BLAULICHT
Lindlars Feuerwehr warnt vor „Vollkasko-Mentalität“
Lindlar - Jahresempfang der Feuerwehr Lindlar - Einsatzzahlen gingen im vergangenen Jahr stark zurück.
„Sie bekommen doch Geld dafür“. Unter anderem mit solchen Aussagen hatten Lindlars Feuerwehrleute im vergangenen Jahr zu kämpfen. Wehrleiter Axel Richerzhagen kritisierte auf dem Jahresempfang der Lindlarer Feuerwehr am Freitag die „zunehmende Vollkasko-Mentalität“ in der Gesellschaft, die sich in einem wachsenden Anspruchsdenken und in einer Erwartungshaltung äußere, dass im Notfall immer Hilfe bereitsteht.
Richerzhagen warnt: „Diese Einstellung kann dazu führen, dass die Verantwortung für die eigene Sicherheit und die der Gemeinschaft vernachlässigt wird.“ Viele Menschen würden sich darauf verlassen, dass die Feuerwehr und andere Rettungsdienst jederzeit zur Stelle sind, ohne sich aktiv mit den Themen Prävention und Eigenverantwortung auseinanderzusetzen. Damit sieht er eine Gefahr, dass das Bewusstsein für die Bedeutung von ehrenamtlichem Engagement und der eigenen Mitverantwortung in der Gesellschaft schwindet.
[Der scheidende Bürgermeister Dr. Georg Ludwig bekam bei seinem letzten Jahresempfang von der Wehrführung eine Stahlplastik als Dank für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren überreicht. Er spiegelt den Dank mit einem spontanen Kniefall für die Kameraden.]
Aus Sicht der Zahlen war 2024 ein relativ ruhiges Jahr für die Lindlarer Feuerwehr. 188 Einsätze (76 weniger als im Vorjahr) bedeuten den niedrigsten Wert seit 2020. Erschreckend hoch ist dabei aber die Zahl der Fehleinsätze. Jeder fünfte Einsatz erwies sich für die Feuerwehr als Fehleinsatz. Positiv dagegen: Der Anteil der Brände und Explosionen erreichte mit 16 Prozent ebenfalls einen Tiefstwert seit 2020.
[Markus Scheurer wurde für 50 Jahre Mitgliedschaft in der Freiwilligen Feuerwehr geehrt.]
Arbeitsreich war das abgelaufene Jahr aus Sicht der Feuerwehr dennoch. Mit der Ausbildung der Mitglieder, der Einführung neuer Technologien und der Umsetzung mehrerer Baumaßnahmen wurden laut Stefan Horn, stellvertretender Leiter der Feuerwehr, viele Schritte „in die richtige Richtung gemacht, um die Sicherheit in der Gemeinde Lindlar zu fördern“. Er dankte den Kameraden, die zahlreiche Fortbildungen und Lehrgänge besucht haben, für ihren unermüdlichen Einsatz in den vergangenen Monaten.
Leicht gestiegen sind die Mitgliederzahlen von Lindlars Feuerwehr: Insgesamt 289 Frauen und Männer (+4) sorgten zum Stichtag am 31. Dezember 2023 für die Sicherheit in der Gemeinde, davon 165 (+1) im aktiven Dienst. Gewachsen ist auch die Jugendfeuerwehr, die mittlerweile 37 Mitglieder (+6), darunter sieben Mädchen zählt und im vergangenen September ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Familientag gefeiert hat. Eine Änderung gibt es in diesem Jahr: Der langjährige stellvertretende Jugendfeuerwehrwart Matthias Förster ist nicht mehr im Amt, sein Nachfolger ist seit dem 27. April Carlo Clever.
Bei den Jüngsten, den „Löschtigern“, sind momentan 22 Kinder (-1) aktiv. Gemeindekinderfeuerwehrwart Oliver Knauf stellte zufrieden fest, dass man nicht über Nachwuchsprobleme klagen könne, da bereits die nächsten Löschtiger in den Startlöchern stehen würden.
[Neben Kreisbrandmeister Julian Seeger hielten auch Bürgermeister Dr. Georg Ludwig und der Beigeordnete Michael Eyer Grußworte.]
Investitionen in die Zukunft sind auch die neue Drehleiter, die bei einem Tag der offenen Tür im September feierlich in den Dienst gestellt wurde. „Sie hat sich seitdem schon bei vielen Einsätzen in der Gemeinde und darüber hinaus bewährt“, so Horn. Auch die Probleme mit dem Lieferanten der Brandschutzbekleidung habe man inzwischen zufriedenstellend gelöst bekommen.
In naher Zukunft soll auch eine neue Generation Schutzhelme folgen und die Funkgeräte auf eine komplett digitale Lösung umgestellt werden. Der stellvertretende Wehrleiter dankte zudem Verwaltung und Politik für die vollzogenen Baumaßnahmen in den Gerätehäusern Remshagen und Frielingsdorf/Scheel: „Jeder Euro, den die Gemeinde in ihre Feuerwehr investiert, ist eine sinnvolle Verwendung von Mitteln zum Schutz und zur Fürsorge ihrer Bürger.“ Die nächste Maßnahme steht aber bereits an: Der Standort des Löschzugs Lindlar muss räumlich erweitert werden, um die angespannte Lage dort aufzulösen.
KOMMENTARE
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
BILDERGALERIE