier empfiehlt biregio zur Wahrung der Attraktivität der Schule, die zumindest räumlich gut aufgestellt ist, eine Sanierung. Eine Besonderheit am Gymnasium bereitet der SPD hinsichtlich der Bildungsgerechtigkeit Sorgen: 57,8 Prozent aller Schüler waren im Schuljahr 2023/24 weiblich (zum Vergleich: an der Hauptschule waren es 32,1 Prozent).
Ebenfalls im Fokus: die schwache Übergangsquote von den Grundschulen ans Gymnasium (25 Prozent), die deutlich unter dem NRW-Landesschnitt (42 Prozent) liegt. Rupp spricht allerdings von normalen Zahlen in einer Kommune mit einem hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund: „Die Zusammensetzungen der Schülerschaften ist vollkommen typisch. Mädchen streben höhere Bildungslaufbahnen an und schaffen es auch, diese zu vollenden.“
An den Grundschulen rechnet man bei biregio aufgrund des geburtenstarken Jahres 2021 mittelfristig mit acht bis neun Eingangsklassen. Bergneustadt ist im Kreisvergleich sehr kinderreich. Erst ab dem Schuljahr 2029/30 wird erwartet, dass der derzeit anhaltende Geburtenrückgang sich bemerkbar machen wird. Die Empfehlung des Schulentwicklungsplans: Eine Begrenzung der Zügigkeit und der Klassenstärken, um eine angemessene Verteilung entsprechend den vorhandenen Räumlichkeiten an den Standorten zu erreichen.
So wird empfohlen, die Grundschulen Hackenberg (derzeit 2,5-zügig) und Wiedenest auf zwei Züge für die Grundversorgung zu begrenzen. Während in Wiedenest bis zur Fertigstellung des Anbaus in 2026 momentan eine Raumnot herrscht, sieht biregio aufgrund der zu erwartenden Geburtenrückgänge am Standort in Hackenberg keinen Bedarf einer räumlichen Erweiterung.
Die Sonnenschule im Zentrum sieht man für vier Züge rechnerisch groß genug aufgestellt. Für die prognostizierten 4,5 Züge wird empfohlen, drei derzeit fremdgenutzte Räume für zwei Klassen freizumachen und auch die restlichen Klassenräume umzustrukturieren. Die Stadtbücherei könnte dabei im Gebäude bleiben.
Das Erdgeschoss des KGS-Gebäudes sollte demnach künftig als Mensa genutzt werden. Die Lehrküche im Ost-West-Trakt sollte dafür aufgegeben werden. Rupp spricht von weitgehend leichten baulichen Eingriffen, die angesichts der schwierigen finanziellen Situation Bergneustadts trotzdem umsetzbar seien, zumal der Sonnenschule als Mitglied des Startchancenprogramms Fördermittel zustehen.
Eine weitere Empfehlung von biregio: Die Auflösung des katholischen Zweiges. Derzeit werden je nach Jahrgangsbreite ein oder zwei Eingangsklassen im katholischen Zweig und zwei Klassen in der Gemeinschaftsgrundschule gebildet. Dadurch komme es zu einer sozialen Trennung, die die gemeinschaftliche Beschulung konterkariere und auch zu höheren Klassenfrequenzen an den anderen beiden Grundschulen führe. Bislang fand eine Auflösung des katholischen Zweiges trotz Diskussionen aber keine Mehrheit.
Schulleiterin Gabriele von Blücher sieht dies nur schwer umsetzbar: „Das geht nur über den Elternwillen und würde zu Schwierigkeiten für die führen, die wählen wollen.“ Zudem führe der katholische Zweig aus ihrer Sicht zu keinen räumlichen Trennungen, da die Klassen sich auf denselben Trakten befinden.
Viel Diskussionspotential für Bergneustadts Politik, die den Schulentwicklungsplan einstimmig an den Stadtrat empfohlen hat.
KOMMENTARE
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Nach meinem Wissen, hat es im katholischen Zweig noch nie 2 Eingangklassen gegeben! Egal
wie stark der Jahrgang war. Im Gegenteil, es werden drei Eingangsklassen im Gemeinschaftszweig gestellt.
Auch weil Eltern nicht wissen, dass es den katholischen Zweig gibt.
"Soziale Trennung...die die gemeinschaftliche Beschulung konterkarieren" ?? Kann das der Verfasser bzw biregio durch eigene Wahrnehmung bestätigen? In allen Jahrgängen wird klassenübergreifend gearbeitet ,Arbeitspläne und Ausflüge geplant.
"Und auch zu höheren Klassenfrequenzen an den anderen beiden Grundschulen führt" - Woher kommt diese Annahme? Wie ist das zu verstehen? Wegen des katholischen Zweig, wählen Eltern lieber eine Einschulung an den anderen Grundschulen?!?
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