BLAULICHT
Ein Drache mit Blaulicht für die Feuerdrachen
Wiehl – Ein ganz besondere Fahrzeugübergabe fand bei der neuen Wiehler Kinderfeuerwehr statt – Mini-Löschfahrzeug begeisterte Jung und Alt.
Von Lars Weber
Ein voller Erfolg für Groß und vor allem für Klein: Seitdem die Wiehler Kinderfeuer im November gestartet ist, haben alle zwei Wochen mittwochs ab 16:30 Uhr 20 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren und auch ihre insgesamt zehn Betreuer im neu eröffneten Feuerwehrgerätehaus in Bomig eine Menge Spaß. Kameradschaft und sozialer Zusammenhalt, ein spielerisches Heranführen an die Themen Feuerwehr und Brandschutz stehen bei den jüngsten Vertretern der Feuerwehr Wiehls im Zentrum (OA berichtete). Am Mittwochabend kamen die Kinder zu ihrem sechsten Dienst zusammen – und es sollte ein ganz besonderer werden. Denn mit dabei waren nicht nur Bürgermeister Ulrich Stücker und diverse Medienvertreter, den „Feuerdrachen“ wurde auch noch ein Mini-Löschfahrzeug übergeben, mit dem sie sich künftig schon fühlen können wie die erwachsenen Einsatzkräfte.
Bevor die Kinder aber ihre Überraschung bestaunten, startete nach der Begrüßung von Brandschutzerzieher Ronnie Müller, Hauptbrandmeister und stellvertretender Einheitsführer Oberwiehls, erst einmal der Dienst. Am Mittwoch auf dem Programm: Ein spannender Parcours in der Fahrzeughalle, aber nicht unter normalen Bedingungen. „Ihr bekommt auch Atemschutzgeräte auf den Rücken.“ Die Ankündigung Müllers sorgte direkt für die ersten Begeisterungsstürme. Natürlich handelte es sich dabei um kindgerechte, leichte Attrappen. Echte Atemschutzgeräte wiegen gut und gerne zehn Kilo.
An dem Parcours war die Ausrichtung der Kinderfeuerwehr dann auch gut zu erkennen. Die Kinder gingen zu zweit auf die Strecke mit verschiedenen Herausforderungen, von dunklen Tunneln bis zum Schieben auf einem Wagen. Der Clou: Ein Kind hatte jeweils die Augen verbunden und konnte nichts sehen. Teamwork, Vertrauen, Verantwortung für andere zu übernehmen, das alles sind wichtige Themen bei den Feuerdrachen, die spielend Selbstbewusstsein stärken. Und wer gerade nicht den Parcours absolvierte, feuerte seine Kameradinnen und Kameraden (neben 14 Jungs sind sechs Mädchen mit am Start) mit lauten „Feuerdrachen vor!“-Rufen an. Hilfestellung gaben außerdem die Betreuer, von denen zwei extra in die Feuerwehr eingetreten sind und nun der Unterstützungsabteilung angehören.
Der Wiehler Heldenbeutel
Wenn die „großen“ Feuerwehrleute gerufen werden, sind bei den Einsätzen immer wieder auch Kinder direkt oder indirekt betroffen. „Die Kinder sind in solchen Situationen emotional tief drin, es ist für sie eine besonders belastende Situation“, erklären Ronnie Müller und Pascal Petermann. Um die Kinder in diesen Ausnahmesituationen etwas abzulenken, haben die Wiehler um Brandschutzerzieher Müller den „Wiehler Heldenbeutel“ entwickelt. In dem roten Beutel befinden sich eine Trinkflasche, ein Malbuch mit Stiften, ein Geschicklichkeitsspiel und auch eine Badeente. „Wir werden nun unsere Fahrzeuge damit ausstatten, sodass bei jedem Einsatz die Heldenbeutel mit dabei sind. Das ist ein unbezahlbares Hilfsmittel!“
Vielen Kindern ist das Leben einer freiwilligen Feuerwehrkraft nicht fremd. Ihre Eltern leben ihnen den Einsatz für andere tagtäglich vor. Das merkt man auch, wenn man sich mit dem Nachwuchs unterhält. „Es ist cool zu lernen, wie man mit Feuer umgehen muss. Ich möchte Menschen helfen, dass ihr Haus nicht abbrennt“, sagte zum Beispiel Leonie. Mika liebt „so ziemlich alles“ an der Feuerwehr. Louis (6) liebt die Autos. „Und auch die Uniformen!“ Diese werden von der Stadt Wiehl gestellt, müssen also nicht von den Eltern der Kinder extra bezahlt werden. Und wenn die Kinder einmal in die Jugendfeuerwehr kommen, geben sie die Uniformen wieder ab und das nächste Kind freut sich darüber.
Die Stadt Wiehl hatte auch für die Überraschung gesorgt, die nicht nur von Bürgermeister Stücker, dem stellvertretendem Feuerwehrchef Pascal Petermann, Benno Preusche von der Firma Munk und Ronnie Müller mit Blaulicht in die Fahrzeughalle geschoben wurde, sondern auch „Grisu, der kleine Drache“ war mit dabei. Das von der Firma Munk produzierte Auto – der „Florian Wiehl Drache – 1“ - sieht nicht nur aus wie ein kleines Löschfahrzeug, innen und außen besitzt es fast auch sämtliche Funktionen wie ein großes – natürlich alles eine Nummer kleiner und in spielerisch. Die Basis bildet ein Industrieschiebewagen. „Die Idee wurde auf einer Messe entwickelt“, so Preusche, der selbst Feuerwehrmann in der Einheit Oberwiehl ist. Inzwischen hat die Firma schon 40 dieser Rollcontainer-Mini-Löschfahrzeuge in ganz Deutschland verkauft. Die Stadt nahm dafür 12.000 Euro in die Hand. „Ich habe ja schon so einige Feuerwehrautos übergeben, aber so eines noch nie“, sagte Bürgermeister Stücker.
Der Bürgermeister freute sich über das große Interesse an der neuen Truppe, es gibt schon eine lange Warteliste. „Ihr seid die jüngsten Ehrenamtler, die wir haben“, lobte er die Kinder für ihren Einsatz. „Ihr seid alle mit Herzblut dabei“, bedankte er sich auch für das Engagement sämtlicher Einsatzkräfte, die Teil der Truppe sind. Die soll bestenfalls später noch vergrößert werden, eine zweite Gruppe könnte noch kommen, wie Müller und Petermann berichteten. Allerdings wolle man zunächst einige Monate Erfahrungen sammeln, außerdem müsste für eine zweite Gruppe auch das Personal da sein.
Nachwuchssorgen plagen die Wiehler Feuerwehr aktuell jedenfalls nicht. Dies zeigt auch die Entwicklung der Jugendfeuerwehr, wo just von 60 Kräften 18 hochgezogen werden konnten, um die zweijährige Grundausbildung zu absolvieren. So sei nun wieder Platz in der Jugendtruppe, gab Petermann Auskunft. Mittelfristig soll die Jugendfeuerwehr aber noch weiterwachsen, um bis zu 100 Mitglieder aufnehmen zu können. Schließlich wollen ja auch möglichst viele Mädchen und Jungs aus der Kinderfeuerwehr den nächsten Schritt gehen…
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