BLAULICHT
Mehr Kriminalität von Ausländern und Kindern
Oberberg – Kriminalitätsstatistik vorgestellt – Der Oberbergische Kreis ist nach wie vor der sicherste in NRW – Weniger Straftaten insgesamt, aber mehr Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung – Auch die Messergewalt sowie die Kriminalität von Ausländern und Kindern sind Thema.
„Wir sind der sicherste Landkreis in Nordrhein-Westfalen – nach wie vor“, sagte Landrat Jochen Hagt heute bei der Präsentation der Kriminalitätsstatistik – und startete damit mit einer außerordentlich guten Nachricht. Zum zweiten Mal infolge ist der Oberbergische Kreis hier Spitzenreiter, und auch die Aufklärungsquote ist mit über 61 Prozent hoch, heißt: Platz 4 landesweit. Ob mit Blick aufs Land oder speziell auf das Oberbergische: die Kriminalität sinkt. Bei der oberbergischen Polizei wurden im vergangenen Jahr 11.145 Fälle gezählt, und damit 3,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Doch klar ist auch: Die Entwicklungen der Deliktsbereiche sind unterschiedlich – und verlaufen zum Teil auch negativ.
Wie Carolin Hosius als Leiterin der Direktion Kriminalität ausführte, sind unter anderem Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit, Wohnungseinbruchdiebstähle, Rauschgiftdelikte und die Gewaltkriminalität im Vergleich zum Jahr 2023 gesunken. Bei den Rauschgiftdelikten schlagen sich in der Statistik auch die Auswirkungen des Konsumcannabisgesetzes nieder, das im vergangenen April in Kraft getreten ist. So hat die Polizei beim Cannabis-Besitz einen starken Rückgang um 34,2 Prozent auf 15,1 Prozent verzeichnet. Prozentual gestiegen sind Straftaten mit Amphetamin-Besitz (27 Prozent) und Kokain-Besitz (5,2 Prozent).
Gestiegen sind außerdem Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, Vermögens- und Fälschungsdelikte, die Straßenkriminalität, Diebstähle von Fahrzeugen und besonders der Diebstahl an oder aus Fahrzeugen. Dabei ist den Polizeibeamten vor allem eines aufgefallen: „Viele Menschen verschließen ihr Auto nicht“, sagte Hosius. Interessant sind für Kriminelle nicht nur im Auto liegende Wertgegenstände wie Laptops, sondern auch Radios sowie Airbags. Die Schadenssumme insgesamt liegt laut Statistik bei über 14,3 Millionen Euro – und ist damit über 2,4 Millionen Euro höher als im Vorjahr.
Gesprochen wurde bei der Vorstellung der Statistik auch über die Täter, die nach ihrer Verurteilung in einer Psychiatrie untergebracht werden – so etwa ein Gummersbacher, der im November 2023 Polizisten mit einem Messer angegriffen hatte (OA berichtete) oder auch ein Bergneustädter, der seinen Nachbarn im Dezember 2023 brutal zusammengeschlagen hatte (OA berichtete). Bei der Polizei gäbe es für solche Fälle seit drei Jahren die präventive Dienststelle „PeRiskoP“, wie Hosius sagte. Das Ziel: Straftaten im Vorfeld zu verhindern. Aber: „Das gelingt leider nicht immer“, ergänzte Hagt.
Tatverdächtige
Die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen liegt mit 5.234 Personen 3,2 Prozent unter dem Stand des Vorjahres. Rund 82 Prozent davon hatten ihren Wohnsitz im Oberbergischen. Die Ausländerkriminalität ist nach wie vor Thema. 11,7 Prozent der im Kreis lebenden Menschen hätten dem Landrat zufolge keinen deutschen Pass (+0,3 Prozent), bei den Tatverdächtigen machen sie trotzdem einen Anteil von rund 26 Prozent (+1) aus. Auch im Langzeitvergleich sei der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger kontinuierlich gestiegen. „Seit 2015 liegt der Wert über 15 Prozent“, sagte Hagt.
