BLAULICHT

Katastrophe an Brucher- und Lingesetalsperre: DLRG probt den Ernstfall

pn; 28.10.2024, 12:30 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung ---- Die Brucher- und die Lingesetalsperre dienten am Wochenende als Standort für zwei große Katastrophenszenarien im Rahmen der landesweiten Übungen der DLRG.
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Katastrophe an Brucher- und Lingesetalsperre: DLRG probt den Ernstfall

pn; 28.10.2024, 12:30 Uhr
Marienheide - Jährliche Übung des DLRG Nordrhein - 230 Einsatzkräfte testen sich und ihr Material in zwei Katastrophenszenarien.

Von Peter Notbohm

 

Der Fanclub eines Fußball-Bundesligisten campiert auf einem Zeltplatz an einer Talsperre. Nachts kommt es zu einem Starkregenereignis, durch das der Platz von der Außenwelt abgeschnitten wird und die weitgehend betrunkenen Fußballfans müssen sich teilweise auf Bäume retten. Was nun?

 

Unter anderem mit diesem Katastrophenszenario hatten es am Wochenende etwa 230 Einsatzkräfte der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Nordrhein zu tun. An der Bruchertalsperre und der Lingesetalsperre in Marienheide waren insgesamt vier Wasserrettungszüge an den landesweiten Übungen beteiligt.

 

Neben der Rettung von durch Hochwasser eingeschlossener Menschen stand auch die Brandbekämpfung über Wasser im Mittelpunkt der beiden Übungsszenarien. Frank Zantis, Leiter Verbandskommunikation der DLRG Nordrhein, sprach im Nachgang von zwei sehr realitätsnahen und herausragenden Szenarien. Mittels eines Brandsimulators wurde an der Bruchertalsperre ein Feuer an der Uferkante simuliert – für die Feuerwehr ein vollkommen unzugängliches Gelände.

 

Die Aufgabe bestand darin, eine große Feuerwehrpumpe, die sogenannte Tragkraftspritze, gemeinsam mit der Feuerwehr in einem Hochwasserboot zu transportieren und den Waldbrand vom Wasser aus zu löschen. „Ein Boot verhält sich mit der Pumpe völlig anders“, erklärt Zantis eine der Schwierigkeiten des Übungsszenarios. Zusätzlich erschwert wurde die Aufgabe dadurch, dass Menschen aus dem Waldbrandgebiet evakuiert, Schwerstverletzte zusätzlich an Land und auf dem Boot reanimiert werden mussten. „Das ist natürlich herausfordernd“, so der Pressesprecher.

 

Geübt wurde das gesamte Wochenende. Schon mit der Anreise am Freitag zum Übungsgelände in Wiehl-Brächen, wo die Einsatzkräfte untergebracht waren, begann die Übung. Denn: Auch wenn das DLRG ehrenamtlich arbeitet, müssen im Ernstfall gesetzliche Arbeitsregelungen eingehalten werden. Auch beim letzten echten Einsatz in Bayern hatte das DLRG Nordrhein eine lange Anreise.

 

[Götz Barkey (v.li.), Zugführer Wasserrettung Nordrhein 1, Sascha Wolf, Verbandsführer Landesverband Nordrhein, und Frank Zantis, Leiter Verbandskommunikation, besprechen die Übungsszenarien.]

 

Zudem wurde auch die Zusammenarbeit mit anderen Einheiten der Gefahrenabwehr trainiert. Neben der Feuerwehr Marienheide und dem Wupperverband waren auch das Technische Hilfswerk (THW) Gummersbach, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) sowie der Malteser Hilfsdienst Rettungsdienst (MHD) zur Unterstützung beteiligt. Ebenfalls im Einsatz: Mehrere Laiendarsteller, sogenannte Mimen, die sich – zumindest im Szenario der Betrunkenen auf dem überfluteten Zeltplatz – auch nicht unbedingt kooperativ zeigen sollten. Eben so realitätsnah wie möglich.

 

Doch nicht nur für die Einsatzkräfte des DLRG war es ein Test, auch das Material wurde ausgiebig auf seine Einsatzfähigkeit geprüft. Besonders im Fokus der Übung: Wo wird was am besten gelagert? An welchen Stellen lässt man optimalerweise die Rettungsboote ins Wasser? Wo wird nach der Rettung gelandet, um Verletzte schnellstmöglich an den Rettungsdienst zu übergeben?

 

Zentis sprach anschließend von einem sehr gelungenen Übungswochenende: „Einige Teilnehmer sind auch an ihre Grenzen gestoßen. Aber dafür sind die Übungen ja auch gedacht. Um danach zu wissen, bei welchen Themen weiter nachgeschärft und trainiert werden muss.“ Die Übungsleitung habe das Wochenende fast ein Jahr vorbereitet und befinde sich auch bereits in den Vorbereitungen auf das kommende Jahr.

 

Beim DLRG, der sein Material weitgehend durch Mitgliedsbeiträge und Spenden und nur zu einem sehr kleinen Teil mit Geldern vom Land finanziert, erhofft man sich, noch besser in Konzepte eingebunden zu werden. „Manches in die Jahre gekommene Material muss auch anders finanziert werden, damit wir unseren ehrenamtlichen Dienst auch weiterhin 365 Tage im Jahr zur Verfügung stellen können“, so der DLRG-Sprecher.

 

Zuletzt waren die Wasserrettungszüge Anfang Juni 2024 beim Hochwasser in Bayern und im Dezember 2023 in Oberhausen im Einsatz. Der bislang größte Einsatz liegt erst drei Jahre zurück: Im Sommer 2021 beim Starkregenereignis zum Sturmtief Bernd.

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