BLAULICHT

Mit dem Handy den BMW des Freundes demoliert

lw; 28.05.2024, 20:00 Uhr
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Symbolfoto: Peter Notbohm.
BLAULICHT

Mit dem Handy den BMW des Freundes demoliert

lw; 28.05.2024, 20:00 Uhr
Waldbröl – Verfahren gegen 23-Jährige sollte eigentlich gegen Auflagen eingestellt werden – Da sie diese nicht befolgte, musste das Gericht wieder von vorne anfangen.

Von Lars Weber

 

Richter Kevin Haase konnte es nicht so richtig verstehen: „Warum sind Sie denn schon wieder hier?“ Damit meinte der Richter am Amtsgericht Waldbröl die 23-jährige Angeklagte Theresa A. (Anm.d.Red.: Name geändert). Die junge Frau aus Reichshof hatte vor etwa einem Jahr schon einmal auf der Anklagebank Platz genommen, weil die Staatsanwaltschaft ihr Sachbeschädigung und Trunkenheit im Straßenverkehr vorwarf. Man einigte sich damals darauf, dass Verfahren gegen eine Zahlung von 200 Euro einzustellen. Nur: Die 23-Jährige zahlte nicht. Und so durfte das Gericht den Fall wieder neu aufrollen. Das Ergebnis war zwar ähnlich, Richter Haase ging aber bei der Erfüllung der Auflage auf Nummer sicher…

 

Die Staatsanwaltschaft klagte Theresa A. an, am 22. Mai 2022 in Waldbröl zunächst einen BMW beschädigt und anschließend mit einem anderen Auto betrunken davon gefahren zu sein. Das Ganze soll mitten in der Nacht gegen 1:30 Uhr an einem Bauwagen in Waldbröl passiert sein. Laut Anklage war der Ärger über den damaligen Freund so groß, dass die 23-Jährige mit ihrem Handy auf das Auto des jungen Mannes eingeschlagen haben soll. Dabei ging unter anderem die Frontscheibe zu Bruch. Immerhin ein Schaden in Höhe von 1.750 Euro sei verursacht worden. Nach der ihr vorgeworfenen Alkoholfahrt habe die Polizei später Proben entnommen, wonach sie bis zu 1,15 Promille im Blut hatte.

 

Bevor sich die Angeklagte (erneut) zu den Vorwürfen einließ, versuchte sie die eingangs gestellte Frage des Richters zu beantworten. Der Plan war, wieder Vollzeit zu arbeiten, um das Geld aufbringen zu können, dann seien jedoch ihre Oma und ihre Mutter krank geworden und sie musste sich um ihre Geschwister kümmern. Irgendwann habe sie die Sache „verdrängt“ – dazu gehörten offensichtlich auch die Briefe des Richters. Weil sie zudem mit psychischen Problemen zu kämpfen habe, sei sie inzwischen in Behandlung.

 

Dafür habe die in Reichshof wohnhafte Frau inzwischen aber wieder einen Vollzeitjob – der jedoch sogleich wieder auf der Kippe stand aufgrund des Vorwurfs der Trunkenheit am Steuer. Denn ohne Führerschein hätte sie keine Chance, diesen auszuüben. Während die 23-Jährige das Demolieren des BMW ohne Umschweife zugab – es geschah aus Eifersucht -, gab sie an, sich nicht wieder ans Steuer gesetzt zu haben, nachdem sie getrunken hatte. Dass ihr Auto abseits der Straße stand, sei ein Fahrfehler bei einem Wendemanöver gewesen, der aber im nüchternen Zustand passiert sei.

 

Die entscheidende Aussage machte ausgerechnet der 24-jährige Ex-Freund der Frau. Demnach hatte er in einer Mail an das Gericht zugegeben, bei der Polizei in der Tatnacht eine Falschaussage gemacht zu haben. Darin schreibt er, dass er die Anschuldigung „aus Wut“ getätigt habe, es aber eine Lüge war, dass seine Ex-Freundin betrunken Auto gefahren sei. Eine Strafe ob der Falschaussage wurde dem Mann noch nicht aufgebrummt. Richter Haase machte aber deutlich, dass er „zu 99 Prozent“ damit rechnen sollte, dass da noch Post von der Staatsanwaltschaft kommt.

 

Damit war klar, dass die Angeklagte ihren Führerschein behalten durfte. Erneut soll nun das Verfahren gegen eine Geldauflage – dieses Mal über 300 Euro – eingestellt werden. Damit dies auch wirklich passiert, durfte die 23-Jährige kurzzeitig neben Richter Haase Platz nehmen, um an ihrem Handy die entsprechende Überweisung "live" in die Wege zu leiten. Die Bestätigung durfte die junge Frau dann dem Richter zeigen, der sie damit entlassen konnte. „Bitte, kommen Sie nicht wieder…“, gab er ihr noch auf den Weg.

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