Auffällig ist mit Blick auf die Tatverdächtigen aber auch eine andere Entwicklung: Während es in den Altersgruppen Jugendliche, Heranwachsende und Erwachsene einen Rückgang der sogenannten Tatverdächtigenbelastungszahlen gab, stiegen die Zahlen der tatverdächtigen Kinder (also bis 14 Jahren) weiter an. „Das ist der Höchststand im Vergleich zu den drei Jahren davor“, sagte Carolin Hosius. Für das Jahr 2024 gibt die Statistik 1.574 tatverdächtige Kinder an, für das Jahr 2021 „nur“ 1.007 Kinder. Um diesem Trend entgegenzuwirken, arbeitet die Polizei im Rahmen der Landesinitiative „Kurve kriegen“ zusammen mit pädagogischen Fachkräften der Caritas.
Gestiegen sind auch die Anzeigen, die aufgrund von Messervorfällen erstattet worden sind. Habe es davon im Jahr 2023 laut Hosius noch 51 Fälle gegeben, wurden im vergangenen Jahr 89 Fälle erfasst. Meistens würde die Messergewalt von Männern ausgehen. Nur acht der insgesamt 89 Tatverdächtigen seien weiblich gewesen.
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Ob Vergewaltigung, sexuelle Nötigung oder Belästigung, sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, Exhibitionismus oder auch die Verbreitung, der Erwerb, der Besitz und der Herstellung von Kinderpornografie: all das sind Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Wie Carolin Hosius sagte, steigen die Fallzahlen im Bereich dieser Straftaten seit Jahren kontinuierlich an. Dabei führe die konsequente Ermittlungsarbeit im Bereich der Kinderpornografie und des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger eine steigende Entdeckung und Aufklärung von Straftaten in diesen Deliktsbereichen.
Die Anzahl der Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern ist mit 60 Straftaten im Vergleich zum Vorjahr (50 Straftaten) wieder gestiegen und befindet sich über dem Mittelwert der letzten fünf Jahre. Weiterhin ist der sexuelle Missbrauch von Jugendlichen von vier Fällen im Jahr 2023 auf zehn Fälle im Jahr 2024 gestiegen. Der Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie ist um vier Fälle auf 157 gesunken. Dieses Deliktfeld mache 33,8 Prozent aller Sexualdelikte aus. „Das große Dunkelfeld wird zunehmen aufgehellt“, sagte der Landrat dazu.
Fälle von Vergewaltigung erlangen im gesellschaftlichen Diskurs regelmäßig besondere Aufmerksamkeit und beeinträchtigen in besonderer Form das Sicherheitsgefühl. „In 81 Prozent der Fälle kannten sich Täter und Opfer bei der Vergewaltigung“, sagte Hosius. In 42 Prozent der Fälle handelte es sich um Verwandte.
[Insgesamt sanken die Straftaten im Oberbergischen Kreis von 2023 auf 2024 (-3,7%). Dies wurde in den Gemeinden Engelskirchen (-15,6 Prozent), Gummersbach (-16,9 Prozent), Lindlar (-3,9 Prozent) und Wipperfürth (-19,7 Prozent) deutlich. In den übrigen Gemeinden und Städten stiegen die Straftaten an, auffällig in den Gemeinden Nümbrecht (+11,8 Prozent), Reichshof (+16,7 Prozent) und Wiehl (14,9 Prozent). Die mit Abstand meisten Straftaten gab es in Gummersbach.]
Ein großes Thema sei laut Landrat Jochen Hagt auch der Wohnungseinbruchdiebstahl – und das, obwohl die Zahl der Wohnungseinbrüche in 2024 gegenüber dem Vorjahr um 17,3 Prozent (41 Straftaten) gesunken sei. Trotzdem appellierte der Landrat dafür, Türen und Fenster gut gegen Einbrüche zu schützen. Als „besonders verwerflich“ bezeichnete er die Betrugsversuche zum Nachteil älterer Menschen. Auch hier wollte der Landrat sensibilisieren: „Das sind miese Methoden. Die Tätergruppen sind oft im Ausland, hier sind nur die Boten unterwegs.“ Fälle aus diesem Deliktfeld aufzuklären, sei deshalb umso schwieriger.
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