BLAULICHT
Attacke auf Feuerwehrleute: Wenn Bier wichtiger als ein laufender Rettungseinsatz ist
Morsbach - Ein Morsbacher muss sich vor dem Amtsgericht Waldbröl verantworten - Der Vorwurf: Er wollte unbedingt auf einen für Rettungshubschrauber gesperrten Parkplatz auffahren.
Von Peter Notbohm
Eine Mutter und ihre drei Kinder wurden im August des vergangenen Jahres bei einem schweren Autounfall in Morsbach teils lebensgefährlich verletzt (OA berichtete). Zwei Mädchen mussten mit Rettungshubschraubern in Kliniken geflogen werden. Diese landeten damals auf dem Parkplatz eines Getränkemarktes. Hierfür wurde die Fläche von der Feuerwehr zeitweise als Landezone gesperrt.
Einem Autofahrer aus Morsbach (44) soll das gar nicht gepasst haben. Es soll mit den Einsatzkräften zu Streitigkeiten gekommen sein, weil der Mann unbedingt auf den Parkplatz auffahren wollte, um bestelltes Bier für eine Feier abzuholen. Der Vorfall hat inzwischen ein juristisches Nachspiel vor dem Amtsgericht Waldbröl. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Nötigung und Beleidigung vor. Zunächst soll er laut Anklage an der wartenden Schlange vorbeigefahren und anschließend auf die Feuerwehrleute zugefahren sein, damit diese ihm aus dem Weg gehen. Zudem soll er die Einsatzkräfte als „scheiß Feuerwehrleute“ beleidigt haben.
Ursprünglich sollte das Verfahren gegen Zahlung von 200 Euro eingestellt werden. Eine entsprechende Frist zur Rückmeldung ließ der Morsbacher aber ungenutzt, woraufhin das Verfahren von der Staatsanwaltschaft sogar zunächst wegen nicht ausreichendem Tatvorwurf komplett eingestellt wurde. Stattdessen wurde auf den Privatklageweg verwiesen. Laut einem Amtsgerichtssprecher legten zwei Feuerwehrleute hiergegen offiziell Beschwerde bei der Staatsanwaltschaft ein. Sie verwiesen demnach auch auf Bürgermeister Jörg Bukowski, der ob dieser Entscheidung entsetzt gewesen sei, da es sich um einen Angriff auf Einsatzkräfte gehandelt habe und damit ein besonderes öffentliches Interesse an der Verfolgung bestehe.
Das Verfahren wurde daraufhin zwar wieder aufgenommen, eine Entscheidung musste Anfang dieser Woche allerdings erneut vertagt werden. Zahlreiche Feuerwehrleute, Ordnungsamtsmitarbeiter und Polizisten waren vergeblich als Zuschauer gekommen. Sein Mandant habe sich den Termin falsch in seinem Kalender eingetragen, berichtete der Anwalt des Morsbachers zähneknirschend und bat um einen neuen Termin, schließlich wolle sein Mandant dieses „menschliche Versehen, wie es geschehen kann“, unbedingt aus der Welt räumen. Wann der Prozess fortgesetzt wird, steht noch nicht fest.
