BLAULICHT

Den eigenen Opa ermordet? Der Angeklagte will schweigen

lw; 18.07.2023, 13:26 Uhr
Foto: Lars Weber --- Der Angeklagte zusammen mit seiner Rechtsanwältin Petra Eßer.
BLAULICHT

Den eigenen Opa ermordet? Der Angeklagte will schweigen

lw; 18.07.2023, 13:26 Uhr
Gummersbach – 22-Jähriger soll Großvater sediert und dann Haus in Brand gesetzt haben – Heute war Prozessauftakt in Köln.

Von Lars Weber

 

Äußerlich ruhig und ohne merkliche Gefühlsregung hat Daniel H. (Anm.d.Red.: Name geändert) heute den Prozessauftakt am Landgericht Köln von der Anklagebank verfolgt. Dem 22-jährigen Gummersbacher wird heimtückischer Mord in Tateinheit mit schwerer Brandstiftung vorgeworfen, wofür er sich seit heute vor der Schwurgerichtskammer um den Vorsitzenden Richter Peter Koerfers verantworten muss. Er soll am 13. Juli des vergangenen Jahres das Wohnhaus seines Großvaters in Dieringhausen in Brand gesetzt haben (OA berichtete), um diesen zu töten. Lange dauerte der heutige Termin nicht, zu dem auch viele Zuschauer erschienen waren. Bereits zuvor hatten sich das Gericht mit den Prozessbeteiligten darauf geeinigt, zum Start lediglich die Anklageschrift verlesen zu lassen.

 

Nur wenige Minuten benötigte die Staatsanwaltschaft dafür, die Ereignisse vom 13. Juli 2022 zu schildern. Demnach soll der junge Mann am Morgen zu seinem 83-jährigen Opa nach Dieringhausen gegangen sein. Ein Arztbesuch stand an. In diesem Rahmen soll der Angeklagte seinem Großvater zehn Tabletten Zopiclon Axcount verabreicht und ihn so sediert haben. Das Medikament wirkt vor allem schlaffördernd und beruhigend. Schon nach kurzer Zeit soll die Wirkung eingetreten sein, nach 11 Uhr soll der 83-Jährige bereits stark geschwächt gewesen sein. „Der Geschädigte rechnete nicht mit einer Gefahr“, so die Staatsanwaltschaft.

 

In einen Sessel soll der Enkel seinen Opa gesetzt und anschließend den Brand in dem Erdgeschoss des Wohnhauses gelegt haben. Womit er das Feuer entfachte, sei weiterhin unklar, so die Staatsanwaltschaft weiter. Dann soll der 22-Jährige die Wohnung zunächst verlassen haben. Der 83-Jährige habe das Feuer trotz der Medikamente bemerkt, es löschen oder um Hilfe rufen konnte er aber nicht mehr. Auf dem Weg nach draußen kollabierte er aufgrund einer Rauchvergiftung im Wohnungsflur.

 

Sein Enkel kam in der Zwischenzeit zurück. Er soll die Feuerwehr alarmiert und versucht haben, seinen Großvater nach draußen zu ziehen. Der Mann wurde noch vor Ort reanimiert, er starb jedoch einen Tag später im Krankenhaus. Rund drei Monate später waren die Ermittler überzeugt, dass der 22-Jährige das Feuer absichtlich gelegt haben soll - der Gummersbacher wurde vorläufig festgenommen. Seit dem 7. Oktober befindet sich Daniel H. in Untersuchungshaft.

 

Im Lauf des Prozesses soll nun nicht nur die Schuld des jungen Mannes geklärt werden, sondern auch welches Motiv er gehabt haben könnte. Unklar ist auch, weshalb er selbst die Feuerwehr rief und zurückkehrte, um seinen Großvater ins Freie zu befördern.

 

Zumindest von dem Angeklagten selbst sind jedoch zunächst keine Antworten auf diese oder andere Fragen zu erwarten. Seine Verteidigerin Petra Eßer kündigte an, dass sich ihr Mandant schweigend verteidigen möchte.

 

Insgesamt 16 Verhandlungstage sind angesetzt. Weiter geht es am Dienstag, 8. August. Das Urteil wird für den 20. Oktober erwartet.

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