BLAULICHT

Acht Jahre nach der Tat: Prozess um brutale Attacke in Gummersbach wird neu aufgerollt

pn; 11.09.2024, 21:00 Uhr
Foto: Peter Notbohm ---- Drei Männer - hier mit ihren Anwälten und Dolmetschern - müssen sich seit Mittwoch am Landgericht Köln wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung verantworten. Bei einem Schuldsprucht droht auch eine Verurteilung wegen versuchten Totschlags.
BLAULICHT

Acht Jahre nach der Tat: Prozess um brutale Attacke in Gummersbach wird neu aufgerollt

pn; 11.09.2024, 21:00 Uhr
Gummersbach – Drei Männer müssen sich am Landgericht Köln wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung verantworten – Fall war 2017 vom Amtsgericht an das Landgericht verwiesen worden und wird nun wieder aufgenommen.

Von Peter Notbohm

 

Im Februar 2016 lauern fünf Männer zwei weiteren Männern im Hömicker Weg in Gummersbach-Steinenbrück auf. Es ist der 18. Februar am helllichten Tag. Sie verstecken sich gegen 13:25 Uhr in einem Gebüsch und sind bewaffnet mit einem abgebrochenen Stuhlbein, Holzlatten, Baseballschlägern und mindestens einem Messer. Im folgenden Gerangel erleiden die beiden Opfer zahlreiche Hämatome, einer der beiden Männer zudem zwei Schnittverletzungen: Am Hinterkopf eine sechs Zentimeter lange Wunde und am Nacken eine 14 Zentimeter lange Wunde. Anschließend flüchten die Täter in Richtung der Herreshagener Straße. Soweit zumindest die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft.

 

Nun über acht Jahre nach der blutigen Tat müssen sich Eason O. (43), Haias O. (47) und Laith O. (40) (Anm.d.Red.: alle Namen geändert) am Landgericht Köln verantworten. Angeklagt sind die drei Iraker, die alle längst nicht mehr im Oberbergischen, sondern in Essen und München leben, wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung. Ihre beiden mutmaßlichen Mittäter sind bis heute unbekannt geblieben. Das Verfahren war bereits 2017 am Amtsgericht Gummersbach eröffnet worden, dort aber kurz vor Weihnachten an das Landgericht verwiesen worden, da nach Ansicht des Schöffengerichts auch eine Verurteilung wegen eines versuchten Tötungsdeliktes in Betracht kam. Hierfür ist ein Schwurgericht zuständig. Seitdem war das Verfahren ausgesetzt, die Angeklagten saßen nicht in U-Haft.

 

Dass es für die 5. Große Strafkammer um den Vorsitzenden Richter Peter Koerfers ein schwieriger Prozess werden könnte, zeigte sich bereits beim Auftakt am Mittwoch. Nicht nur, dass die Tat über acht Jahre her ist, am ersten Verhandlungstag trafen die Richter auch auf eine Mauer des Schweigens. Eason O. ließ über seinen Verteidiger ausrichten, dass er sich schweigend verteidigen werde. Der Anwalt von Haias O. sagte lediglich, dass sein Mandant nicht an der Sache beteiligt gewesen sei. Etwas konkreter wurde der Verteidiger von Laith O.: Sein Mandant habe sich zum fraglichen Zeitpunkt mit seiner Frau und einem Freund in München aufgehalten und könne deshalb keiner der Täter sein.

 

Geschwiegen haben auch drei Familienmitglieder von Eason O., die sich alle auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht beriefen. Ein weiterer Angehöriger war dem Prozess gleich ganz ferngeblieben. Seine Frau gab an, dass er an Herz- und Atemproblemen leide und ein Arzt von langen Reisen abgeraten habe – ein entsprechendes Attest konnte sie allerdings nicht vorlegen.

 

Mehr Informationen erhofft sich die Kammer im Laufe des Verfahrens von weiteren Zeugen, der Polizei sowie Richter Ulrich Neef (Amtsgericht Gummersbach), der bereits am Freitag aussagen wird. Koerfers gab den Angeklagten den Hinweis mit, dass die Aussagen aus dem Verfahren am Amtsgericht sehr einfach in das neue Verfahren eingeführt werden können. "Der Sachverhalt  liegt lange zurück, daher bedarf es in diesem Verfahren einer besonderen Beobachtung", so der Richter.

 

Für den Prozess sind insgesamt sieben Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird für den 25. Oktober erwartet.

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