BLAULICHT

Geschwisterstreit endet vor Gericht

pn; 09.01.2025, 14:08 Uhr
Symbolfoto: Peter Notbohm.
BLAULICHT

Geschwisterstreit endet vor Gericht

pn; 09.01.2025, 14:08 Uhr
Morsbach – Nach einem Streit auf offener Straße schlug ein 29-Jähriger seiner Schwester ins Gesicht – Dafür und wegen Trunkenheit am Steuer ist er nun vom Amtsgericht Waldbröl verurteilt worden.

Von Peter Notbohm

 

Das Verhältnis zwischen Geschwistern schwankt in manchen Fällen zwischen absoluter Liebe und purem Hass. Marian L. (Anm.d.Red.: Name geändert) und seine Schwester (22) dürften sich allerdings nicht mehr viel zu sagen haben. Vor dem Amtsgericht Waldbröl musste sich der Aachener (29) am Dienstag wegen mehrerer Delikte verantworten. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft: Körperverletzung, Beleidigung, Sachbeschädigung, Trunkenheit am Steuer sowie Fahren ohne Führerschein.

 

Konkret soll Marian L. seine Schwester am 1. März des vergangenen Jahres auf offener Straße in Morsbach zunächst massiv beleidigt und anschließend an den Haaren zu Boden gezerrt haben. Nachdem sich die Frau befreien konnte, soll es zu einer kurzen Verfolgungsjagd gekommen sein. Als er seine Schwester eingeholt hatte, soll er sie erneut zu Boden gerissen und anschließend mehrfach auf sie eingeschlagen haben.

 

Wie viel davon stimmte, konnte Einzelrichter Kevin Haase allerdings nicht ermitteln. Ihm reichte das Teilgeständnis des 29-Jährigen, der zumindest das an den Haaren ziehen und einen Schlag zugab. „Ich habe die Kontrolle verloren und sie angeschrien, dass sie sich aus meinem Leben heraushalten soll“, sagte er.  Mehr sei allerdings nicht passiert, behauptete er.

 

Die Schwester des Angeklagten war erst gar nicht vor Gericht erschienen. Angesichts der Fotos aus den Akten hatte der Richter allerdings Zweifel an ihren damaligen Aussagen. Manche Fotos sahen so aus, als ob mit Schminke nachgeholfen worden war und auch ein Arzt hatte keine Verletzungen feststellen können.

 

Zugegeben hat Marian L. auch die Sachbeschädigung. Kurz nach dem Vorfall mit seiner Schwester sei deren Ex-Freund plötzlich aufgetaucht und laut Aussage des Angeklagten mit einem Schlagstock auf ihn losgegangen. Er habe die Schläge zwar weitgehend abwehren können, aber auch einige blaue Flecken davongetragen. Nachdem er durch einen Notfallsanitäter verarztet worden war, sei er im betrunkenen Zustand nach Hause gegangen. Der Weg führte ihn am Haus des Ex-Freundes vorbei, wo er sich eine herumliegende Brechstange geschnappt und ein Fenster eingeschlagen habe. „Ob meine Schwester ihn beauftragt hat, weiß ich nicht, aber das war nur zehn Minuten nach dem ersten Vorfall“, sagte Marian L.

 

Deutlich weniger Erinnerungen hatte der 29-Jährige hingegen an den Abend des 5. Mai des vergangenen Jahres. Hier war er mit seinem Mofa auf der L 324 in Reichshof gestoppt worden. Er war einer Krankenwagenbesatzung aufgefallen, weil er im Vollrausch in Schlangenlinien vor ihnen auf der zweispurigen Straße hergefahren war und sie zudem angepöbelt hatte, nachdem sich die Männer um ihn kümmern wollten.

 

Polizisten stellten bei einer ersten Messung über zwei Promille fest, dazu fanden sich im Blut des Aacheners Spuren von THC, Amphetaminen und Kokain. „Ich hatte damals ein starkes Drogenproblem, weswegen ich auch weggezogen bin“, sagte der mehrfach einschlägig vorbestrafe Angeklagte. Bei den beiden Notfallsanitätern entschuldigte er sich vor Gericht für sein Verhalten. In Aachen warte er derzeit auf einen Therapieplatz.

 

Richter Haase verurteilte den 29-Jährigen wegen der Vorfälle zu einer siebenmonatigen Bewährungsstrafe und ordnete zudem eine 15-monatige Führerscheinsperre an. Das entsprach auch dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Bewährungszeit beträgt drei Jahre, zudem muss Marian L. 100 Sozialstunden ableisten. Diese kann er umgehen, wenn er eine stationäre Therapie erfolgreich abschließt. „Es ist ganz einfach: Bauen sie keinen Mist mehr, sonst fahren sie ein. Dafür reicht es schon, sich ans Steuer eines Autos oder auf einen Roller zu setzen“, so Haase. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

WERBUNG