BLAULICHT

Eskalierte Geburtstagsparty: Fliegende Kölschstangen, Beleidigungen und Pfefferspray

pn; 17.10.2025, 17:00 Uhr
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Symbolfoto: Peter Notbohm.
BLAULICHT

Eskalierte Geburtstagsparty: Fliegende Kölschstangen, Beleidigungen und Pfefferspray

pn; 17.10.2025, 17:00 Uhr
Waldbröl – Wegen Beleidigung, Bedrohung, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte muss sich derzeit ein Reichshofer (36) vor dem Amtsgericht Waldbröl verantworten.

Von Peter Notbohm

 

Diese Geburtstagsparty scheint gewaltig aus dem Ruder gelaufen zu sein. Glaubt man der Polizei dürfte in einem kleinen, beschaulichen Dorf in Waldbröl wohl jeder Einwohner am 13. April dieses Jahres von der Party mitbekommen haben – sei es durch stundenlange laute Musik oder einen späteren Großeinsatz der Polizei. Verantworten vor dem Amtsgericht Waldbröl muss sich wegen der dortigen Vorfälle nun Andreas B. (Anm.d.Red.: Name geändert). Die Staatsanwaltschaft wirft dem 36-Jährigen aus Reichshof Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, versuchte gefährliche Körperverletzung, Beleidigung und Bedrohung vor.

 

Bereits gegen 10 Uhr soll die Geburtstagsparty an dem Sonntag begonnen haben. Die Polizei wurde erstmals in den frühen Abendstunden alarmiert. Vor Gericht sprach ein Beamter von einer „lautstarken Veranstaltung und angeheizter Stimmung, über die sich Anwohner erst nach sieben oder acht Stunden beschwert haben“. Man habe es zunächst bei einer Ermahnung wegen Ruhestörung und der Androhung von Folgemaßnahmen belassen. Im weiteren Verlauf sei es aber auch zu einer Trunkenheitsfahrt durch einen Partygast gekommen. Nachdem sich der Lärmpegel nicht senkte und die Beschwerden blieben, tauchten die Beamten gegen 21 Uhr ein weiteres Mal auf – dieses Mal bereits mit Verstärkung und der klaren Ansage, dass die Party beendet sei.

 

Andreas B., ein Bär von einem Mann, soll sofort eskaliert sein. Laut Anklage beleidigte er die Polizisten als „scheiß Bullen“ und „Hurensöhne“. Gefolgt von Drohungen, dass er jeden Polizisten totschlagen werde. Um dies zu untermauern, habe er eine halbvolle Kölschstange in Richtung eines Beamten geworfen und sei anschließend mit geballten Fäusten auf die Beamten zugelaufen. Die reagierten unmittelbar mit dem Einsatz von Pfefferspray, woraufhin sich der Reichshofer mit tränenden Augen in eine angrenzende Garage hinter dem Bierwagen zurückgezogen habe.

 

Zusätzlich wurden weitere Einsatzkräfte aus Gummersbach und Eitorf (Rhein-Sieg-Kreis) hinzugezogen. „Wir waren am Ende mit zehn Beamten vor Ort. Ich kann mich an nichts Vergleichbares erinnern“, sagte ein Polizeibeamter aus. Aus der Garage habe man weitere Beleidigungen gehört, zudem sei eine weitere Kölschstange ungezielt in Richtung der Beamten geflogen. Die Polizisten seien bereits damit beschäftigt gewesen, die vollgestellte Garage auszuräumen, als das Geburtstagskind einen Anruf mit der Mutter von Andreas B. vermittelt habe, woraufhin sich der 36-Jährige doch widerstandslos mit zwei Paar Handschellen habe festnehmen lassen. Ein Alkoholtest ergab bei ihm schließlich knapp 1,5 Promille.

 

Andreas B. bestritt die Vorwürfe vor Gericht weitgehend: „Natürlich habe ich diskutiert. Schließlich kann ich bis 22 Uhr Lärm machen, ich darf ja auch arbeiten.“ Beleidigt habe er bis dahin aber niemanden, sei auch nicht mit Fäusten auf Polizisten zugelaufen und habe schon gar keine Gläser geworfen. „Ich habe es nur hochgehoben und kräftig auf den Tisch gestellt“, so der 36-Jährige, der seinen Alkoholpegel als „schon gut“ bezeichnete. Erinnerungslücken habe er aber keine. Das Pfefferspray habe er unvermittelt ins Auge gesprüht bekommen und sich daraufhin sofort in die Garage zurückgezogen. Dort sei er dann tatsächlich aggressiv geworden. Zumindest einen Teil der Vorwürfe räumte er ein: Er habe einen einzigen Polizisten beleidigt und gesagt, „wenn ich dich ohne Uniform sehe, haue ich dich um“.

 

Dass es in dem Verfahren nicht bei einem Prozesstag bleibt, lag an zwei abwesenden Entlastungszeugen. Diese konnten nicht ordnungsgemäß geladen werden, da die Post ungeöffnet zurückkam. Der einzige erschienene Entlastungszeuge konnte hingegen wenig beitragen, da er die Feier beim zweiten Eintreffen der Polizei bereits verlassen hatte: „Ich habe bei meiner Freundin im Ort übernachtet, dort aber keine Musik mehr gehört.“ Nach einem Rechtsgespräch mit Verteidigung und Staatsanwaltschaft setzte Einzelrichterin Svenja Defourny daher einen weiteren Verhandlungstag an, da eine Verurteilung ohne deren Aussagen nicht möglich sei.

 

Der Prozess wird fortgesetzt

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